Exzerpt:Naumann 1996: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 186: Zeile 186:
 
Naumann sieht in diesem Mythos südchinesische Einflüsse, da es in Japan an sich keine Krokodile gibt, wohl aber in Südchina. Also kann auch an diesem Mythos erkannt werden, wie überregionale Einflüsse in die japanische Mythologie eingeflossen sind.
 
Naumann sieht in diesem Mythos südchinesische Einflüsse, da es in Japan an sich keine Krokodile gibt, wohl aber in Südchina. Also kann auch an diesem Mythos erkannt werden, wie überregionale Einflüsse in die japanische Mythologie eingeflossen sind.
  
==Politischer Mythos==
+
===Politischer Mythos===
 
===Die Unterwerfung der Mittellande der Schilfgefilde (S.130-141)===
 
===Die Unterwerfung der Mittellande der Schilfgefilde (S.130-141)===
  

Version vom 17. Juni 2012, 12:54 Uhr

Besprochenes Werk:

  • Nelly Naumann 1996
    Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)


Autorin

Nelly Naumann war eine deutsche Japanologin. Sie wurde am 20. Dezember 1922 in Lörrach unter dem bürgerlichen Namen Thusnelda Jost geboren und verstarb am 29. September 2000.

Nach dem Abitur 1941 studierte Naumann an der Universität Wien Japanologie, Sinologie, Völkerkunde und Philosophie. Ihr Zugang zu Japan erfolgte somit unter dem starken Einfluß der Wiener völkerkundlichen Schule, der auch das Dissertationsthema Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans mitbestimmte. Auf die Promotion folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Shanghai. Im Jahr 1949 erschien ihre deutsche Übersetzung von Takeda Hisayoshis Jahresbrauchtum im japanischen Dorf.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1954 arbeitete sie an der Bayerischen Staatsbibliothek in München, wo sie ihre Forschungen wieder aufnahm, die sich von nun an hauptsächlich auf Phänomene religiösen Brauchtums konzentrierten. Eine ausführliche Arbeit über die japanische Berggottheit erschien 1963 und entfachte in Japan eine intensive Grundsatzdiskussion über die japanische kami-Vorstellung.

In ihrer Habitilation über das Umwandeln des Himmelspfeilers 1970, der sich mehrere Detailstudien anschlossen, setzte sie sich intensiv mit den japanischen Mythen auseinander. Nelly Naumann wollte an zahlreichen Einzelbeispielen den für sie hinter den japanischen Mythen steckenden Sinngehalt als existentielle Aussagen über z.B Leben und Tod aufzeigen.

Inhalt

Nelly Naumanns Buch Die Mythen des alten Japan folgt einer Einteilung in vier Abschnitte. Der erste stellt eine allgemeine Einführung in die Mythenforschung dar und beschäftigt sich mit dem Versuch einer Definition für einen Mythos. Abschnitt zwei trägt den Titel Theogonie, Kosmogonie, Kosmologie und hält inhaltlich Mythen zur Weltschöpfung parat. Die mythische Weltordnung sowie der politische Mythos bilden die beiden Schlussteile.

Einführung

Naumann beginnt die Einführung mit dem Versuch den Mythosbegriff zu erläutern. Dabei zitiert sie u.a. den Mythenforscher Mircea Eliade sowie den Philosophen Franz Vonessen. Eliade wird in ihren Ausführungen damit angeführt, dass die Ereignisse, von denen „echte Mythen“ berichten, mit einer mythischen Ur-Zeit gleichsetzt (in illo tempore). Diese Zeit bestimmt gemäß dem mythischen Denken alle Ereignisse und Handlungen von Wesen in dieser Welt, den Menschen eingeschlossen. Franz Vonessen vertritt die Meinung, der Mythos sei „die Übersetzung der Sprache des Seins“ und man müsse, um einen Mythos zu begreifen „die Sache selbst zum Sprechen kommen lassen“. Letztere Herangehensweise an den Mythosbegriff wird von Naumann übernommen und liegt ihrem Buch zugrunde.

Des Weiteren verwendet sie als Quellen der vorgestellen japanischen Mythen das Nihongi/ Nihon Shoki (Annalen Japans) sowie das Kojiki (Aufzeichnung alter Geschehnisse). Beide Werke stellen eine Überlieferung von Mythen, Volks- und Familienüberlieferungen und Kaiserlisten dar. Im Laufe der Einführung unterlegt Naumann beide Werke mit Hinweisen zu ihrer Entstehung und Bedeutung. Den zu besprechenen mythischen Episoden geht jeweils die zugehörige Textstelle in deutscher Übersetzung aus dem Nihongi bzw. dem Kojiki voraus.

Neben eigenen Forschungen führt sie die vorangegangene Mythenforschung an und unterscheidet dabei vormorderne und moderne Forschung. Der bekannteste Vertreter der vormordernen Forschung war der Gelehrte Motoori Noringa (1730-1801). Er beschäftigte sich eingehend mit dem Kojiki, das für ihn den Idealzustand im „Zeitalter der Götter“ reflektierte. Die geschilderten Mythen entsprachen seiner Auffasung nach der göttlichen Wahrheit und gaben Aufschluss über die Taten der Götter. Falls diese jedoch nicht für den Menschen nachvollziehbar seien, liege das nur an der Begrenztheit des menschlichen Verstandes. Motoori war ein Vertreter der Nationalen Schule, die Naumann ebenfalls erwähnt. Jene Schule hat sich zur Aufgabe gemacht, den politisch geschwächten Kaiser zu stärken.

