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Die Anzahl an Booten und Piraten, die Plünderzüge durchführten, variiert stark. Während es anfangs noch um die zwei, drei Boote pro Angriff waren, stieg diese Zahl mit der Zeit drastisch, bis zur Erwähnung einer Flotte von 200 bis 500 Schiffen.
 
Die Anzahl an Booten und Piraten, die Plünderzüge durchführten, variiert stark. Während es anfangs noch um die zwei, drei Boote pro Angriff waren, stieg diese Zahl mit der Zeit drastisch, bis zur Erwähnung einer Flotte von 200 bis 500 Schiffen.
  
Koreanische Quellen berichten so von immensen Verlusten an Reisreserven durch Piratenangriffe. Die Goryeosa halten auch den Sieg gegen eine Angriffsgruppe von 3000 Wakō fest. Das soll beweisen, dass diese Piratengruppen aufgrund ihrer Größe keineswegs auf eigene Faust handeln konnten, sondern durch lokale Stammesführer kontrolliert werden mussten.
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Koreanische Quellen berichten so von immensen Verlusten an Reisreserven durch Piratenangriffe. Die ''Goryeosa'' halten auch den Sieg gegen eine Angriffsgruppe von 3000 Wakō fest. Das soll beweisen, dass diese Piratengruppen aufgrund ihrer Größe keineswegs auf eigene Faust handeln konnten, sondern durch lokale Stammesführer kontrolliert werden mussten.
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Die Plünderzüge selbst waren gekennzeichnet durch Massaker, sowie das Plündern und Verbrennen von Landsgütern. Erwähnt werden auch Praxen, die Reis und Wein involvierten, und bei denen sogar zwei- bis dreijährige Kinder als rituelle Opfer grausam hingerichtet wurden.
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Das Hauptinteresse der Piraten lag an Reisvorräten. Während zunächst fast ausschließlich Schiffsrouten überfallen wurden, wagten sich die Wakō mit der Zeit immer weiter ins Landesinnere. Dass Reis so hohe Priorität hatte, führt der Autor auf die geografische Lage ihrer Stützpunkte zurück.
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Die Inseln Iki und Tsushima sind äußerst hügelig, das anbaufähige Land beträgt lediglich 3-5% des gesamten Gebiets. Das alleine reichte nicht aus, um die Piraten ausreichend zu ernähren. Jedoch wäre es falsch, die Aktivitäten der Wakō nur auf diesen Faktor zu beschränken.
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Zur Zeit der Wakō-Aktivitäten befand sich Japan zwischen zwei Regierungssitzen im Zustand eines Bürgerkrieges. In diesen Umständen, die fast 60 Jahre anhielten, war die Kontrolle über Provinzen äußerst schwach. Das wiederum drängte vor allem einfache Krieger und Bauern in die Armut und in die Arme des Piratentums.
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Neben Reis galt der Interesse der Wakō auch Menschen. Quellen berichten von Massen-Entführungen, die teilweise bis zu 1000 Opfer umfassten. Auch hier gibt es Passagen im ''Goryeosa'', die diese Praxis behandeln. So wird berichtet, dass es auf koreanischer Seite zahlreiche Anstrengungen und Missionen nach Japan gab, um gefangene Landsleute zu befreien. Diese wurden festgehalten, um als Sklaven weiterverkauft zu werden oder um für sie Lösegeld zu verlangen. Das macht klar, dass den Wakō auch Menschenhandel nicht fremd war.  
  
 
==="Wakō Impostors were only a small minority"===
 
==="Wakō Impostors were only a small minority"===

Version vom 11. Mai 2016, 13:41 Uhr

Exzerpiertes Werk:

Jongwoo Na 2009
„Were the wako pirate groups controlled by Japanese tribal clans?“ In: Tongbuga Yŏksa Chaedan (Hg.), The foreseen and the unforeseen in historical relations between Korea and Japan. Seoul: Northeast Asian History Foundation 2009, S. 94–101. (Exzerpt.)

Einleitung

Im Rahmen eines Sammelbandes, das die Beziehungen zwischen Japan und Korea durch die Geschichte hindurch zum Thema hat, widmet sich diese Arbeit der Rolle, Zusammensetzung und Wirkungskraft der Wakō-Piraten. Als zentraler Punkt wird die Frage bearbeitet, ob die Plünderzüge der Wakō von japanischen Stammesführern kontrolliert und koordiniert waren.

