Weltentstehung: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dieser kurzen Einführung nun aber zur Entstehung der Welt nach daoistischer Sicht. Im ''Daodejing'' (ca. 4. Jh. V. Chr.) einer der Hauptschriften des Daoismus heißt es:
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Nach dieser kurzen Einführung nun aber zur Entstehung der Welt nach daoistischer Sicht. Im '''''Daodejing''''' (ca. 4. Jh. V. Chr.) einer der Hauptschriften des Daoismus heißt es:
  
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''Der Weg brachte die Eins hervor / die Eins brachte die zwei hervor /die Zwei brachte die Drei hervor /und die Drei brachte die zentausend Dinge hervor.''
'''Der Weg brachte die Eins hervor / die Eins brachte die zwei hervor /die Zwei brachte die Drei hervor /und die Drei brachte die zentausend Dinge hervor.'''  
 
 
<small>(Daodejing Kapitel 42.)</small>
 
<small>(Daodejing Kapitel 42.)</small>
  

Version vom 28. April 2012, 13:22 Uhr

Fast jede Kultur besitzt Mythen, die die Entstehung der Welt, der Götter und/oder der Menschen erklären. Oft bedeutet „Welt“ das eigene Land, „Menschen“ die eigene kulturell-ethnische Gruppe und „Götter“ die eigenen Ahnen. Trotz dieser „ethnozentristischen“ Tendenzen finden sich zwischen den Weltentstehungsmythen einzelner Kulturen oft erstaunliche Gemeinsamkeiten.

Japan

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China

Zunächst sollte erwähnt werden, dass es die Vorstellung der Weltentstehung in China nicht gibt, da es dort mehrere Religionen mit unterschiedlichen Traditionen und Glaubensinhalten gibt (Die fünf offziell anerkannten Religionen Chinas sind der Daoismus, der Buddhismus, der Islam, der Katholizismus und derProtestantismus.) Da es den Rahmen dieses kleinen Artikels sprengen würde, wird sich hier nur den Daoismus, der eine lange Tradition in China hat. Um die Weltentstehung im daoistischen Kontext verstehen zu können muss beachtet werden, dass es sich beim Daoismus nicht ausschließlich um eine Religion handelt, sondern gerade in früher Zeit um hauptsächlich philosophische und politische Strömungen, die Vorstellungen von einem gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Leben definierten und deren Aspekt des Nicht-Handelns bzw. Nicht-Eingreifens (wuwei) und des Von-Selbst-so-Seins (ziran) erläuterten, wie ein Herrscher sein Volk zu regieren habe. Die Idee dahinter ist, dass sich durch ein Vermeiden des Eingreifens in die natürliche Ordnung alles so entwickelt wie es der Natur einer Sache selbst entspricht.


Auch die religiöse Komponente ist vornehmlich durch ein Leben im Einklang mit sich und der Umwelt geprägt. Die wichtigste Rolle dabei spielt das Dao. Es wird meist als der rechte Weg übersetzt. Es ist jedoch generell schwierig das Dao begrifflich zu fassen, da dies von Daoisten selbst nicht in besonderen Maße getan wird. Dies liegt daran, dass das Dao sobald es einen spezifischen Namen erhalten würde aus seiner Einzigartigkeit und Einheit herausgeraten würde. Somit würde es ein Gegenüber erhalten. Dies lässt sich erklären, da das daoistische Denken(und auch konfuzianische Denken, auf das hier nicht explizit eingegangen werden soll) aus dem Denken in Polaritäten besteht. Sobald etwas benannt wird muss es ein Gegenteil haben, schön und hässlich, Berg und Tal, männlich und weiblich und so weiter. Dies ist nun das Prinzip von Yin und Yang, in das alles eingeteilt wird, selbst der menschliche Körper, was ausschlaggebend für die chinesische Medizin ist. Wichtig dabei ist die begriffliche Abgrenzung von Polarität und Dualität. Ersteres meint, dass das eine ohne das andere nicht existieren kann, während das Zweite meint, dass eine gesonderte Existenz möglich ist.


Nach dieser kurzen Einführung nun aber zur Entstehung der Welt nach daoistischer Sicht. Im Daodejing (ca. 4. Jh. V. Chr.) einer der Hauptschriften des Daoismus heißt es:

Der Weg brachte die Eins hervor / die Eins brachte die zwei hervor /die Zwei brachte die Drei hervor /und die Drei brachte die zentausend Dinge hervor. (Daodejing Kapitel 42.)


