Nichiren: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juli 2021, 11:27 Uhr
Themengruppe | Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen) |
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Name | Nichiren 日蓮 |
Lebenszeit | geb. 16. Februar 1222 in Kominato, gest. 13. Oktober 1282 in Ikegami (Kamakura) |
Sonstige Namen | Zennichimaro 善日麿, Yaku-ō-maro, Zeshō-bō-Renchō 是生房蓮長, Kōsō |
Funktion, Amt | buddhistischer Mönch |
Bemerkung | Gründerfigur der Nichiren-Schule |
Nichiren 日蓮 war ein buddhistischer Mönch und Reformer im Japan, der von 1222 bis 1282 lebte. Er bezeichnete sich selbst als „Ausübender der Lotos-Sūtra in der Endzeit des Dharma“. Die Nichiren-Schule entstand von der Tendai-Schule, welche wiederum auf der chinesischen T´ein-t´ai-Schule basiert. Die Nichiren-Schule gehört, mit weiteren buddhistischen Schulen, die in der Kamakura-Zeit gegründet wurden, zum sog. „Kamakura-Neobuddhismus“. [1]
Das Leben von Nichiren
Kindheit und der Weg zum Mönchsleben
Nichiren wurde am 16. Februar 1222 in Kominato 小湊, als Sohn von Shigetada Jirō 重忠次郎 und seiner Frau Umegiku 梅菊, geboren. Kominato liegt auf der Halbinsel Bōsō in der Provinz Awa (heute Chiba Präfektur). Es gibt mehrere Meinungen über die Herkunft Nichirens. Nichiren selbst beschrieb seine Familie als arm, eine sogenannte Chandāla-Familie, die nach der indischen Kastenordnung die niedrigste gesellschaftliche Klasse war, weil die Familie sich ihren Lebensunterhalt durch das Töten von Lebewesen (Fische) verdiente. [2]
Der Legende nach war die Geburt Nichirens von Wundern umgeben. Die Mutter, Umegiku, hatte einen Traum, in dem eine kleine Sonne unter einem hellblauen Himmel auf den Blütenblättern eines weißen Lotos zur Ruhe kam; dieser drang anschließend in die Brust der Frau ein. Als sie aufwachte, wusste sie, dass sie schwanger mit ihrem vierten Kind war. Als das Baby im Februar zur Welt kam, herrschte tiefster Winter, dennoch stieß pures Wasser aus der Ecke des Gartens hervor und hunderte weiße Lotosblüten blühten im kalten Wasser. Das Baby bekam den Namen Zennichimaro 善日麿. [3]
Als Nichiren zwölf Jahre alt geworden war, nahm ihn sein Vater auf den Berg Kiyosumi 清澄山 mit, wo sich der Tempel Seichōji 清澄寺 befindet. Dieser Tempel wurde dem Boddhisatva Kokūzō 虚空蔵 (skr. Ākāshagarbha) geweiht. Er gilt als Boddhisatva der Weisheit (ikonographisch wird er mit dem Schwert der Weisheit in der rechten Hand dargestellt, in der linken Hand hält er neben einer Lotosblüte ein Wunsch erfüllendes Juwel). Dieser Tempel wurde nach dem Besuch von Ennin der Tendai-Schule angeschlossen. In der Zeit Nichirens hatten sich verschiedene buddhistische Lehren (wie Shingon- und die Jōdō-Schule) bereits vermischt.