Den Artikel sowie den gesamten Sammelband unterschreiben koreanische Autoren, was einen exemplarischen Einblick in die koreanische Seite des regionalen Diskurses zu den Wakō ermöglicht.

"Origins of the korean perception of japanese as invading people"

Einleitend wird festgehalten, dass Japan und Korea durch die bekannte Geschichte hindurch in ständigem Kontakt miteinander standen. Gleichzeitig wird aber auch hervorgehoben, dass diese Beziehung aufgrund von japanischen Invasionen auf Korea oft Krisen erleben musste. Durch solche Angriffe wurde in den Köpfen der Koreaner der Begriff "Japaner" zum Synonym für "Eindringling".

Die ersten Einfälle des Wa Volkes (auch Yamato, alter Name für Japan) datieren aus der Periode der Drei Königreiche (ca. 57 v. Chr. – 668 n.Chr.). Die Silla bongi (Aufzeichnungen von Silla) im Samguk sagi (Die Geschichte der Drei Königreiche) erwähnen japanische Einfälle schon in der Regentschaft von Park Hyeokgeose (68 v.Chr. – 4 n.Chr.).

Weitere Aufzeichnungen, sowie Begräbnismitschriften und Legenden über verschiedene Tempelbauten halten die Abneigungen gegenüber den japanischen Nachbarn fest. Das tiefsitzende Misstrauen gegenüber den Japanern ist aber vor allem auf die Goryeo-Periode (918–1392 n.Chr.) zurückzuführen.

An dieser Stelle wird festgehalten, dass japanische und koreanische Gelehrte das Thema Wakō sehr unterschiedlich aufgreifen und bearbeiten. Auf koreanischer Seite wird so oft der innere Machtkampf im damaligen Korea ignoriert, obwohl die dadurch entstandene instabile Staatsdynamik den Umfang der Einfälle maßgeblich beeinflusste.

Japanische Gelehrte wiederum behandeln das Thema Wakō im größeren, regionalen Kontext. Dadurch umfassen die einbezogenen Raubzüge nicht nur Korea, sondern auch China. Ein Argument, das daraus auf japanischer Seite hervorgeht, ist dass Korea nur geringfügig und am Rande von diesen Einfällen betroffen war.

Insofern werden die Wakō seitens japanischer Gelehrter als deutlich ungefährlicher und weniger destruktiv dargestellt, als sie tatsächlich waren. Teilweise werden sie sogar als Symbol der japanischen Vorherrschaft auf See gepriesen.

Hier hält der Autor fest, dass japanische Historiker einerseits die Stärke und den Plünderumfang der Wakō herunterspielen, und andererseits hervorheben, dass das Goryeo-Reich seine vollen Ressourcen im Kampf gegen diese Pirateneinfälle aufbringen musste.

Dies wird als verschleierter Spott der Macht Goryeos wahrgenommen – so sollen diese den Angriffen einer Handvoll Piraten nicht standgehalten haben. Deshalb ist es wichtig, in der Analyse der Wakō-Plünderungen die zeitgenössischen Beziehungen zwischen Japan und Korea unter die Lupe zu nehmen.

Von den 648 registrierten Piraten-Einfällen auf koreanischem Boden in den 220 Jahren zwischen der Goryeo- und der Joseon-Periode ereigneten sich ganze 519 in der Goryeo-Ära und 129 nach der Gründung des Joseon-Reiches. Dies deutet darauf hin, dass die stärksten Angriffe in den letzten Jahrzehnten der Goryeo-Periode stattgefunden haben.

"Massive theft of grain and abduction of people"

Wenn es um die Identität der Wakō geht, werden diese im Goryeosa (Geschichte von Goryeo) zunächst als waejeok, waeno, haedo oder gu bezeichnet, was soviel wie Wa-Banditen oder Meeresbanditen, oder einfach Banditen heißt. Die Bezeichnung Wakō als solche kann ungefähr bis in das Jahr 1278 zurückgeführt werden.

Der chinesische Begriff für die Wakō, Wokou, kann als Zwerg übersetzt werden. Vor allem laut japanischen Historikern soll diese Bezeichnung aus China heraus verbreitet worden sein, und wurde als Begriff für alle Piratengruppen verwendet, die die chinesische Küste angriffen. Weiters wird auf japanischer Seite behauptet, dieser Name hätte sich in Japan eingebürgert und wurde übernommen, ohne dass den Japanern selbst die Bedeutung des Begriffs klar war. Die Definition des Namens umfasst stellenweise auch ganz grob Piraten und bewaffnete Seehändler aus Korea oder Portugal, oder sogar gemischte Gruppen aus der ganzen Region.

