Schreinarchitektur: Unterschied zwischen den Versionen

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=== ''kirizuma-zukuri'' 切妻造 ===
 
=== ''kirizuma-zukuri'' 切妻造 ===
[[Datei:kirizumazukuri.jpg|thumb|''kirizuma-zukuri'' 切妻造]] Auch ''ryōsage'' 両下; Bauweise mit Giebeldach. Ursprünglich ''maya'' 真屋. War ursprünglich einer der beliebtesten Baustile. Mit dem Buddhismus kamen aber andere Stile, wie der ''irimoya-zukuri'' 入母屋造, mit einem Giebel- und einem Vordach, oder der ''yosemune-zukuri'' 寄棟造 mit dem nach allen Seiten hin abfallenden Dach. Der ''kirizuma-zukuri'' wird daraufhin für weniger wichtige Gebäude verwendet.
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[[Datei:kirizumazukuri.jpg|thumb|''kirizuma-zukuri'' 切妻造]]  
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Auch ''ryōsage'' 両下; Bauweise mit Giebeldach. Ursprünglich ''maya'' 真屋. War ursprünglich einer der beliebtesten Baustile. Mit dem Buddhismus kamen aber andere Stile, wie der ''irimoya-zukuri'' 入母屋造, mit einem Giebel- und einem Vordach, oder der ''yosemune-zukuri'' 寄棟造 mit dem nach allen Seiten hin abfallenden Dach. Der ''kirizuma-zukuri'' wird daraufhin für weniger wichtige Gebäude verwendet.
  
 
Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi und Kofun-Periode nachempfunden sind, sind der ''oyashiro'' und ''kumano'' von Izumo 出雲大社und der ''yahiko-jinja'' von Echigo. Aber auch der jingū von Ise 伊勢神宮wurde unter Kaiser Suinin den früheren Tempeln nachempfunden. Es handelt sich hierbei um einen als höchst heilig angesehenen Bautyp, welcher seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat und als ''maya''-Stil 真屋bezeichnet wurde. Bei den Tempelkonstruktionen der Kofun-Zeit handelt es sich um Pfahlbauten mit einem gibelförmigen, zweiflächigen Dach (''kirizuma'' 切妻造り), welche einen quadratischen Grundriss haben. An 4 Seiten sind je 2 Pfeiler angebracht und in der Mitte ein großer Pfeiler. Die Aufgangstreppe befindet sich stets vor der rechten Front, da der Göttersitz im Inneren zur linken Seite vorzufinden ist. Ein weiteres wichtiges Detail ist die Veranda um den Tempel herum, welches sich bis heute noch gehalten hat. Jedoch gibt es auch kleine Veränderungen oder Variationen, wie sie beispielsweise im Ise-Schrein vorzufinden sind. Dennoch handelt es sich hierbei um den gleichen Baustil. Die Konstruktion selbst, durch den hauptsächlichen Gebrauch von Holz ohne jegliche Dekorationen soll eine natürliche Schönheit darstellen.
 
Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi und Kofun-Periode nachempfunden sind, sind der ''oyashiro'' und ''kumano'' von Izumo 出雲大社und der ''yahiko-jinja'' von Echigo. Aber auch der jingū von Ise 伊勢神宮wurde unter Kaiser Suinin den früheren Tempeln nachempfunden. Es handelt sich hierbei um einen als höchst heilig angesehenen Bautyp, welcher seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat und als ''maya''-Stil 真屋bezeichnet wurde. Bei den Tempelkonstruktionen der Kofun-Zeit handelt es sich um Pfahlbauten mit einem gibelförmigen, zweiflächigen Dach (''kirizuma'' 切妻造り), welche einen quadratischen Grundriss haben. An 4 Seiten sind je 2 Pfeiler angebracht und in der Mitte ein großer Pfeiler. Die Aufgangstreppe befindet sich stets vor der rechten Front, da der Göttersitz im Inneren zur linken Seite vorzufinden ist. Ein weiteres wichtiges Detail ist die Veranda um den Tempel herum, welches sich bis heute noch gehalten hat. Jedoch gibt es auch kleine Veränderungen oder Variationen, wie sie beispielsweise im Ise-Schrein vorzufinden sind. Dennoch handelt es sich hierbei um den gleichen Baustil. Die Konstruktion selbst, durch den hauptsächlichen Gebrauch von Holz ohne jegliche Dekorationen soll eine natürliche Schönheit darstellen.
  
Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert.
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Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert.
  
 
=== ''misedana-zukuri'' 見世棚造 (店棚造)===
 
=== ''misedana-zukuri'' 見世棚造 (店棚造)===

Version vom 16. August 2012, 21:11 Uhr

Es gibt eine große Zahl von Schreinbauweisen (tsukuri 造), die sich zumeist auf das Vorbild eines berühmten Schreins beziehen und nach diesem als XY-zukuri bezeichnet werden. Die wichtigsten dieser Bauweisen sollen hier kurz erwähnt werden. Es handelt sich allerdings nicht wirklich um „Stile“ im geläufigen Sinne, da sich die einzelnen Bauweisen manchmal nur in sehr geringen Details, manchmal sehr deutlich von einander unterscheiden. Es wäre daher wichtig, auch etwas Allgemeines über die Entwicklung der Schreinarchitektur herauszufinden. Vielleicht lässt sich auch feststellen, wann und unter welchen Bedingungen es zur Festlegung der tsukuri-Kategorien kam.