Konträr zu Motoori steht Tsuda Sōkichi (1873–1961) als Repräsentant der modernen Forschung. Nachdem er in seinen Arbeiten das Nihongi und das Kojiki als fiktive Kunstprodukte interpretierte, musste er für drei Monate in Haft. Der Grund liegt darin, dass bis 1945 keine objektive Mythenforschung in Japan möglich war; Kojiki und Nihongi wurden offiziell als historische Wahrheit interpretiert. Zweifel an dieser Interpretation konnten wie im Fall Tsudas staatliche Repressionen nach sich ziehen.

Weiterhin erwähnt Naumann bekannte und wichtige Werke der westlichen Mythenforschung. Zum einen sind die englischen Übersetzungen des Kojiki und des Nihongi zu erwähnen, die von Basil Hall Chamberlain einerseits und von William George Aston andererseits angfertigt wurden. Astons Übersetzung dient Naumann u.a. als Vergleich zu ihrer japanischen Hauptquelle, der Edition des Nihon shoki in der Reihe Nihon koten bungaku taikei („Abriss der klassischen japanischen Literatur“).

Theogonie, Kosmogonie, Kosmologie

Der Anfang (S. 23-29)

Nihongi und Kojiki beginnen den Schöpfungsbericht unterschiedlich. Im Nihongi finden sich gleich zu Beginn Hinweise auf chinesische Prinzipien wie etwa Ying und Yang. Auch durch das Bild des Hühnereis wird auf daoistische Schriften verwiesen. Das Kojiki setzt drei Schöpfergottheiten allen anderen voran. Die ersten Sätze dort schildern zudem laut Naumann keine mythische Handlung, sondern äußern lediglich Feststellungen, wie etwa die Nennung der Götternamen, von denen aber nicht berichtet wird, wie sie entstanden. Hierhin sieht sie einen Hinweis darauf, dass die drei nicht im ursprünglichen Mythos vorkamen, sondern aus religiösen oder politischen Gründen später eingefügt worden.

Die Ureltern (S. 30-40)

Izanagi und Izanami (19. Jh.)

Sowohl im Kojiki als auch im Nihongi werden Izanagi und Izanami als letztes Paar einer — laut Naumann — spekulativ erdachten Götterreihe gezeichnet. Laut Nihongi experimentieren sie aus eigenem Entschluss mit der Möglichkeit, dass sich irgendwo Land befindet, wohingegen im Kojiki die Himmelsgötter den beiden befehlen, Land zu festigen. Laut Nihongi machen sie die erste Insel zum Pfeiler der Landmitte, den sie in entgegengesetzter Richtung umschreiten. Dies ist nach Nelly Naumann zugleich ein wichtiger Aspekt des Mythos, der die Eheschließung des Urpaares im Zentrum der Welt symbolisiert.

Unklar ist, was das Umschreiten des Pfeilers im Nihongi bedeutet. Für ein besseres Verständnis sollten deshalb auch außerjapanische Mythen in den Blick genommen. Ein weltweit verbreitetes Motiv ist das entgegengesetzte Weltumschreiten, das dem ehelichen Vollzug vorausgeht. In einem südjapanischen Mythos etwa wird das erste Paar, zwei Geschwister, am Weltenbeginn als einzige Überlebende einer Flut zum Inzest gezwungen, um Leben zu erzeugen. Vorher erfolgt eine Wanderung um die Welt in entgegengesetzter Richtung, um Gewissheit zu haben, dass sonst niemand mehr lebt. Die einzige Erinnerung an ein Mythenmotiv mit ähnlich großer Verbreitung wie auch das Inzestmotiv zeigt laut Naumann der Satz „zu einer Zeit als Himmel und Erde noch nicht weit voneinander entfernt waren“ im Nihongi.

Die Geburt des Feuergottes und der Tod der Urmutter Izanami (S. 41-45)

Die Urmutter stirbt, nachdem sie sich bei der Geburt die Scham verbrannt hat, die Schöpfung findet so ein natürliches Ende. Sie, die alles Lebendige geboren hat, muss sterben. Die generative Kraft der Urmutter ist somit zerstört. Izanamis Tod an sich besteht in einer Transformation, denn aus ihren Exkrementen, Blut und Erbrochenen entstehen neue Götter. Das Feuer ist hier kein häusliches, von Menschen beherrschtes Feuer, sondern wird als zerstörerische Urkraft präsentiert, die noch gebändigt werden muss. Die Tötung des Feuergottes durch seinen eigenen Vater sei ebenfalls nicht als Tod im eigentlichen Sinne zu verstehen, sondern wieder als Transformation, da aus seinem Blut neue Götter hervorgehen.