Der Autor jedoch bezeichnet diese Argumente als faule Ausreden auf japanischer Seite, um sich von den Implikationen einer rein japanischen Plage in Ostasien zu lösen. Er hält an dieser Stelle auch fest, dass sogar japanische Historiker Sorgen darüber ausdrückten, dass in der Forschung zu den Wakō diese verleugnet wurden und Fakten aus dem Diskurs eliminiert wurden.

Hier schließt der Autor aufgrund verfügbarer Beweise darauf, dass der Begriff Wakō fast ausschließlich für japanische Piratengruppen verwendet wurde, die die Küsten von China und Korea plünderten.

Was zeitgenössische Aufzeichnungen betrifft, sind diese zuhauf in koreanischen und chinesischen Schriften aufzufinden, fehlen aber fast gänzlich auf japanischer Seite. Dies wird als Beweis aufgenommen, dass die Japaner schon damals an der Verschleierung der Wakō-Aktivitäten arbeiteten.

Die Schiffe und Boote der Wakō-Piraten wurden so so stets mit dem Banner samt der Aufschrift "Hachiman Daibosatsu" identifiziert, und die Beschreibungen der Piraten selbst heben ihr Aussehen und das Tragen japanischer Schwerter hervor. Die Bezeichnungen für diese Schiffe umfassen Bahansen (Piratenshiff), Bahan (Piraten - vietnamesischer Ursprung), oder auch Hachimansen.

Die Anzahl an Booten und Piraten, die Plünderzüge durchführten, variiert stark. Während es anfangs noch um die zwei, drei Boote pro Angriff waren, stieg diese Zahl mit der Zeit drastisch, bis zur Erwähnung einer Flotte von 200 bis 500 Schiffen.

Koreanische Quellen berichten so von immensen Verlusten an Reisreserven durch Piratenangriffe. Die Goryeosa halten auch den Sieg gegen eine Angriffsgruppe von 3000 Wakō fest. Das soll beweisen, dass diese Piratengruppen aufgrund ihrer Größe keineswegs auf eigene Faust handeln konnten, sondern durch lokale Stammesführer kontrolliert werden mussten.

Die Plünderzüge selbst waren gekennzeichnet durch Massaker, sowie das Plündern und Verbrennen von Landsgütern. Erwähnt werden auch Praxen, die Reis und Wein involvierten, und bei denen sogar zwei- bis dreijährige Kinder als rituelle Opfer grausam hingerichtet wurden.

Das Hauptinteresse der Piraten lag an Reisvorräten. Während zunächst fast ausschließlich Schiffsrouten überfallen wurden, wagten sich die Wakō mit der Zeit immer weiter ins Landesinnere. Dass Reis so hohe Priorität hatte, führt der Autor auf die geografische Lage ihrer Stützpunkte zurück.

Die Inseln Iki und Tsushima sind äußerst hügelig, das anbaufähige Land beträgt lediglich 3-5% des gesamten Gebiets. Das alleine reichte nicht aus, um die Piraten ausreichend zu ernähren. Jedoch wäre es falsch, die Aktivitäten der Wakō nur auf diesen Faktor zu beschränken.

Zur Zeit der Wakō-Aktivitäten befand sich Japan zwischen zwei Regierungssitzen im Zustand eines Bürgerkrieges. In diesen Umständen, die fast 60 Jahre anhielten, war die Kontrolle über Provinzen äußerst schwach. Das wiederum drängte vor allem einfache Krieger und Bauern in die Armut und in die Arme des Piratentums.

Neben Reis galt der Interesse der Wakō auch Menschen. Quellen berichten von Massen-Entführungen, die teilweise bis zu 1000 Opfer umfassten. Auch hier gibt es Passagen im Goryeosa, die diese Praxis behandeln. So wird berichtet, dass es auf koreanischer Seite zahlreiche Anstrengungen und Missionen nach Japan gab, um gefangene Landsleute zu befreien. Diese wurden festgehalten, um als Sklaven weiterverkauft zu werden oder um für sie Lösegeld zu verlangen. Das macht klar, dass den Wakō auch Menschenhandel nicht fremd war.

"Wakō Impostors were only a small minority"