Exzerpt:Shimazono 2009: Unterschied zwischen den Versionen
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Shimazono Susumu, geboren 1948 und seit 1972 Professor für religiöse Studien an der Universität von Tōkyō, behandelt in seinem Artikel, wie er es auch selber in der Einleitung sagt, hauptsächlich drei Punkte in Verbindung mit dem "Staatsshintō" in der Meiji-Zeit: | Shimazono Susumu, geboren 1948 und seit 1972 Professor für religiöse Studien an der Universität von Tōkyō, behandelt in seinem Artikel, wie er es auch selber in der Einleitung sagt, hauptsächlich drei Punkte in Verbindung mit dem "Staatsshintō" in der Meiji-Zeit: | ||
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*Das Trainingssystem für (neue) Shintō-Priester | *Das Trainingssystem für (neue) Shintō-Priester | ||
Er beginnt mit einer Aufarbeitung verschiedener, momentaner Standpunkte in der Forschung zu dem übergreifenden Thema des Staatshintō. Besonders zwei Autoren werden hervorgehoben. | Er beginnt mit einer Aufarbeitung verschiedener, momentaner Standpunkte in der Forschung zu dem übergreifenden Thema des Staatshintō. Besonders zwei Autoren werden hervorgehoben. | ||
− | Helen Hardacre mit ihrem Werk Shintō and the state von 1989, welches einen guten Überblick die Beziehung zwischen Staat und Shintō gibt, aber sich auch mit Fragen über den Begriff " | + | |
− | Der zweite wichtige Autor auf den Shimazono später auch immer wieder, oftmals kritisch, verweist, ist Murakami Shigeyoshi | + | Helen Hardacre mit ihrem Werk ''Shintō and the state'' von 1989, welches einen guten Überblick über die Beziehung zwischen Staat und Shintō gibt, aber sich auch mit Fragen über den Begriff "Shintō" an sich beschäftigt. Die Rolle des Shintō, als etwas das nicht nur vom Staat gefördert wurde, sondern auch aktiv vom Volk aufgenommen wurde, spielt ebenfalls eine Rolle. |
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− | Wie er erklärt gab es v.a. bis 1900 nur sehr wenig Fördermittel für die Schreine und deren Priester, obwohl diese eigentlich, neben dem | + | Die vernachlässigte Behandlung führte nicht nur zur Schließung von Schreinen (1914: 200.000 -> 120.000 Schreine landesweit), sondern auch zu Problemen in der Ausbildung von neuen Priestern. Während der ersten beiden Phasen wurden diverse Schulen gebildet und die Administration zwischen den Ministerien und Institutionen hin und her geschoben. Zwei Beispiele sind die kōten kōkyūsho und die 1882 von Prinz Kuni no miya Asahiko gegründete kōgakkan (auch ''jingū kōgakkan'' 神宮皇學館). Beide wurden zwar von staatlicher Seite anerkannt, aber in keinster Weise gefördert. |
− | Die vernachlässigte Behandlung führte nicht nur zur Schließung von Schreinen (1914: 200.000 -> 120.000 Schreine landesweit), sondern auch zu Problemen in der Ausbildung von neuen Priestern. Während der ersten beiden Phasen wurden diverse Schulen | + | |
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+ | Auf Schulfesten und während Schreinbesuchen wurde die Verehrung des Staates und des Tennō geübt. Die Schulen wurden immer mehr als Plätze angesehen an denen man "gute Ethik" lehren kann und dem Volk einen darauf basierenden Charakter anerzieht. In der zweiten Phase machten sich diese Methoden sehr bemerkbar, als es zu einem starken Anstieg der Popularität des Staatsshintō in allen Gesellschaftsschichten kam. Shimazono bringt auch Auszüge von Schulregeln aus dem Jahr 1928 in denen die Teilnahme an öffentlichen (Neujahr bspw.), aber auch an schulischen Aktivitäten (Abschlussfeier, Morgenappell etc.) aufgelistet werden und auch diese sollen im Sinne des Landes und zur Verehrung des Herrschers dienen. Sogar, auch wenn sie nicht stark mit (Staats)Shintō verbunden sind, so wurden auch der sino-japanische und der russisch-japanische Krieg für neue Riten missbraucht, wie etwa im Yasukuni Schrein. | ||
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+ | Interessanterweise wurden für die Schulbücher teilweise aus dem Englischen und Chinesischen Texte übersetzt, wenn sie zur zu indoktrinierenden Ideologie passten. Auch auf buddhistische Texte wurde zurückgegriffen. Weiters wurde in der Geschichtserziehung nur wenig über die ursprüngliche, mythische Zeit der Götter, welche als Quelle für ''kokutai'' herangenommen wurde, gelehrt und nur die Zeit ab Jinmu Tennō waren Gegenstand des Unterrichts. | ||
+ | Im Endeffekt lässt sich sagen, dass eine kritkfreie Liebe zu Land und Tennō versucht wurde den Menschen zu verinnerlichen. | ||
Version vom 31. Oktober 2011, 01:47 Uhr
STATE SHINTO IN THE LIVES OF THE PEOPLE
The establishment of emperor worship, modern nationalism, and shrine Shinto in late Meiji
Shimazono Susumu, geboren 1948 und seit 1972 Professor für religiöse Studien an der Universität von Tōkyō, behandelt in seinem Artikel, wie er es auch selber in der Einleitung sagt, hauptsächlich drei Punkte in Verbindung mit dem "Staatsshintō" in der Meiji-Zeit:
- Das Ritensystem der Tennō-Verehrung
- Das Erziehungssystem unter dem Einfluss der nationalistischen Propaganda
- Das Trainingssystem für (neue) Shintō-Priester
Er beginnt mit einer Aufarbeitung verschiedener, momentaner Standpunkte in der Forschung zu dem übergreifenden Thema des Staatshintō. Besonders zwei Autoren werden hervorgehoben.