Allgemeines

Die Struktur von Shinto-Schreinen

Schreine 神社(jinja) bestehen für gewöhnlich aus folgenden Elementen:

Beispiel für honden, Katano-jinja in Ōsaka


  • honden 本殿: Bezeichnet das Hauptgebäude eines Shinto-Schreines, in dem sich das Allergeiligste d.h. der Hauptgegenstand, welcher die Gottheit 神 (kami) symbolisiert (Spiegel, Statue), befindet. Das honden befindet sich am hintersten Teil der Schreinanlage und darf von niemandem, außer einem Priester oder, im Falle eines bedeutenden Schreines, dem Kaiser, betreten werden.


  • heiden 幣殿: Halle der Opfergaben. Hier werden sogenannte heihaku 幣帛 (Opfer für die Götter. Insbesondere gohei 御幣, geweihte Papierstreifen und rot-weiße Stoffe) den Götter dargebracht. Diese Halle wird ebenso für das Rezitieren von norito 祝詞 (shintoistische Gebeten) benutzt.


  • haiden 拝殿: Die Gebetshalle eines Schreines. Heute werden in dieser Halle Sitze zur Verfügung gestellt um dort zu beten oder die Gottheit zu verehren. Über die Entstehung dieser Halle sind sich Wissenschaftler bis heute uneinig. Man vermutet, dass er drei mögliche Funktionen gehabt haben könnte:


1. Die Gebetshalle entstammt dem Bau einer buddhistische Gebetshalle (raidou 礼堂) und wurde anfangs bei Schreinen raiden 礼殿 genannt.
2. Oder sie entstammt dem maidono 舞殿, einem Ort, an dem der rituelle Tanz kagura 神楽 ausgeübt wurde
3. Oder er wurde früher zum Rezitieren von buddhistischen Sutren benutzt.


  • maidono 舞殿 oder kaguradono 神楽殿: Tempelhalle für den Kagura-Tanz. Hier wird der Gottheit während der Schreinfeste (matsuri 祭り) mit rituellem Tanz und Musik gehuldigt.


Bei anderen Anlagen können auch noch vorhanden sein:

Meiji Schrein - Temizuya
  • chouzuya 手水舎 oder temizuya 手水舎: Das sog. Reinigungsbecken. Hier wäscht man sich die Hände und spült sich den Mund aus bevor man betet.


  • shamusho 社務所: Eine Gruppe von administrativen (od. gewerblichen) Gebäuden, in denen sich die Priester um die unterschiedlichsten Schrein-Angelegenheiten kümmern. Diese Gebäude beinhalten administrative Büros, Unterkünfte für Beamte, die dem Tempel einen Besuch abstatten, Bedienstete (koshi 小使, einen Lagerraum etc.


  • sanshūden 参集殿(?): Wird benutzt um die verschiedensten Versammlungen abzuhalten.

Plan eines Shinto-Schreines

Shinto-Shrine-Plan.jpg


  • 1. torii 鳥居: Makiert den Eingang zu einem Schrein
  • 2.Steintreppe
  • 3.sandō 参道: Aufgangsstraße zu einem Schrein
  • 4.temizuya 手水舎: Reinigungswasser-Stelle
  • 5.tōrō 灯篭: Tempellaterne
  • 6.kaguraden 神楽殿: Halle für kagura-Tanz und Musikaufführungen
  • 7.shamusho 社務所: administrative Büros
  • 8. ema 絵馬: Hier werden ema, oft mit der Aufschrift gan-i 願意 (Wunsch), aufgehängt
  • 9. sessha 摂社/massha 末社: Hilfs-Nebenschreine
  • 10. komainu 狛犬: Löwenstatue als Wächterfiguren vor Tempeln und Schreinen
  • 11. haiden 拝殿: Gebetshalle
  • 12. tamagaki 玉垣: Zaun, welcher einen Shinto-Schrein,ein heiliges Gebiet oder eine königliche Residenz umschließt
  • 13. honden 本殿: Hauptgebäude eines Schreines

Einzelne Stile

Es gibt eine Reihe von Baustilen, hier einige Beispiele:

kirizuma-zukuri 切妻造

kirizuma-zukuri 切妻造

Auch ryōsage 両下; Bauweise mit Giebeldach. Ursprünglich maya 真屋. War ursprünglich einer der beliebtesten Baustile. Mit dem Buddhismus kamen aber andere Stile, wie der irimoya-zukuri 入母屋造, mit einem Giebel- und einem Vordach, oder der yosemune-zukuri 寄棟造 mit dem nach allen Seiten hin abfallenden Dach. Der kirizuma-zukuri wird daraufhin für weniger wichtige Gebäude verwendet.

Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi und Kofun-Periode nachempfunden sind, sind der oyashiro und kumano von Izumo 出雲大社und der yahiko-jinja von Echigo. Aber auch der jingū von Ise 伊勢神宮wurde unter Kaiser Suinin den früheren Tempeln nachempfunden. Es handelt sich hierbei um einen als höchst heilig angesehenen Bautyp, welcher seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat und als maya-Stil 真屋bezeichnet wurde. Bei den Tempelkonstruktionen der Kofun-Zeit handelt es sich um Pfahlbauten mit einem gibelförmigen, zweiflächigen Dach (kirizuma 切妻造り), welche einen quadratischen Grundriss haben. An 4 Seiten sind je 2 Pfeiler angebracht und in der Mitte ein großer Pfeiler. Die Aufgangstreppe befindet sich stets vor der rechten Front, da der Göttersitz im Inneren zur linken Seite vorzufinden ist. Ein weiteres wichtiges Detail ist die Veranda um den Tempel herum, welches sich bis heute noch gehalten hat. Jedoch gibt es auch kleine Veränderungen oder Variationen, wie sie beispielsweise im Ise-Schrein vorzufinden sind. Dennoch handelt es sich hierbei um den gleichen Baustil. Die Konstruktion selbst, durch den hauptsächlichen Gebrauch von Holz ohne jegliche Dekorationen soll eine natürliche Schönheit darstellen.

Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert.

misedana-zukuri 見世棚造 (店棚造)

misedana-zukuri 見世棚造

Auch dashimise-zukuri 出し店造. Ein sehr kleines Schreingebäude innerhalb eines größeren Schreinareals, im Normalfall in der Nähe des Hauptschreins. Dieser Stil ist durch die Abwesenheit von Stiegen, die zum Eingang führen, charakterisiert. Statt den Stiegen gibt es ein Regal tana 棚. Schreine dieser Bauweise haben meist einen Giebel mit einem verlängerten Dachüberhang nagare-zukuri 流造, und einen vorderen Dachvorsprung, der stark hervorsteht. Ein Beispiel findet man im Hakusan Jinja 白山神社 in Nagano.

dozō-zukuri 土蔵造

Wird auch kura-zukuri 蔵造 genannt. Es handelt sich dabei um eine feuerfeste Konstruktion mittels eines Rahmen aus Balken und dicken, verputzten Wänden aus Lehm. Diese Gebäude wurden als Lagerhäuser verwendet. Dieses System wurde auch für eine Reihe anderer Gebäude und Teilen von Stadthäusern machiya 町屋 verwendet. Eine Form dieses Stils existierte in Kyoto bereits in der späten Kamakura-Zeit (1185 – 1333), es gibt aber keine Beispiele mehr aus dieser Zeit und daher sind die Details der Struktur aus dieser frühen Phase unbekannt. Die Technik verbreitete sich in Japan in der Mitte der Edo-Zeit (1600 – 1868), hatte ihre Hochblüte aber im 19. Jahrhundert, als die größte Konzentration von Gebäuden in diesem Stil in Edo und der Kantō-Region gebaut wurden.

Die Hauptcharakteristika sind folgende: mehrere Reihen behauener Stein, fuseki 布石, wurden auf ein Fundament gelegt. Schwellenbalken, dodai 土台, wurden auf diese Steine gelegt und Pfosten wurden in einem Abstand von ca. 90 cm aufgestellt. Die laterale Stabilität wurde mit Seilen, tōshinuki 通し貫, erreicht. Die Pfosten hatten alle 7,5 cm Einkerbungen in die waagrecht Bambusstäbe, yokodake 横竹, gelegt wurden. In etwas größeren Intervallen wurden weitere Bambusstäbe, shakuhachidake 尺八竹, horizontal durch die Pfosten geschoben und mit Strohseilen, nawa 縄 an vertikale Bambusstäbe, tatedake 縦竹, gebunden. Auf diesem Rahmen wurden die Lehmwände aufgezogen. Bis zu 16 Putzschichten wurden aufgetragen. Die Hauptschichten waren arauchi 荒打ち (die Grundschicht), tarumaki 樽巻き (mehrere Schichten mit sunazuri 砂摺り, hart gewordenem nassen Sand, vermischt, und mit waagrechten, senkrechten und diagonalen Seilen stabilisiert), ōnaoshi 大直, konaoshi 小直, muranaoshi むら直, nakanuri 中塗り und uwanuri 上塗り. Diese Lagen wurden über einen Zeitraum von vier Jahren aufgetragen bevor der feine weiße oder schwarze Verputz shikkuikabe 漆喰壁 aufgetragen wurde. Durch diese Art des Verputzens wurde die brennbare Holzkonstruktion geschützt.

Quellen