Nichiren erhielt im Tempel neben einer buddhistischen auch eine allgemeine Ausbildung. Nichiren wollte der weiseste Mann Japans werden, deswegen betete er zum Boddhisatva Kokūzō, der ihm, laut Nichirens Aussagen, diesen Wunsch auch erfüllte. [4]
Studienreisen
Mit 16 Jahren hat sich Nichiren entschieden, sein religiöses Leben fortzusetzen. Er nahm dabei den Namen Zeshōbō 是生房 an. 1238 begab sich Nichiren nach Kamakura, da ihm der Tempel Seichōji keine weiteren Studiengänge anbieten konnte. Er befasste sich mit Zen-Buddhismus, beschäftigte sich aber auch intensiv mit der Jōdō-Lehre. Um der weiseste Mann Japans zu werden, wollte er während seines Studiums auch alle Sekten des Buddhismus studieren. [5]
Aufenthalt in Kamakura
In der Stadt Kamakura fand Nichiren ein im Vergleich zu seiner Heimat ungewohntes Umfeld vor, und die Statue Amidas war fast fertig. Er suchte die „wahre Form und wahre Lehre des Buddhas“. Schon im Tempel am Berg Kiyosumi hegte er die Vermutung, dass Shākiyamuni der wahre Buddha und somit der einzige ist, der verehrt werden sollte. Allerdings war sich Nichiren dessen noch nicht sicher. In Kamakura ging er zuerst zum Hachiman-Schrein, und begab er sich zum Jōdo-Tempel. Er wollte auch das in seinem Glauben einzig wahre Sūtra finden.
Nichiren begann seine Studien unter Priester Dai-a und studierte die Lehre von Hōnen. Nach vielen Monaten seines Studiums starb Dai-a aber plötzlich. Nichiren war desillusioniert und fragte sich, wieso jemanden nach einem gänzlich dem Buddha gewidmeten Leben ein so leidvoller Tod erwartete. Danach hat er den Jōdo-Tempel verlassen und studierte weiter den Zen-Buddhismus, der an Popularität gewann. [6]
Er studierte im Jufuku-Tempel, wo er aber nur kurz blieb. Nach seinem Aufenthalt in Kamakura reiste er wieder zurück nach Kominato, wo er die Abhandlung Das sittliche Wesen für die Erlangung der Erleuchterung in diesem Leib verfasst haben soll. [7]
Aufenthalt in Kyōto
Von 1242 bis 1252 studierte Nichiren hauptsächlich auf dem Berg Hiei 比叡. In diesem Tempel war es üblich, Mönche über unterschiedliche Schulrichtungen zu unterrichten, um sie mit verschiedenen Lehren und Praktiken vertraut zu machen. [8] Nichiren soll sich auf dem Berg Hiei auch zum Priester weihen haben lassen. Er fand die Vielfalt der buddhistischen Schulen, die sich nicht ausschließlich auf Sūtras stützten, verstörend, weswegen er Kommentare von Gelehrten und Priestern nicht mehr beachtete. Er wollte sich auch nicht dem König, seinen Eltern oder seinem Meister unterwerfen und er schenkte sein Vertrauen nur den goldenen Worten des Buddhas im Sūtra. Über seine Priesterweihe hinaus ist nicht viel über seine Zeit in Kyōto bekannt. [9]
Zweifel von Ninchiren
Wie schon erwähnt, brachte die Vielfalt der Schulen Skepsis für Nichiren. Diese Vielfalt war jedoch nicht die einzige Quelle seiner Zweifel. Während seiner Studienzeit beobachtete er, dass nicht jede Lehre vom Leiden befreien konnte. Er sah auch eine Diskrepanz zwischen der Jōdo-Lehre und der von ihm gesehenen Realität. Die Jōdo-Anhänger und -Meister starben oft unter schrecklichen Qualen. Auch die Unterschiede zwischen buddhistischen Mönchen, die in Wohlstand lebten, und der Bevölkerung, die von Miseren und Unglücksfällen heimgesucht wurde, waren für ihn ein Grund an der damaligen Buddha-Lehre zu zweifeln. Als Grund des Unglücks im Land sah er die Tatsache, dass anstatt dem Shākiyamuni, der Amida-Buddha verehrt wurde und das nenbutsu rezitiert wurde. Die Jōdo-Schule verwarf ausdrücklich den Shākiyamuni und das Lotos-Sūtra, so wie alle anderen Sūtras; im Zen des Darumashū 達磨宗 (Bodhidharma-Schule) wurden Sūtras verworfen, in der Shingon-Schule wurde das Lotos-Sūtra ebenfalls weniger geschätzt. Nach der Verbannung auf die Insel Sado kritisierte Nichiren sogar die Esoterisierung der Tendai-Schule. So würden der Shākiyamuni und das Lotos-Sūtra laut Nichiren verleugnet werden. [10]