Der Totenweltbesuch des Urvaters (S. 46-56)

Der Tod der Urmutter steht als neue Erfahrung in der Erzählung und wirft die Frage auf, was Sterben eigentlich ist. Izanami ist davongegangen in das Land der Finsternis, Sterben bedeutet demnach davongehen. Im Mythos ist dies keine Metapher, sondern Realität. „Der Kochherd des Landes der Finsternis“, von dem sie laut eigener Aussagen gegessen hat und der sie nun an einer Rückkehr zu den Lebenden hindert, erinnert an den griechischen Demeter-Hymnus, wo Demeters Tochter Persephone die Granatapfelkerne isst und deshalb einen Großteil des Jahres in der Unterwelt verbringen muss.

Izanagi will seine Frau aus der Unterwelt holen, ähnlich wie Orpheus, der Eurydike aus dem Hades zurückführen will. Gemeinsam ist beiden auch, dass sie ein Tabu brechen, als sie nach der Toten sehen. Allerdings wird das Tabu im japanischen Fall von der Frau selbst ausgesprochen.

Die Konfrontation des Urpaares am Schluss des japanischen Mythos repräsentiert das Ende ihrer Gemeinschaft und ist von enormer Bedeutung für die ganze Menschheit. Durch die von Izanagi ausgesprochene Scheidungsformel bleiben Diesseits und Jenseits für immer getrennt. Die drastische Leichenbeschreibung verdeutlicht die Unreinheit der Totenwelt, Izangi flieht aus Angst davor, außerdem hat er Izanami durch Anzünden des Lichts Schande zugefügt, weil er so ihr grauenvolles Äußeres sichtbar machte.

Viele Märchen auf der ganzen Welt berichten, wie der Held der Geschichte Dämonen entkommt, indem er auf der Flucht drei Gegenstände hinter sich wirft, die sich sodann in Hindernisse verwandeln (Magische Flucht). Izanagis Flucht ist der älteste Beleg für dieses Motiv.

Die Rückkehr ins Diesseits wird durch eine Reinigung (jap. misogi) markiert, die Schmutz, Befleckung und Ansteckung des Todes abwaschen soll. Die innere Notwendigkeit hinter der Reinigung kommt Naumann zufolge zum Ausdruck bei der den Abschluss der Reinigung markierenden Entstehung der drei erlauchten Kinder: Izanagi wäscht so die Dunkelheit des Jenseits von seinen Augen und mit Sonne und Mond bricht neues Leben hervor.

Die mythische Weltordnung

Zwei mythische Modelle (S. 57): Laut Namann gibt es in diesem Abschnitt mehrere auf einander bezogene Handlungsstränge, die spiegelbildlich angeordnet sind.

a — Susa no Wo erhält das Wurzelland als Herrschaftsgebiet
b — Susa no Wo steigt zum Himmel auf; Erzeugen von Kindern
c — Untaten des Susa no Wo
d — Verbergen der Sonnengöttin
d — Wiedererscheinen der Sonnengöttin
c — Susa no Wo wird ein harahe (Strafe/Exorzismus) auferlegt
b — Susa no Wo steigt vom Himmel herab, Sieg über die Schlange; Erzeugen von Kindern
a — Susa no Wo begibt sich ins Wurzelland

Die Herrschaftsgebiete der Drei Erlauchten Kinder

  • Kojiki: Izanagi hat viele Kinder gezeugt, jedoch nur 3 Erlauchte Kinder; Er teilt diesen Kindern "Hohe Himmelsgefilde", "NAcht", "Meer" zu; Susa no Wo herrscht nicht über zugewiesenes Reich, sondern weint heftig; Daraufhin trocknen Flüsse und Meere trocknen aus und Susa no Wo wird vertrieben
  • im Nihongi gibt es 4 verschiedene Varianten, jedoch ähneln sich alle, dass Susa no Wo grausam und wild ist und dass er heftig weinte, sodass die Meere austrockneten

Die Bestallung der Drei Erlauchten Kinder

  • viele Unklarheiten: weist auf Vorliegen von Bruch in der mythischen Erzählung --> zwei in ihrem Wesen nach verschiedene Überlieferungen stoßen aufeinander

Der Tod der Nahrungsgötting und die Trennung von Sonne und Mond

  • eine im Nihongi geschickt eingebaute Erzählung, wodurch sich Sonne und Mond trennen und die Nahrungsgöttin stirbt, wodurch sich alle für den Menschen als Nahrung dienenden Pflanzen bilden
  • im Kojiki wird dieselbe Geschichte nur verkürzt und an einer anderen Stelle des mythischen Geschehens eingebaut ohne Bezug auf Sonne und Mond
  • Mythos vom Tod der Nahrungsgöttin ergibt kein schlüssiges Bild, wesentliche Aussage: Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt ist Teil der Gottheit

Das Weinen des Susa no Wo

  • als Folge des Weinens wird das Wasser in der gesamten Natur entzogen
  • ursprünglich als Gott des Lebens bestimmt, wird Susa no Wo durch das Weinen zum Gott des Todes --> Totenreich "Wurzelland"

Susa no Wo steigt zum Himmel auf

  • Susa no Wo will sich noch von Amaterasu verabschieden und steigt zum Himmel auf
  • Kinder werden gezeugt durch die jeweilige Waffe des Anderen (Susa no Wo zerkaut Juwuelenschnur von Amaterasu und Amaterasu zerkaut das Schwert von Susa no Wo, durch das Herausblasen entstehen Kinder)