Helen Hardacre mit ihrem Werk Shintō and the state von 1989, welches einen guten Überblick über die Beziehung zwischen Staat und Shintō gibt, aber sich auch mit Fragen über den Begriff "Shintō" an sich beschäftigt. Die Rolle des Shintō, als etwas das nicht nur vom Staat gefördert wurde, sondern auch aktiv vom Volk aufgenommen wurde, spielt ebenfalls eine Rolle.
Der zweite wichtige Autor auf den Shimazono später auch immer wieder, oftmals kritisch, verweist, ist Murakami Shigeyoshi (村上重良) mit dem Buch Kokka Shintō (1970).
Murakami spricht von vier Phasen in die man die Entwicklung des Staatsshintō einordnen kann. Shimazono stimmt zwar mit der zeitlichen Einordnung großteils überein, kritisiert aber, dass die Definitionen nicht ganz korrekt sind und stellt eine modifizierte Einteilung auf:
1. Phase | 1868 - 1890 | Formierung des Staatsshintō |
2. Phase | 1890 - 1910 | Etablierungsphase |
3. Phase | 1910 - 1931 | Durchbruchsphase |
4. Phase | 1931 - 1945 | Faschistische Phase |
Im Artikel wird hauptsächlich auf die 2. Phase und das Ende der ersten Phase eingegangen.
Zwei inhaltliche Fehler, nach Shimazono, die Murakami macht sind zum einen, dass eine Verbindung zwischen dem Shintō am kaiserlichen Hof und der kokutai (国体; Ideologie der Einzigartigkeit Japans) Idee aufgezeigt, aber nicht erklärt werden und, dass nicht auf die Rolle des Volkes als aktiver Teilhaber am Shintō eingegangen wird. Auch findet Shimazono, dass die Macht und der Einfluss von Shintō-Priestern, wie auch des Shintō an sich, viel zu stark eingeschätzt wird.
Wie er erklärt gab es v.a. bis 1900 nur sehr wenig Fördermittel für die Schreine und deren Priester, obwohl diese eigentlich, neben dem indoktrinierenden Schulsystem, als Rückgrat für den Staatsshintō galt, da sie als Vermittler des Glaubens für das Volk dienten. Teilweise gab es sogar Bewegungen in der Bevölkerung die sich für mehr staatliche Förderung für ihre jeweiligen lokalen Schreine laut einsetzen.
Die vernachlässigte Behandlung führte nicht nur zur Schließung von Schreinen (1914: 200.000 -> 120.000 Schreine landesweit), sondern auch zu Problemen in der Ausbildung von neuen Priestern. Während der ersten beiden Phasen wurden diverse Schulen gebildet und die Administration zwischen den Ministerien und Institutionen hin und her geschoben. Zwei Beispiele sind die kōten kōkyūsho und die 1882 von Prinz Kuni no miya Asahiko gegründete kōgakkan (auch jingū kōgakkan 神宮皇學館). Beide wurden zwar von staatlicher Seite anerkannt, aber in keinster Weise gefördert.
1906 und hauptsächlich ab 1913 begann sich die Lage für die Schreine auf Grund von Umdenken in der Führung zu verbessern. Die Schreine wurden über die Jahre stärker organisiert und die Ausübung der Rituale konnte verbessert werden. In der ersten Phase kam es in Folge stärkerer Trennung von Buddhas und kami auch zu einer Umwandlung von buddhistisch-schintoistischen Orten in rein-schintoistische.
Schulen hingegen wurden relativ bald für die Indoktrinierung des Volkes herangezogen. Bereits in den 1880ern wurden Bilder des Meiji Tennō an alle Schulen des Landes ausgesandt und es gab diverse Direktiven welche die Verehrung des Herrschers und den Heimatpathos fördern sollten.
Auf Schulfesten und während Schreinbesuchen wurde die Verehrung des Staates und des Tennō geübt. Die Schulen wurden immer mehr als Plätze angesehen an denen man "gute Ethik" lehren kann und dem Volk einen darauf basierenden Charakter anerzieht. In der zweiten Phase machten sich diese Methoden sehr bemerkbar, als es zu einem starken Anstieg der Popularität des Staatsshintō in allen Gesellschaftsschichten kam. Shimazono bringt auch Auszüge von Schulregeln aus dem Jahr 1928 in denen die Teilnahme an öffentlichen (Neujahr bspw.), aber auch an schulischen Aktivitäten (Abschlussfeier, Morgenappell etc.) aufgelistet werden und auch diese sollen im Sinne des Landes und zur Verehrung des Herrschers dienen. Sogar, auch wenn sie nicht stark mit (Staats)Shintō verbunden sind, so wurden auch der sino-japanische und der russisch-japanische Krieg für neue Riten missbraucht, wie etwa im Yasukuni Schrein.
Interessanterweise wurden für die Schulbücher teilweise aus dem Englischen und Chinesischen Texte übersetzt, wenn sie zur zu indoktrinierenden Ideologie passten. Auch auf buddhistische Texte wurde zurückgegriffen. Weiters wurde in der Geschichtserziehung nur wenig über die ursprüngliche, mythische Zeit der Götter, welche als Quelle für kokutai herangenommen wurde, gelehrt und nur die Zeit ab Jinmu Tennō waren Gegenstand des Unterrichts.
Im Endeffekt lässt sich sagen, dass eine kritkfreie Liebe zu Land und Tennō versucht wurde den Menschen zu verinnerlichen.
Quellen