Eigene Lehre Nichirens
Als Nichiren im Jahr 1253 von seiner Kyōtoreise wieder zum Seichōji zurückkehrte, wurde ihm die Gelegenheit, eine Predigt zu halten, zuteil. Zur Vorbereitung und Meditation soll er sich daraufhin sieben Tage lang zurückgezogen haben. Nachdem er, der Legende nach, das Namu-myōhō-renge-kyō 南無妙法蓮華經 entgegen der aufgehenden Sonne rezitierte, hat er am 28. April seine Lehre verkündet. Zu diesem Zeitpunkt wählte er den Namen Nichiren 日蓮 (Sonnen-Lotos), da er sich als Buddha-Fahrzeug gesehen hat. Nichi 日 sollte die Funktion haben, die Finsternis im Menschen zu erleuchten und zu vertreiben. Ren 連(Lotos) steht für die Reinheit. [11]
Bedeutung des Lotos-Sūtra
In der Geschichte haben Buddhisten danach gestrebt, sich vom „Wandel innerhalb der sechs Welten“ (also von der karmischen Kausalkette der Reinkarnation) zu befreien. Vor dem Lotos-Sūtra gab es drei verschiedene Wege (drei Fahrzeuge), die zu unterschiedlichen Zielen führten. Das Lotos-Sūtra stand dem Ideal der drei Fahrzeuge kritisch gegenüber. Das Lotos-Sūtra erlaubt nämlich allen Lebenswesen, die Erleuchtung zu erlangen, nicht nur eine „Vorstufe“ wie bei den drei Fahrzeugen. Das heißt auch, dass alle Sūtras vor dem Lotos-Sūtra nur vorübergehende Lehren sind. Diese Vorstellung war neuartig und revolutionär. Im Kapitel II steht:
Nichiren sah diese Stelle, laut Matsudo, als Beweis, dass alle Menschen den Buddha-Zustand erreichen könnten, weswegen sie an Buddha glauben sollten. Laut dem Lotos-Sūtra sollten Buddhas die Menschen „in dieser Welt“ zur Weisheit führen (im Kapitel II. und auch XVI.). Nichiren sah seine Aufgabe darin, am Beginn der Endzeit des Dharma, das Lotos-Sūtrazu verbreiten. Aus diesem Grund bezeichnete er sich selbst als „ Der Ausübende des Lotos-Sūtra in der Endzeit des Dharma“. [12] Für ihn bedeutete das Enthalten, Beibehalten und das Lesen des Lotos-Sūtra, sich direkt in die Präsenz von Shākiyamuni Buddha zu stellen. Schon das rezitieren des ersten Zeichens myō 妙, enthielt alle 69384 Zeichen in den 28 Kapiteln und 8 Bänden des Lotos- Sūtra (in der Kumārajīva Übersetzung). Nichiren übernahm diesen Gedanken von Tiantai Meister Zhih-´i ichinen sanzen (一念三千, „Ein Gedanke umfasst drei tausend Reiche“) und weist auf diesen oft in seinen Schriften hin. [13]
Kuniyoshis Illustrationen der Wundertaten des Nichiren
In den 1830er Jahren schuf der ukiyōe-Meister Utagawa Kuniyoshi eine zehnteilige Serie von Blockdrucken mit dem Titel „Illustrierte Kurzbiographie des ersten Patriarchen [= Nichiren]“:
Verweise
Anmerkungen
Sekundärliteratur
- Jack Arden Christensen 2001Nichiren: leader of buddhist reformation in Japan. Fremont, California: Jai Publishing Co. 2001.
- Ruben L. F. Habito 1999„Bodily reading of the Lotus Sūtra: Understanding Nichiren´s Buddhism.“ Japanese Journal of Religious Studies (1999), S. 281-306.
- Yukio Matsudo 2004Nichiren, der Ausübende des Lotos-Sūtra. Norderstedt: Books on Demand GmbH 2004.