Die feierliche Beschwörung

  • Susa no Wos Unschuld soll durch einukehi bewiesen werden

Die Kinder und ihre Verteilung

  • 3 Mädchen sind Gottheiten von Munakata --> von dort führt eine Linie an den Hof Kaiser Temmus, 2 der männlichen Kinder werden als Ahnen zahlreicher Familien
  • ganze Episode verfolgt den Zweck, dass das erste der männlichen Nachkommen parallel zum Abstieg Susa no Wos vom Himmel eingeführt wird (genaue Begründung fehlt)
  • Kaiserlicher Stammbaum wird vorbereitet --> Susa no Wo nimmt in der Abstammung der kaiserlichen Linie durchaus denselben Rang ein, wie die Sonnengöttin

Izanagi tritt ab

Der Tod des Lichtes

  • Susa no Wo tat Übles, jedoch beschönigte die Sonnengöttin es bisher immer; daraufhin macht er noch Schlimmeres, sodass die himmlische Weberin stirbt und die Sonnengöttin sich vor Zorn in das himmlische Felsenhaus einschließt und alles dunkel wird

Die üblen Bubenstreiche des Susa no Wos

  • Susa no Wo benimmt sich schlecht und fügt dem Reisanbau Schaden zu
  • böswilliges menschliches Handeln wurde in den mythischen Bereich übertragen --> Götter erscheinen vermenschlicht

Das umgekehrte Schinden

  • Pferd wird gehäutet --> göttliche Weberin stirbt dabei
  • Vorstellung, dass die Umkehrung einer Segenshandlung auch die Umkehrung ihrer Wirkung nach sich zeiht, d.h. der Gegensatz tritt ein (Leben und Tod)
  • Naumanns Interpretation: neue Haut als Symbol wie auch Mittel für Erneuerung des Lebens, Bsp. Schlange, Gedanke der Wiederbelebung durch die neue Haut lässt sich in Japan in sehr viel frühere Zeit zurückverfolgen

--> Varianten des Nihongi, wo nur vom Häuten oder von Häuten bei lebendigem Leib die Rede ist, zeigen, dass dieser Zusammenhang nicht mehr verstanden wurde

Das himmlisch gescheckte Pferd

  • allen Versionen gemeinsam, dass das Pferd gescheckt ist
  • Wechsel von hell und dunkel in Verbindung mit Phasen des Mondes --> Mondtier
  • Mondtier findet durch umgekehrtes Schinden seinen Tod --> neue Haut wird zu einem Instrument des Todes

Die Heilige Webehalle

  • Bruchlinie zwischen den beiden Überlieferungen sichtbar

--> aufgrund verschiedener Orte mit unterschiedlichem mythischen Ursprung

Die Weberin des Lichts

  • Susa no Wo besetzt den höchsten Platz des Universums, da er an der höchsten Stelle des Welthauses ein Loch in den First bricht
  • Unterschied zwischen Kojiki und Nihongi --> Weberin und/oder nur Sonnengöttin
  • in allen Varianten verschwindet die Sonnengötting --> auch hier, hat Susa no Wo den Tod gebracht (Sonne verschwindet)

Amaterasu verbirgt sich

  • Welt wird dunkel; parallel laufende Handlung eines anderen Überlieferungsstranges zeigt sich hier deutlich, der vom Verschwinden des Lichts berichtet, jedoch nicht von seinem Tod
  • Naumanns Interpretation: "sich im Fels verbergen" ist ein Euphemismus für sterben, jedoch ist in diesem Fall die Sonnengöttin nicht tot, nur verborgen und es müssen Wege und Mittel gefunden werden, um sie wieder hervorzulocken

Das Herauslocken der Sonnengöttin

  • im Kojiki versammeln sich 800 Myriaden Götter und nur ein Gott denkt nach; Götter versuchen mehrere Möglichkeiten, um die Sonnengöttin wieder hervorzulocken (Bsp: fertigten Spiegel, Krummjuwelen, usw. an und rissen den 500-zweigigen Baum des Himmlischen Kagu-Berges aus und behängten die Äste); eine Göttin vollzog ein Gott-Besessensein und zeigt ihre Brüste und ihre Scham (erotischer Tanz), wodurch alle Götter anfangen zu lachen und die Neugierde der Sonnengöttin geweckt wird und sie herauskommt
  • im Nihongi versammeln sich nur 80 Myriaden Götter und alle zusammen halten Rat; die Sonnengöttin kommt schließlich durch göttliches Beten heraus

Das Lachen der Götter

  • Beispiel des griechischen Demeter-Baubo-Mythos
  • enge Verbindung der Sonnengöttin mit dem Reisanbau manifestiert sich durch diese ganze mythische Abfolge hindurch
  • Schwinden der Sonnenkraft im Winter und das Wiedererstarken für den Sommer --> Modell fpr einen Ritus
  • Mythos begründet das jährlich wiederkehrende Naturgeschehen (Winter/Sommer)

Das Gott-Besessensein

  • Laut Naumann liegt die Vermutung nahe, dass das Gott-Besessensein,da es in der Szene völlig funktionslos bleibt, nur dazu diene, einer realen Praxis einen mythischen Hintergrund zu verschaffen

Kultgegenstände, Kultprivilegien und ihr 'mythischer Präzedenzfall'

