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Version vom 21. Februar 2014, 18:59 Uhr
Varianten der Glücksgötter
Kisshō-ten
Die obigen Beispiel haben alle Kyōto als zentralen Raum, doch mit der Tokugawa-Zeit kamen diese religiösen Vorstellungen auch nach Edo. In Edo begann man, Schreinebesuche bei den sieben Glücksgöttern (shichifukuji mōde) zu absolvieren. Außerdem bin ich auf Berichte mit Bezug zu den Glücksgöttern gestoßen. Hinsichtlich der Orte gibt es darin jedoch einige Unterschiede: Unter den Pilgerschaften (mairi) zu den Sieben Glücksgöttern aus den „Jährlichen Aufzeichnungen der östlichen Hauptstadt“, Tōtosaijiki 東都歳事記 (in mehreren Auflagen ab 1838) findet man:
- Ōkuninushi (Daikoku) und Ebisu: entweder das Kanda Schrein-Gebiet oder die Umgebung von Kiyomizu-dō in Ueno
- Benten: Shinobazu-no-ike (Teich im Südwesten des Ueno-Parks)
- Bishamon: Yanaka Tennō-ji
- Jurōjin: am selben Ort, vor dem Hintereingang, Chōanzen-ji
- Hōtei: Nippori
- Fukurokuju: Denbata Saigyō-an (Denbata Saigyō-Eremitage)
Oder man ließ Jurōjin 寿老人 aus und besuchte stattdessen den Schrein (hokora 祠) von Kisshōten 吉祥天 vor dem Daibutsu in Ueno. Dass man Jurōjin aussortierte und die weibliche Kisshōten bzw. Kichijō Tennyo einfügte, weil man die Verdoppelung von Jurōjin 寿老人 und Fukurokuju 福禄寿 umgehen wollte, war wahrscheinlich ein Verbesserungsversuch aus der Edo-Zeit. Da diese Himmelsgöttin seit alters her über einen starken Kult verfügte, war ihre Wahl naheliegend. Man nahm an, dass man durch sie alle störenden Hemmnisse der bitteren Armut beseitigen und Reichtum, Ehre und Fruchtbarkeit erlangen könne.
Im Jahr Genroku 11 (1698) erschien eine „Überlieferung der Sieben Glücksgötter Japans“ Nihon Shichifukujin-den 日本七福神伝. [Auch] darin sind Fukurokuju und Jurōjin zum Alten des Südpolarsterns (Nankyoku Rōjin 南極老人)[1] verbunden und Kisshōten an Stelle des fehlenden Glücksgottes hinzugefügt.
Shōjō und die sieben Glücksgötter
Aber im Nachschlagewerk Gōrui Setsuyō 合類節用 („Einfaches Wörterbuch der passenden Art“) aus derselben Genroku-Zeit wird statt Jurōjin Shōjō 猩々 [2] ergänzt. Dass man ein Tier, etwa Fuchsgötter oder Schlangengötter, zu einem Glücksgott macht, ist keinesfalls undenkbar. Doch in diesen Fällen werden die Tiere mit Gottheiten wie Inari 稲荷神 oder Ugajin 字費神 identifiziert. Shōjō dagegen unterscheidet sich diesbezüglich von diesen Fällen. Dass man ein Tier selbst, wie eben Shōjō, [zu den Glücksgöttern] hinzufügte, beruht auf einem Volksglauben der Muromachi-Zeit, wonach dieser einen menschlichen Körper hat und den Menschen Glück bringt.
Die Auswahl und Anzahl der Glücksgötter: Sieben oder acht Glückgötter ?
Davon abgesehen wurden noch andere Glücksgötter in die Auswahl genommen. Die Glücksgötter eines Votivbilds, das im Jahr Shōtoku 2 (1712) in Kyōtos Kiyomizudera 清水寺 aufgehängt wurde, stellen als Schaubild die Situation des „Unterhaltungsvergnügens der sieben Glücksgötter“ Shichifukujin kyōraku yūgi 七福神享楽遊戯 dar. Die gewöhnlichen sieben Glücksgötter sind als Eremiten nebeneinander gestellt, aber hier ist andererseits dargestellt, wie Oto Gozen 乙御前, also お多福 Otafuku [3] eine Sakeflasche nimmt und Sake in die große Trinkschale des Hōtei einschenkt. Das heißt, es sind tatsächlich acht Glücksgötter. Man war sich offenbar bewusst, dass anfangs Ama no Uzume no Mikoto 天鈿女命 hinzu gezählt wurde. Uzume wurde also durch Oto Gozen ausgetauscht und verdoppelte Benzaiten, die ihrerseits mit ihr ausgewechselt worden war. So kam zu den sieben Glückssegnungen noch ein weitere Segen hinzu. Dennoch blieb die Konstellation in den zentralen Punkten dieselbe: Ähnlich wie Hōtei von Kindern in chinesischer Kleidung, Daikoku von Mäusen oder Jurōjin von Hirschen begleitet wird, wurde Otafuku den Glücksgöttern als Helferin hinzugefügt. Es ist daher nicht anzunehmen, dass es sich um eine Gruppierung von acht Glücksgöttern handelt.
Weiters gibt es ein Verzeichnis der Kunstschätze des Kokūzō Tempels[4] auf Asamagatake in Ise, die laut Shioshiri 419 im Jahr 1713 ausgestellt wurden, in welchem die Sieben Glücksgötter unter folgenden Namen aufscheinen:
Dass man der Gruppe Kokūzō Bosatsu, den Hauptverehrungsgegenstand des eigenen Tempels, hinzufügte, ist wohl eine neue Erfindung. Auch machte man Fukurokuju und Jurōjin zu einem und ersetzte den seltsamen Hōtei durch Inari. Das mag eine passende Kombination gewesen sein, die sich vielleicht auch in der Welt verbreitete. Dass man derartige Kombinationen vornahm, ist jedenfalls ein Beweis dafür, dass noch nicht jeder einzelne Charakter der Glücksgötter festgelegt worden war. Außerdem beweist [die Kombination des Kokūzō Tempels], dass die anfänglichen amüsanten Spielereien der Glücksgötter abnahmen, während sie als Gegenstand der Verehrung wichtiger wurden.
