Setsuwa: Unterschied zwischen den Versionen

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''Setsuwa'' 説話, auch ''setsuwa bungaku'' 説話文学, bezeichnet eine volkstümliche Gattung der japanischen Erzählliteratur. Der Ausdruck wurde in der Meiji-Zeit 明治時代 (1868-1912) eingeführt. Meist beziehen sich die Erzählungen auf das Ungewöhnliche und auf übernatürliche Ereignisse, geben dabei aber vor, tatsächlich passierte Geschehnisse zu erzählen.
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''Setsuwa'' 説話, auch ''setsuwa bungaku'' 説話文学, bezeichnet eine volkstümliche Gattung der japanischen Erzählliteratur. Der Ausdruck wurde in der [[Meiji-Zeit]] 明治時代 (1868-1912) eingeführt. Meist beziehen sich die Erzählungen auf das Ungewöhnliche und auf übernatürliche Ereignisse, geben dabei aber vor, tatsächlich passierte Geschehnisse zu erzählen.
  
Ursprünglich eine eigene Gattung, neben ''shinwa'' 神話 (Mythen) und ''densetsu'' 伝説 (Legenden), wurden ''setsuwa'' im Laufe der Zeit als Bezeichnung für Sammlungen von Kurzgeschichten, die zwischen etwa dem 9. und dem 14. Jahrhundert entstanden, verwendet. Die Setsuwa- Literatur stellt den Grundstein der volkstümlichen Literatur der Muromachi-Zeit 室町時代 (1338-1573) und Tokugawa-Zeit 徳川氏時代 (1603-1868) dar. Der Ausdruck ''setsuwa'' an sich wurde erst in der [[Meiji-Zeit]] 明治時代 (1868-1912) ein der Allgemeinheit bekannter Begriff.  
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Ursprünglich eine eigene literaturgeschichtliche Gattung neben ''shinwa'' 神話 (Mythen) und ''densetsu'' 伝説 (Legenden) —  wurde ''setsuwa'' im Laufe der Zeit als Bezeichnung für Sammlungen von Kurzgeschichten, die zwischen etwa dem 9. und dem 14. Jahrhundert entstanden, verwendet.  
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Die meisten ''setsuwa''-Sammlungen, die vor dem zwölften Jahrhundert entstanden, wurden auf Chinesisch geschrieben.
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Die ''setsuwa''-Literatur stellt den Grundstein der volkstümlichen Literatur der Muromachi-Zeit 室町時代 (1338-1573) und Tokugawa-Zeit 徳川氏時代 (1603-1868) dar. Im Unterschied zu den ''setsuwa'' werden die Geschichten in diesen späteren Epochen literarisch ausgeschmückt, auf die historische Einordung der Ereignisse wird dagegen weniger Wert gelegt. Der Anspruch auf historische Wahrheit schwindet zugunsten der dramatischen Ausschmückung der Geschichten.  
  
Viele ''setsuwa'' beschäftigen sich mit [[Buddhismus]], buddhistischen Wundern, oder buddhistischen Figuren. Ein Beispiel dafür ist die früheste Sammlung buddhistischer Geschichten aus Japan, das ''[[Nihon ryōiki]]''. Ab der Kamakura Zeit 鎌倉時代 (1158-1333) traten auch deutlich (neo-)konfuzianische Gedanken in den Vordergrund.
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==Themen==
 
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Viele ''setsuwa'' beschäftigen sich mit dem [[Buddhismus]], buddhistischen Wundern, oder buddhistischen Figuren. Ein Beispiel dafür ist die früheste Sammlung buddhistischer Geschichten aus Japan, das ''[[Nihon ryōiki]]''.  
Inspiriert von chinesischen Vorbildern liegt der Fokus hier auf Geschichten wo es z.B. um die Bestrafung für Sünden oder Belohnung für den Glauben geht.
 
 
Während der [[Heian-Zeit]] entstand unter anderem das ''[[Sanbō ekotoba]]''.
 