  • Einführung der Gegenstände und Praktiken des offiziellen Kultes --> Begründung fehlt
  • Gottheiten, die als Spiegelmacher oder Juwelenschleifer auftreten, werden als die Urahnen des Gewerbes veehrt

Der Himmels- oder Weltbaum

  • der mit Spiegel, Krummjuwelen und den "weichen Opfergaben" behängter Baum ist ein Herrschaftssymbol --> Herrschaftssymbole sind in der Regel Weltsymbole
  • Spiegel, Schwert und Krummjuwelen bilden bis heute die japanische Throninsignien
  • der geschmückte Baum soll den Himmels- oder Weltbaum darstellen

Die Himmelsgeographie

  • Weltbaum repräsentiert die Weltachse; er wächst auf dem "Nabel der Erde"

Das harahe in seiner doppelten Bedeutung (S. 87-103)

Kojiki und Nihongi: Nach den verschiedenen Untaten des Susanoo halten 800 Götter Rat und beschließen, dass dieser Buße tun soll indem er 1000 Tische mit Bußgaben bedecken. Desweiteren werden ihm Haare Finger- und Fußnägel abgeschnitten, danach findet eine Reinigung statt und er wird schließlich verjagt. Im Nihongi wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass er ins Wurzelland gehen soll.

Bei dem beschriebenen Vorgang – harahe - handelt es sich um eine Wiedergutmachung der angerichteten Schäden. Diese Praxis der Schuldbereinigung war im Yamato-Staat gängig, wodurch Naumann davon ausgeht, dass diese Rechtspraxis im Mythos übernommen wurde. Die 1000 Tische mit Bußgaben sind schlicht und einfach als materielle Wiedergutmachungen der angerichteten Schäden zu verstehen. Die Bedeutung des Ausreißens von Haaren und Nägeln ist jedoch umstritten. Zum Einen könne es sich dabei um eine körperliche Strafe handeln und somit eine Entmachtung, beziehungsweise Schwächung des Gottes (Haar gilt als Sitz des Lebens). Zum Anderen könnte es sich jedoch um das Austreiben negativer dämonischer Kräfte handeln. Naumann geht von letzterer Interpretation aus. Sie argumentiert, dass Susanoo eigentlich ein Gott des Lebens sei, durch sein Handeln aber zu einem Gott des Todes geworden wäre. Es ist daher eine Art Exorzismus nötig, um die negativen Kräfte zu vertreiben und seine ursprüngliche Kraft zu reaktivieren.

Naumann geht im Folgenden auf den weinenden Susanoo ein. Haben seine Tränen (auch Speichel und Nasenfluss) zuvor Leben genommen, geben sie es nun wieder. Sie bezeichnet Tränen, Speichel und Nasenfluss als weiche Opfergaben, die durch den Exorzismus, welchem sich der Gott unterziehen musste, zum Wasser des Lebens wurden. Susanoo habe somit den ewigen Kreislauf von Leben und Tod in Gang gehalten. Diese Theorie bestärkt sie durch den Fund von Masken und Tonfiguren, die im Bereich der Gesichtsöffnungen Striche aufweisen, was sie als die oben genannten Ausflüsse interpretiert. Vorläufer solcher Darstellungen habe es bereits in China (4. Jt. v. Chr.) und Mesopotamien (8. Jt. v. Chr.) gegeben. Da es sich bei diesen um die Darstellungen von Mondgottheiten handle, argumentiert Naumann, auch Susanoo könnte eine solche Mondgottheit sein, die das Wasser des Lebens besitzt und Lebensspender ist: Er ist ein Gott, der Leben nimmt und gibt.

Kaiser Temmu gab dem harahe einen neuen Sinn. Erstmals 676 n. Chr. wurden aus allen Provinzen Opfergaben gebracht. Dies entwickelte sich zu einer Kulthandlung, die im 8. Jh. institutionalisiert wurde. Bei dem Ritual wird auf die Untaten des Susanoo hingewiesen, aber auch irdische Untaten werden aufgezählt. Sie alle werden als tsumi (Schuld) bezeichnet, welche schließlich durch eine bestimmte Zeremonie ‚weggewischt‘ werden.

Wie bereits im Nihongi angesprochen, wurde Susanoo ins Wurzelland verjagt. Naumann schreibt ihm eine Art Sündenbockfunktion zu, da er alle auf sich geladenen tsumi mit in das Wurzelland genommen habe und sie dadurch verschwanden. Sie geht des Weiteren davon aus, dass es sich beim Wurzelland nicht um ein rein ‚totes‘ Jenseits handelt, denn die vorhandenen Wurzeln würden auf Leben hinweisen. Somit spiegelt das Wurzelland mit dem ihm zugeschriebenen Kreislauf von Leben und Tod den Charakter des Gottes wider. Abschließend hält sie fest, dass Mythen dem Wandel der Geschichte unterliegen und beeinflusst werden.

Die bedrohte Welt und ihre Rettung (S. 103-111)

Kojiki und Nihong: Susanoo stieg im Land Izumo herab und traf dort ein Paar, welches seine Tochter dem achtgabeligen Schlangenungeheuer opfern sollte. Susanoo nimmt das Mädchen zum Schutz in seine Obhut. Das Paar soll durch achtfach gebrauten Wein das Monster betäuben. Daraufhin erschlägt Susanoo es. Aus dem Körper trat ein Schwert hervor - kusanagi. Er brachte es in den Himmel. Anschließend, ehelichte er das Mädchen und zeugte Nachkommen mit ihm. Der wichtigste ist Okuninushi. Laut Nihongi ging er anschließend ins Wurzelland.