Keiner dieser Innovationen, ob Kokuzō und Inari, oder Kisshōten und Shōjō, gelang es jedoch dauerhaft in die Gruppe aufgenommen zu werden, auch wenn Kisshōten recht hohes Ansehen genoss.
Rein japanische Varianten
Im Jahr Genbun 2 (1737) entrüstete sich Masuho Zankō über die Tatsache, dass die allgemein überall verbreiteten Glücksgötter bis auf Hiruko alle aus dem Ausland sind. Er verfasste daher eine „Beschreibung der sieben Glücksgötter“ Shichifukujin Denki 七福神伝記 und entwarf darin eine neue Kombination bestehend aus: Ōnamuchi no mikoto 大己貴尊, Kotoshironushi 事代主命, Itsukushima Daimyōjin 厳島大明神, Amanohohi no mikoto 天穂日命, Kōra Daimyōjin 高良大明神, Kashima Daimyōjin 鹿島大明神 und Sarutabiko Daimyōjin 猿田彦大明神. Abgesehen von Daikoku als Ōnamuchi, Ebisu als Kotoshironushi und Benten als Itsukushima, setze er also Kōra statt Jurōjin für die Langlebigkeit ein, Kashima statt Bishamonten für den Krieg, und Amanohohi no mikoto und Sarutabiko für Hōtei und Fukurokuju, aber auch das setzte sich nicht durch.
Nachdem schließlich Yamamoto Hokuzan in seinen „Überlegungen zu den sieben Glücksgöttern“ Shichifukujin-kō 七福神考 aus dem Jahr 1799 die seit dem Kyōgenki 狂言記 allgemein verbreiteten Glücksgötter endgültig festlegte, hört man kaum mehr eine andere Meinung. Kürzlich sah ich ein Bild eines Priesters des Imamiya Jinja in Ōsaka, wo dieser dem Beispiel Masuhos folgend erneut nur Glücksgötter aus Japan darstellt, doch dies ist wiederum nur eine auf Imamiya begrenzte Angelegenheit und es ist nicht anzunehmen, dass diese Vorstellung weite Verbreitung findet.
Anmerkungen
- ↑ 南極老人 - alter Mann des Südpols (Stern), Personifikation des Südpolarsterns, anderer Name für Fukurokuju, einen der sieben Glücksgötter, Canopus, der angeblich von Südchina aus gesehen werden kann, Stern des langen Lebens
- ↑ Shōjō 猩々 - chinesisches Fantasietier, eine Art Affe, menschenähnlich, mit roten Händen, begreift die Sprache der Menschen und man sagt, dass er viel Sake trinkt, es gibt auch ein Nō-Drama mit dem Namen Shōjō 猩々, in der Zoologie nennt man die Menschenaffen der Orang Utan, die in waldigen Gebieten Sumatras oder Borneos leben, Shōjō 猩々, außerdem ein Wassergeist oder Seeungeheuer mit hellem, rotem Haar, das große Mengen von heiligem, weißem Sake trinkt
- ↑ お多福 Otafuku: ein populärer, manchmal negativ konnotierter Name von Uzume. Er bedeutet "große Brüste" und wird gewöhnlich scherzhaft für vulgäre und unförmige bzw. massige Frauen verwendet. Bilder von お多福 Otafuku werden von den Menschen beim Festival Tori no Machi an den drei Schreinen Ōtori-jinja während der Tage des Hahns tori no hi des 11. Monats (jetzt November) in einem Umzug getragen. Die Leute kaufen kumade (Bambusrechen) mit mehr oder weniger ornamentalem Design und nehmen shintoistische Embleme mit, um Glück für das nächste Jahr anzuziehen (Brauch von Tōkyō). In diesen Tagen wurde das hintere Tor von Yoshiwara geöffnet.
- ↑ Bodhisattva Kokūzō 虚空蔵 = Akasagarbha, der Bodhisattva, dessen Segensfülle und Weisheit so weit wie der grenzenlose Raum ist
Literatur
Davis, Frederick Hadland 2007 Myths and Legends of Japan. New York: Cosimo, 359-362.
Joly, Henri L. 1967 Legend in Japanese Art. A Description of Historical Episodes, Legendary Characters, Folklore, Myths, Religious Symbolism Illustrated in the Arts of old Japan. Rutland / Tôkyô: Charles E. Tuttle.
Okada Yoneo 1968 "Inari shinkō", Encyclopedia Japonica 2. Dainihonhyakkajiten. Tōkyō: Shōgakukan, 220.
Ōtō Tokihiko 1969 "shōjō", Encyclopedia Japonica 9. Dainihonhyakkajiten. Tōkyō: Shōgakukan, 424.
Pörtner, Peter 2006 Japan. Von Buddhas Lächeln zum Design - Eine Reise durch 2500 Jahre japanischer Kunst und Kultur. Ostfildern: DuMont.
Satō Norimasa 2001 Nihonkokugodaijiten. Tōkyō: Shōgakukan
Schumacher, Mark 2013 “Seven Lucky Gods of Japan” A to Z Photo Dictionary. Japanese Buddhist Statuary. Gods, Goddesses, Shintō Kami, Creatures and Demons, 1995-2013. http://www.onmarkproductions.com/html/seven.shtml (14.02.2014 09:49)