Dies bedeutet, dass aus dem Dao eine Einheit hervor geht, die nicht benannt wird, aus der dann Yin und Yang entstanden. Ab hier beginnt also die Einteilung in zusammengehörende Polaritäten schließlich entstehen die zehntausend Dinge, die als Synonym für alles existierende auf der Welt und die Welt selbst gelten können. Darauf was die Eins und die Drei sind wird nicht in besionderem Maße eingegangen, möglicherweise zeigt dies sozusagen Zwischeninstanzen um zu zeigen, dass Yin und Yang nicht unmittelbar nach dem Dao folgen um die Besonderheit des Dao hervorzuheben. Ähnlich verhält es sich wohl mit der Drei, die zwischen Yin und Yang und den zehntausend dingen steht. Interessant ist dabei, dass es sich hier um einen Transformationsprozess handelt. Es wird daher von einem Prozess gesprochen, da das Dao nicht unveränderbar ist. Im daoistischen Kontext wird generell weniger auf den Zustand von etwas eingegangen, sondern eher nach der Funktion gefragt. Festzuhalten ist, dass das Dao schon immer da war/ist, jedoch nicht als ein Gott angesehen wird. Alles was aus ihm entstand wurde nicht geschaffen sondern entstand von selbst, was mit dem Aspekt des ziran in Verbindung gebracht werden kann.


Götter spielen nun zwar gerade in späteren Zeiten eine Rolle im Daoismus, doch sind sie nicht das höchste Prinzip, denn dies ist das Dao, welches alles umgibt und durchdringt. Das Ziel eines jeden Daoisten ist schließlich die Langlebigkeit und vor allem das Einswerden mit dem Dao. Wichtig ist der Aspekt der Langlebigkeit deshalb, da Daoisten nicht an eine Art Überleben oder Weiterleben der Seele nach dem Tod glauben, wie es in anderen religiösen Traditionen der Fall ist. Körper und Seelen 3. Zerfallen nach dem Tod in Energie – dem qi. Dieses qi ist wichtig für die Regulierung von Yin- und Yang- Energien. Durch die Regulierung von Yin und Yang im eigenen Körper wird ein langes Leben möglich. Schließlich kann man der Einheit des Dao näher kommen.

Hinduismus

Im Hinduismus existieren verschiedene Vorstellungen darüber, wie die Welt und die Lebewesen entstanden sind. In den vedischen Kosmogonien [1] ging man davon aus, dass die Götter bereits da waren, als die Welt mit ihren Geschöpfen entweder durch ein Elternpaar gezeugt, einen Meisterbildner gestaltet, durch die Glut der Askese oder allein durch die Kraft des Opfers erschaffen wurde.

Ein Schöpfungsmythos erzählt von einem goldenen, unvergänglichen Embryo, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda[1] Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:

11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?

12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.

13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.

14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.

Die Frage, woher genau diese Götter gekommen waren, blieb in den Veden offen. Die Upanishaden [2] gehen diesen Fragen nach und entwickeln so die Lehre vom brahman als Konsequenz einer langen Reihe von Versuchen, den Ursprung der Welt zu erklären. 

Eine mögliche Lösung bot nun das Bild des Eis, das ausgebrütet wird und aus dem sich ein 'goldener Keim' entfaltet, aus welchem dann ein Schöpfergott entsteht. Aber auch hier blieb eine ungeklärte Frage bestehen, denn die Herkunft des Eis wurde nicht geklärt. In den Upanishaden wurde deshalb nun nach abstrakteren Wegen gesucht die Entstehung der Welt plausibel zu erklären. Man entwickelte die Vorstellung, dass es zu Anfang Sein gegeben haben muss, den Seiendes kann nur aus Sein hervorgehen. Dieses eine Seiende musste demnach so mächtig gewesen sein, um imstande zu sein, die Welt zu schaffen. Zudem musste es den Überlegungen der Philosophen zufolge wahr sein, denn nur aus Wahrheit konnten Dinge Bestand haben. So kam man zur Überzeugung, dass aus eben diesem Einen alles, sowohl Materie als auch Geist, entstanden sein musste. Dieses Eine wurde brahman genannt, ursprünglich handelt es sich dabei um die Bezeichnung für einen im Opfer sinnvoll eingesetzten Halbvers oder Vers aus dem Veda.

Eine weitere Vorstellung mit monotheistischen Tendenzen, die einen höchsten Gott an den Anfang der Welt stellt, griff auf den oben zitierten Schöpfungsmythos des Purusha zurück.


Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Bei den Veden handelt es sich um etwa im 5. Jh. n. Chr. verschriftlichte, davor (und auch noch danach) mündliche tradierte Überlieferungen. Die ältesten Sammlungen sind ca. um 1000 v.Chr entstanden. Die Veden werden unterteilt in: Samaveda, Yajurveda, Atharvaveda und Rigveda. Die älteste Sammlung mit Hymnen ist der Rigveda ("Veda der Verse"), er enthält die heiligen Texte schlechthin und umfasst 1028 Hymnen mit 10417 Versen. S.a. Veda und Upanishaden.
  2. Es existieren rund 150 Upanishaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst. Es wird angenommen, dass sie zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr. entstanden sind. S.a. Veda und Upanishaden.

Literatur und Links

  • Von Stietencron, Heinrich: Der Hinduismus, München 2001.
  • Rigveda