Bei Izumo handelt es sich um einen mythischen Ort. Hier wird die Einteilung in himmlische und irdische Götter wichtig, da die in Izumo lebenden Menschen als (irdische) Götter bezeichnet werden. Eine strikte Einteilung ist jedoch nicht vorhanden.

Im Bezug auf den Mythos ist die Zahl 8 von großer Bedeutung, da sie als allumfassend gilt. Somit habe das Schlangenmonster eine allumfassende Kraft. Durch eine List tötet Susanoo es und erhält das kusanagi-Schwert, welches die Kraft des Ungeheuers in sich birgt und somit als Inkarnation der alles zerstörenden Kraft angesehen werden kann. Darüber wo Susanoo das Schwert hinbringt gibt es jedoch Uneinigkeit in den Quellen. Der laut Naumann politisch motivierte Mythos geht davon aus, dass er es zu der Sonnengöttin Amaterasu gebracht habe, da sich so die kaiserliche Linie legitimieren lässt. Denn es dient dem Kaiser neben Spiegel und Krummschwert als Throninsignie. Laut dem eigentlichen Mythos habe Susanoo es jedoch mitgenommen.

Herrschaft über das Mittelland der Schilfgefilde (S. 111-129)

Kojiki: Okuninushi hat 80 Brüder. Sie alle wollen die Yame-hime von Inaba heiraten. Unterwegs treffen sie einen gehäuteten Hasen, der sein Fell durch eine Wette mit einem Krokodil verlor. Die Brüder geben ihm einen hinterhältigen Rat, woraufhin sich seine Schmerzen verschlimmern. Okuninushi hilft ihm jedoch. Er hat somit die Prüfung des Hasen bestanden und heiratet die Yame-hime. Seine Brüder sind eifersüchtig und versuchen ihn umzubringen, dies gelingt ihnen aber nicht. Okuninushis Mutter hilft ihm und schickt ihn ins Wurzelland zu Susanoo. Dort verliebt er sich in dessen Tochter Suseri-hime. Auch Susanoo unterzieht Okuninushi Prüfungen, welche er ebenfalls besteht. Zu guter letzt trickst er Susanoo aus, stiehlt seine Waffen und flieht mit Suseri-hime. Susanoo verfolgt die beiden, aber nur um seinen Sohn zum "Großen Landesherren" (Okuninushi), den Herrscher des Landes zu erklären.

In diesem Part des 2. Kapitels geht Naumann mehr auf die Nachfolge Susanoos, durch seinen Sohn Okuninushi ein. Sie vermutet hinter der Prüfung durch den Hasen und denen von Susanoo Initiationsriten. Dazu setzt sie den Hasen in Beziehung zu dem, in einem vorherigen Mythos erwähnten, falschherum gehäuteten Pferd, welches ein Mondtier ist. Der Hase ist für sie auch ein Mondtier, welches das Leben verkörpert. Das Krokodil jedoch verkörpert das Jenseits und verschlingt quasi durch das Häuten des Hasen den Mond und das Leben. Weil Okuninushi nun aber dem Hasen hilft, bringt er den Kreislauf von Leben und Tod erneut in Gang, wie es sein Vater zuvor tat. Da Okuninushi die Prüfungen (allerdings jeweils mit Hilfe) bestanden hat, wird er durch das kusanagi-Schwert, welches ihm sein Vater übergibt, zum Herrscher von Izumo. Zusammen mit dem Gott Sukunabikona vollendet er die Schaffung des Landes und macht es bewohnbar. (Auf diesen Mythos wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen).

Naumann sieht in diesem Mythos südchinesische Einflüsse, da es in Japan an sich keine Krokodile gibt, wohl aber in Südchina. Also kann auch an diesem Mythos erkannt werden, wie überregionale Einflüsse in die japanische Mythologie eingeflossen sind.

Politischer Mythos

Die Unterwerfung der Mittellande der Schilfgefilde (S.130-141)

  • Versammlung der Götter im Flussbett um Plan zur Befriedung der Mittellande zu entwickeln → Omohikane no kami wieder Vordenker (→ vgl. Verschwinden Licht / Hervorlocken Amaterasu)
  • Nihongi: Takagi will Enkel von Beginn an als Herrscher einsetzen, vorher soll Land befriedet werden, dazu mehrere Gesandtschaften die zunächst scheitern
  • „Gesandten“ werden besondere Waffen gegeben, die nur im Zusammenhang mit Abstieg des erlauchten Enkels vorkommen, Namensbedeutung ist unklar (makako-Bogen und haha-Pfeile)
  • Tod von Ame no Waka-hiko Anlass Trauerriten zu beschreiben
  • Ohokuni-nushi (→ vgl. Weltentstehung) herrscht zur Zeit über Mittellande, er und seine Söhne werden überzeugt Herrschaft an Himmelsenkel abzutreten (Wettkampf bzw. Verhandlungen) → Ohokuni-nushi behält Verantwortung für „göttliche, verborgene Angelegenheiten“, Himmelenkel führt „öffentliche Angelegenheiten“ → Errichtung eines Palastes, Opferfeste
  • Ohokuni-nushi verbirgt sich, Jenseitsvorstellung als Labyrinth (sonst in Japan nicht üblich) → achtzig Wegkrümmungen
  • In Nihongi übergibt Ohokuni-nushi bei Abtritt „breiten Speer“ → kein eigentlich nur verklausuliert kusanagi-Schwert meinen
  • Land ist befriedet und Boten kehren in den Himmel zurück


