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Im ersten Teil (S. 240- 265) vergleicht Bohner [[Wake no Kiyomaro]] mit anderen populären Gestalten der japanischen Geschichte, schreibt über Kiyomaros Verhältnis zum Takaotempel (=[[Jingo-ji]]), beschäftigt sich mit der Geschichte, bevor Kiyomaro in Erscheinung trat, und befasst sich mit Hachiman. Im zweiten Teil (S. 267-273) findet sich eine Übersetzung des ''Wake-no-Kiyomaro-den'', der Biografie Wake no Kiyomaros.
 
Im ersten Teil (S. 240- 265) vergleicht Bohner [[Wake no Kiyomaro]] mit anderen populären Gestalten der japanischen Geschichte, schreibt über Kiyomaros Verhältnis zum Takaotempel (=[[Jingo-ji]]), beschäftigt sich mit der Geschichte, bevor Kiyomaro in Erscheinung trat, und befasst sich mit Hachiman. Im zweiten Teil (S. 267-273) findet sich eine Übersetzung des ''Wake-no-Kiyomaro-den'', der Biografie Wake no Kiyomaros.
  

Version vom 27. August 2012, 13:08 Uhr

Rezensiertes Werk:

Hermann Bohner 1940
„Wake-no-Kiyomaro-den.“ Monumenta Nipponica 3/1 (1940), S. 240-273. (Exzerpt.)

Im ersten Teil (S. 240- 265) vergleicht Bohner Wake no Kiyomaro mit anderen populären Gestalten der japanischen Geschichte, schreibt über Kiyomaros Verhältnis zum Takaotempel (=Jingo-ji), beschäftigt sich mit der Geschichte, bevor Kiyomaro in Erscheinung trat, und befasst sich mit Hachiman. Im zweiten Teil (S. 267-273) findet sich eine Übersetzung des Wake-no-Kiyomaro-den, der Biografie Wake no Kiyomaros.

Einleitung und Vergleiche mit anderen historischen Persönlichkeiten (S. 240-243, 248-250)

In der Einleitung erfahren wir, dass sich das „Wake-no-Kiyomaro-den“ im Nihon kōki findet, welches im Jahr 840 fertig gestellt wurde. Als selbständiges Werk wird es auch im Gunshoruijū angeführt. Da sich das Wake-no-Kiyomaro-den vom Stil her von den anderen Teilen des Nihon kōki unterscheidet, nimmt man an, dass dem Autor eine Vorlage einer Kiyomaro Biografie vorgelegen ist. Dem Autor zufolge hat Kiyomaro etwas gerettet, dass man als Bestandteil des „japanischen Wesens“ bezeichnen kann, nämlich den Tennothron. In diesem Zusammenhang wird auch erwähnt, dass man Kiyomaro „heute“ (= 1940 !; Zur Erinnerung: In diesem Jahr schlossen Deutschland, Italien und Japan den Dreimächtepakt ab.) besonders ehrt, in einer Zeit, in der „man zum Aufbau des Ostens der allergrößten Kräfte des Volkstums bedarf“ (Bohner 1940: S. 240). Zitate wie diese und auch andere erlauben Herrn Bohner eine gewisse politische Gesinnung zu unterstellen. So verherrlicht Bohner kurz darauf das Kriegertum und setzt es mit Heldentum gleich. Dabei nimmt er Bezug auf Japans Außenpolitik, „z.B: an die Triumphzüge der großen Heerführer der glücklichen Kriege der neueren japanischen Geschichte mit ihren traumhaft großen Siegen.“ (Bohner 1940: S. 241). Der Autor sieht nämlich Kiyomaro auch als Krieger und vergleicht ihn mit Tamuramaro, einem Kriegshelden der japanischen Geschichte. Einen weiteren Vergleich zieht er zu Yoshida Shōin. Dieser war ein Lehrer und Revolutionär, der sich gegen den Einfluss der Westmächte stellte, als sie das Tokugawa-Japan zur Öffnung zwangen. Staatsmänner wie Itô Hirobumi zählten zu seinen Schülern. Nach Bohners Auffassung ist auch er wie Kiyomaro ein leidender Held, da er schlussendlich für seine Überzeugungen hingerichtet wurde. Der Unterschied zu Kiyomaro besteht darin, dass dieser vor der Hinrichtung gerettet wurde auch noch zu Lebzeiten für seine Verdienste geehrt wurde. Die nächste Gestalt, die mit Kiyomaro verglichen wird, ist Sugiwara no Michizane. Dieser litt bekanntlich auch im Exil, in welches er von den Fujiwara geschickt wurde, als er ihren Einfluss auf das Kaiserhaus schmälern wollte. Die Gemeinsamkeit zu Kiyomaro besteht in diesem Leiden, ein Unterschied liegt aber darin, dass Michizane keine körperlichen Qualen erlitt wie Kiyomaro. Diesem wurden nämlich dem Jinnō Shōtōki zufolge von Dōkyō die Kniesehnen durchgeschnitten um ihn zum Krüppel zu machen.