Während der [[Heian-Zeit]] entstand unter anderem das ''[[Sanbō ekotoba]]''.
Als weiteres äußerst wichtiges Werk in der japanischen Literatur gilt das ''[[Konjaku monogatari-shū]]'' 今昔物語集. Es umfasst über 1000 Geschichten. Davon handeln ca. zwei Drittel vom Buddhismus und inkludiert dabei auch Geschichten aus Indien und China.
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Als weiteres äußerst wichtiges Werk in der japanischen ''setsuwa''-Literatur gilt das ''[[Konjaku monogatari-shū]]'' 今昔物語集. Es umfasst über 1000 Geschichten. Davon handeln ca. zwei Drittel vom Buddhismus, wobei viele Geschichten in Indien und China spielen.
 
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Ab der Kamakura Zeit 鎌倉時代 (1158-1333) treten auch (neo-)konfuzianische Gedanken in den Vordergrund. Z.B. spielen die Beispiele der kindlichen Pietät — eine konfuzianische Haupttugend — eine wichtige Rolle.
Die meisten buddhistischen Geschichtensammlungen, die vor dem zwölften Jahrhundert entstanden, wurden auf Chinesisch geschrieben.
 
  
 
==Verweise==
 
==Verweise==

Version vom 19. September 2012, 21:45 Uhr

Setsuwa 説話, auch setsuwa bungaku 説話文学, bezeichnet eine volkstümliche Gattung der japanischen Erzählliteratur. Der Ausdruck wurde in der Meiji-Zeit 明治時代 (1868-1912) eingeführt. Meist beziehen sich die Erzählungen auf das Ungewöhnliche und auf übernatürliche Ereignisse, geben dabei aber vor, tatsächlich passierte Geschehnisse zu erzählen.

Ursprünglich eine eigene literaturgeschichtliche Gattung — neben shinwa 神話 (Mythen) und densetsu 伝説 (Legenden) — wurde setsuwa im Laufe der Zeit als Bezeichnung für Sammlungen von Kurzgeschichten, die zwischen etwa dem 9. und dem 14. Jahrhundert entstanden, verwendet. Die meisten setsuwa-Sammlungen, die vor dem zwölften Jahrhundert entstanden, wurden auf Chinesisch geschrieben. Die setsuwa-Literatur stellt den Grundstein der volkstümlichen Literatur der Muromachi-Zeit 室町時代 (1338-1573) und Tokugawa-Zeit 徳川氏時代 (1603-1868) dar. Im Unterschied zu den setsuwa werden die Geschichten in diesen späteren Epochen literarisch ausgeschmückt, auf die historische Einordung der Ereignisse wird dagegen weniger Wert gelegt. Der Anspruch auf historische Wahrheit schwindet zugunsten der dramatischen Ausschmückung der Geschichten.

Themen

Viele setsuwa beschäftigen sich mit dem Buddhismus, buddhistischen Wundern, oder buddhistischen Figuren. Ein Beispiel dafür ist die früheste Sammlung buddhistischer Geschichten aus Japan, das Nihon ryōiki. Während der Heian-Zeit entstand unter anderem das Sanbō ekotoba. Als weiteres äußerst wichtiges Werk in der japanischen setsuwa-Literatur gilt das Konjaku monogatari-shū 今昔物語集. Es umfasst über 1000 Geschichten. Davon handeln ca. zwei Drittel vom Buddhismus, wobei viele Geschichten in Indien und China spielen. Ab der Kamakura Zeit 鎌倉時代 (1158-1333) treten auch (neo-)konfuzianische Gedanken in den Vordergrund. Z.B. spielen die Beispiele der kindlichen Pietät — eine konfuzianische Haupttugend — eine wichtige Rolle.

Verweise

  • Douglas E. Mills 1983
    „Setsuwa bunkagu.“ In: Gen Itasaka (Hg.), Kodansha Encyclopedia of Japan, Bd. 7. Tokyo: Kodansha 1983, S. 72.

Ein Teil dieses Artikels wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst. Anderes stammt aus Nihon Ryo-Wiki .