Der Abstieg des Himmelsenkels - zwei divergierende Modelle (S. 141-155

  • Diskrepanz Kojiki (erst soll Sohn von Amaterasu auf Erde gehen) und Nihongi (Takagi sieht von Beginn an Enkel als Herrscher vor)
  • Kojiki: Herrschaftsauftrag durch Amaterasu und Takagi gemeinsam
  • Im Kojiki schon Verbindung Spiegel – Ise-Schrein → neue Blüte durch Temmu-tenno, Innerer Schrein ca. 4. Jhrd. → Spiegel als tama von Amaterasu (Kojiki) / „Betrachte ihn als ob du mich betrachtest“ (Nihongi)
  • In einer Variante Nihongi gibt Amaterasu auch Reisähren mit
  • In einer Variante Legitimation allein durch Amaterasu, Erlass der Legitimation Dynastie begründet → letzter Dynastiewechsel kurz vor 520
  • Throninsignien aus vorgeschichtlicher Zeit, ab 4. Jhrd. in Hügelgräbern großflächig verbreitet → Schwert – Waffe, Spiegel – polit. Bindung, Krummjuwel – unbekannt
  • Spiegel ist besonders weil Kultobjekt und Herrschaftssymbol (Vorläufer Reichsapfel, Symbol Kosmos)
  • Spiegel und Schwert erstmals 690 bei Inthronisationszeremonie, Krummjuwel erst später
  • Durch Einhüllen in „Decke des Wahren Sitzes“ (→ Thron Takagi) wird durch Takagi Investitur vollzogen → Herrschergewand bildet Kosmos ab → in Japan ab 8. Jhrd. Nachahmung chinesisches Herrschergewand
  • 5 Begleiter*innen waren an Herauslocken von Amaterasu beteiligt → Vorfahren entsprechender Berufsgruppen / Familien → Spiegelung Verhältnisse Entstehungszeit
  • Takagi gibt Ame no Koyane und Futodoma besondere Aufgaben bei Verehrung Himmelsenkel, Bruch (Naumann), steigen im Gefolge von Ame no Oshihomimi hinunter (→ Sohn Amaterasu) → ab dann Amaterasu im Mittelpunkt
  • Abstieg Formelhaft geschildert und nicht mehr verständlich
  • Ninigi wird auf Gipfel von zwei bewaffnetet Kriegern (Menschen, Zählwort) erwartet → Familieninteressen


Der Große Berggott und seine Töchter (S. 156-164)

  • Ninigi muss sich vermählen und Kinder zeugen um Dynastie zu beginnen
  • Mythen sollen Volk der Hayato mit einbinden und integrieren Teile ihrer Überlieferungen, z.B. „Prinzessin von Ata“ (Hayato Mädchen) wird gleichgesetzt mit Konohana Sakuya-bime
  • In Kojiki geht Lebensspanne Menschen auf ukehi des Berggottes zurück, Herkunft Berggott möglicherweise aus Korea, schon vor 8. Jhrd. bedeutend → Glaube das koreanische Gottheiten bestimmend ins Schicksal eingreifen, daher durch ihn Lebensspanne
  • Nachkommen der Schwestern entsprechend der Namen (kurzlebig wie Blumen, langlebig wie Fels) → Parallele indonesischer Mythos (Banane – Stein) → politisches Motiv für Sterblichkeit Nachkommen
  • In Nihongi geht ukehi von verschmähter Ihanaga-hime aus → todbringendes Weinen als wiederkehrendes Motiv
  • Variante Nihongi gibt Schwestern durch Bezug zum Weben stärkere kosmologische und schicksalsbestimmende Bedeutung → Parallele andere Vorstellungen (Hellenismus: Moiren [Klotho, Lachesis, Atropos], Lebensfaden) → „Weben des Lebens“ (Länge) teilweise noch in Liedern vorhanden, dort aber Gleichsetzung Leben = Faden / Schnur verwischt
  • ukehi Beschwörung durch Konohana no Sakuya-bime zum Beweis Vaterschaft Himmelsenkel → Gebärhütte Bezug Izanagi, Separierung menstruierender bzw. gebärender Frauen zum Schutz vor Befleckung
  • Glosse verweist auf Ho no Susori no mikoto als Urahn Hayato
  • Ninigi stirbt, ist trotz Herkunft scheinbar Mensch, wird nie als kami bezeichnet, mikoto auch für Menschen als Ehrentitel
  • Disput um realen Ort Grab → lässt sich nicht bestimmen, Streit zweier Schreine um historische Grabstelle
  • nihinahe wird durch Frau Ninigi vollzogen → Institutionalisierung, Nachahmung Handlung Amaterasu


(Feinbearbeitung folgt)


Bergglückprinz und Meerglückprinz (S.165-176)