Der Takaotempel (Jingo-ji) (S. 243-247)

Jingoji.jpg

Nach diesen Vergleichen befasst sich Bohner mit dem Takaotempel 神護寺 (besser bekannt unter den Namen Jingo-ji), der auf Kiyomaro zurückgeht. So gründete er am Otokoyama (Zur Erinnerung: Auf diesem Berg befindet sich auch der Iwashimizu Schrein.) den Shingwan-ji (= „Gottes-Gelöbnis-Tempel“; Siehe Hachiman gudōkun; Dort erfahren wir, dass er Hachiman gelobt hatte einen Tempel zu bauen.). Auf Hachimans Einverständnis und Weisung hin, wird dort auch der Buddha Yakushi 薬師 (Bohner hält Yakushi fälschlicherweise für einen "Bodhisattva [sic]". (Bohner 1940: S. 244)) verehrt, der insbesondere für die Heilung von Krankheiten zuständig ist. Schlussendlich haben die Söhne Kiyomaros den Shingwan-ji nach Takao verlegt und mit dem dortigen Tempel vereinigt. Auch das Grab Kiyomaros in Form eines großen Felsmals findet man nun dort. Im Jingoji lebte auch einst Kōbō Daishi弘法大師 (Kūkai 空海), der Begründer der Shingon-Sekte. Bohner beschreibt auch, welcher Bedeutung der Tempel in der Zeit, als er den Artikel abfasste, zukam. Für Kriegsverwundete wurden dort nämlich besondere Gebete gesprochen und Soldaten wurden von ihren Familien verabschiedet, bevor sie an die Front geschickt wurden. Heute wie damals ist der Jingo-ji für seine farbenprächtigen Ahornblätter bekannt, die man im Herbst im Zuge der "Ahornschau" bewundert.

Entwicklungen bis zu Wake no Kiyomaros Auftreten (S. 250-262)

Der Autor nennt verschiedene Figuren der Asuka und Nara-Zeit, die in unterschiedliche Machtkämpfe verwickelt waren. Beispielsweise erwähnt er, wie die Mönche Genbō und Mabi, die das neue, vom chinesischen Festland mitgebrachte Wissen befürworteten, einen Krieg mit dem konservativen Fujiwara Hirotsugu ausgefochten haben. Drauf folgten Kämpfe um die Thronfolge. Es kam zum ersten abgeschafften Kaiser der Geschichte und Tennō Kōken bestieg ein zweites Mal den Thron. An ihrer Seite der Mönch Dōkyō, der ihr Vertrauen gewonnen hatte, nachdem er sie von eine Krankheit geheilt hatte.


Hachiman (S. 262-266)