Dieser Teil des Mythos handelt von zwei Brüdern, Hoderi no Mikoto und Howori no Mikoto, die ihre Talente als Fischer und Jäger, symbolisiert in Form eines Angelhakens und eines Pfeil und Bogens, tauschen. Howori verliert den Angelhaken und sein Bruder verlangt ihn zurück. Er bekommt einen Rat, und zwar den Meeresgott aufzusuchen. So handelt er und nach weiteren Einzelheiten verlieben sich dessen Tochter und Howori, so dass sie heiraten. Die betrübte Stimmung, wegen dem Verlust des Angelhakens fällt dem Meeresgott auf und er gibt ihm Instruktionen, seinen Bruder zu beherrschen. Auch dessen Nachkommen, der Hayato-Stamm, halten sich ab da am Kaiserhof auf und dienen in Form von Wachaufgaben und Unterhaltung, so Naumann.

Die Prinzessin des Meeres, Toyota-bime, entbindet ein Kind und gibt ihrem Mann noch ausdrücklich die Anweisung er solle nicht dabei zusehen. Voll Neugier vermag er das nicht, erkennt die Krokodil-/Drachengestalt seiner Frau und so müssen sich die Beiden trennen. Dies bedeutet eine Trennung von Wasser und Land und ist laut Naumann analog zu der Trennung von Izanagi und Izanami. Anmerkung des Dozenten: Sinn dieser Geschichte sei es, verschiedene Volksgruppen auf eine Ebene zu bringen, welche dann in der Tennō-Dynastie münden.

Vom Mythos zur Pseudogeschichte (S.176-194)

Kamu-Yamato Ihare-Biko no Mikoto und sein älterer Bruder Itsuse no mikoto planen von wo aus sie das Erdreich regieren und wo sie folglich die Hauptstadt errichten wollen. Sie ziehen durch das Land und in den Kampf. Itsuse erleidet eine Verletzung und trifft die Entscheidung, als Nachkomme der Amaterasu doch mit der Sonne im Rücken zu kämpfen und nicht entgegengewandt um zu siegen. Doch zu spät für den älteren Bruder, er stirbt. Die Truppen ziehen weiter. Als ein Bär ihren Weg kreuzt, erleiden alle einen Schwächeanfall. Der Bär ist nach Naumann eine Gestalt des Berggottes und die Schwächung als eine Strafe zu sehen. Ihare-biko wird von einem Fremden aufgesucht, der ihm ein Schwert überreicht. So haben es ihm die Götter aufgetragen, da sie sahen, dass ihr Nachkomme im Kampf Probleme hat. Es folgen weitere Auseinandersetzungen: mit zwei Brüdern, einer unterwirft sich, der andere wird hingegen getötet. Außerdem trifft Ihare-biko, der erste menschliche Kaiser, auf ein Junggesellenhaus wo Kriegslieder gesungen werden. Auch diese werden getötet. Diese seien nach Naumann mit dem Stamm Kume zu identifizieren. Am 5.Tag des 10.Monats (667 v. Chr.) führt der Kaiser nun seine Truppen gen Osten, wo seine Residenz errichtet werden soll. Ein letztes Dorf kann er nicht erobern. Er betet und bekommt Anweisungen, die ihm zum Sieg verhelfen: er soll Lehmerde vom Kagu-Berg holen, daraus je 80 Schüsseln und Krüge formen und aus diesen opfern. Nun ist es ihm möglich zu siegen und das ganze Erdreich zu befrieden. Nun ist der erste Menschenkaiser an der Macht.

Naumann merkt an, dass die Region Osaka die des ersten Kampfes sei. Weiter erwähnt sie, dass im Nihongi eine anachronistische Übertreibung zu beobachten sei, da sich mit diesem Teil auch die älteste Gesetzessammlung des Kaiserhauses verbinde. Kaiser Temmo habe sich im Mythos um Folgerichtigkeit und Harmonie bemüht. Ein weiterer ihrer Gedanken ist, dass im Himmelsenkel zwei Traditionen, die südasiatische und die nordasiatische, verbunden sind. Anmerkung des Dozenten: Dies könne als Mittel dienen um die oberste Gottheit herauszustellen.

Naumann erkennt im Mythos drei rote Fäden:

1. Herrschaftsauftrag des Susa no Wo an seinen Sohn Ohokuni-Nushi, damit dieser sie wiederum an den Himmelsenkel weitergeben könne: Abstammung von den Göttern.

2. Das Leben der Amaterasu: ihre Geburt, ihr Verschwinden und erneutes Erscheinen ist als Ahnherrin des Kaiserhauses von besonderer Bedeutung.

3. Der Himmelsgott Takamimusubi bildet zusammen mit zwei anderen Göttern den Anfang der Schöpfung. Seine Präsenz zeigt sich stets in Angelegenheiten des Kaiserhauses. Der Himmelsbaum ist sein Symbol. Daran hängt auch der Spiegel der Amaterasu. Er schickt seinen Enkel auf die Erde um zu herrschen und ihm wird in je 80 Tonschalen und Krügen geopfert um zu siegen.

Überlegungen

Anmerkungen


Literatur und Links

Blümmel, Maria-Verena: In memoriam Nelly Naumann. In: NOAG. 167–170 (2000/01), S. 7-8. (PDF-Datei).