Der Usa Schrein, der mit seinem berühmten Orakelspruch die Ambitionen Dōkyōs (Dōkyō Zwischenfall) zunichte machte, befindet sich in Kyūshū, also weit entfernt vom Machtzentrum. Bohner bezeichnet Kyūshū als „Japan vor Japan“ (Bohner 1940: S. 262). Die politische Macht mag zwar damals im Nara-Becken gelegen haben, aber Kyūshū war dem "anderen Japan" in der Geschichte immer voraus. So beispielsweise in der Architektur. Bevor die Nara-Zeit angebrochen war, kann man die für diese Zeit typische Bauweise von Gebäuden schon in Kyūshū vorfinden. Laut Bohner war Hachiman der erste Kami, der in den Buddhismus eingegliedert wurde. Die Vermischung shintoistischer und buddhistischer Einflüsse wertet Bohner nicht als Synkretismus, sonder bezeichnet diese Verschmelzung als „lebensvoll-bejahenswert“. (Bohner 1940: S. 263) Dem Autor zufolge wurde Hachiman erst in der Zeit der Krieger, also unter den Minamoto und Taira zum Kriegsgott. Davor war in der Heian-zeit seine Verehrung im gewöhnlichen Volk weit verbreitet. Die Gleichsetzung von Hachiman und Ōjin soll in der frühen Heian oder in der Zeit des Shōtoku Taishi passiert sein. Bohner vermutet, dass dies in Kyushu sogar noch früher geschehen sein könnte. Es gibt mehrere Theorien, wovon sich der Name Hachimans ableitet. Eine besagt, der Name sei von den acht Bannern inspiriert, die bei Ōjins Geburt vom Himmel herabgeschwebt sind. Andere buddhistische Deutungsmöglichkeiten sind die acht Himmelsrichtungen, der Acht-fache Weg Buddhas, die acht Könige, die acht Königskinder etc… Interessant ist die Vermutung, dass ein Zusammenhang mit chinesischer Strategielehre bestehen könnte, die der Überlieferung nach aus acht Arten der Strategie bestand. Hachiman ist die sinojapanische Lesung der Schriftzeichen. Forscher, vor allem Japaner, die Hachiman für eine ursprünglich japanische Gestalt halten, meinen er habe auch einen japanischen Namen der Yahata laute, was ein Ortsname sein solle. Bohner hält für wahrscheinlicher, dass der Name mit dem Yahata-Kult, einem Feldkult, im Zusammenhang steht. Vielleicht entstammt der Name aber auch einer ganz anderen Sprache. Gibt es doch die Theorie, dass der Hachimankult über das Meer nach Japan gekommen ist. So soll Hachiman überhaupt ursprünglich ein Gott des Meeres und Schiffverkehrs gewesen sein. Schlussendlich wird Hachiman auch noch mit dem Tod in Zusammenhang gebracht. Später bei der Verehrung durch die Samurai ohnehin, aber auch schon zuvor, den laut Bohners Quellen soll an den meisten Stellen, wo Hachiman verehrt wird, ein im Tode nicht zur Ruhe Gekommener, ein Urami, die Ursache für den Kult sein.

Das „Wake-no-Kiyomaro-den“ (S. 267-273)

Im Gegensatz zum Bericht im Hachiman-gudōkun, wo nur von den Geschehnissen rund um den Orakelspruch berichtet wird, handelt sich hierbei um eine umfassende Biografie Kiyomaros. Vergleicht man die beiden Werke, so zeigen sich große Unterschiede in den Erzählungen. (Siehe dazu Wake no Kiyomaro)


Kommentar

Bis auf die Biografie selbst, der Gründungsgeschichte des Jingo-ji und den wenigen Zeilen zu Hachiman, enthält der Artikel wenig Brauchbares. Anstatt sich mit der Person von Wake no Kiyomaro intensiv auseinander zusetzten, zieht der Autor verschiedene historische Persönlichkeiten wie Kaninchen aus dem Zylinder und setzt sie irgendwie oder auch gar nicht mit Kiyomaro in Zusammenhang. Viele Passagen sind unverständlich formuliert, man weiß oft nicht, worauf der Autor hinaus will. Weiters stellt Bohner oft auch Behauptungen auf ohne irgendwelche Argumente dafür zu liefern und er setzt spezielle Vorkenntnisse voraus, was das Verständnis mancher Textpassagen weiter erschwert.


Kommentar

Die Biografie Kiyomaros ist interessant, da sie sehr von den Erzählungen des Hachiman-gudōkun abweicht. Bohner erwähnt als weitere Quelle ein gewisses Jinnō Shōtōki, wo die Abtrennung der Kniesehnen erwähnt wird. Ein Legendenelement, dass weder in der Biografie noch im Gudōkun vorkommt und auf eine vielversprechende dritte Quelle zu den Erzählungen zu Kiyomaro hoffen lässt. Eine Recherche dahingehnd sollte noch dringend durchgeführt werden. Im Bezug auf Hachiman liefert Bohner einige brauchbare Ansätze. So macht er z.B. etwas deutlich, das zumindest ich bisher nicht realisiert hatte: Der wichtige Usa Schrein liegt weit entfernt vom Machtzentrum. Zu Recht fragt Bohner: "Gibt es in Nara denn keine Götter ?" (Bohner 1940: S. 262). Hachiman muss also wirklich eine bedeutende Gottheit gewesen sein zu dieser Zeit. Aber warum ? Der Autor schreibt, dass Kyushu progressiver war als das Nara-Becken. Hat sich der Hachiman-Glaube vielleicht im Gewand des „Überlegenen“ ausgebreitet, wie einst die chinesischen und später die westlichen Einflüsse ? Ja war es nicht gerade sein Vorteil, dass er als erster Kami „buddhistisch wurde“? Vom Jingo-ji erfahren wir, dass dort Zeremonien für Soldaten durchgeführt wurden. Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang zu Hachiman, dem Gott des Krieges ? Oder kam man nur ums sich Heilung und Schutz von Yakushi zu erbitten ?

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.