Diagnostik von psychischen Krankheiten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. Februar 2021, 20:16 Uhr
Überblick zur Depression
Depressionen können in jedem Lebensalter vorkommen, wobei man jedoch Unterschiede erkennen kann [1]. Um eine Depression diagnostizieren zu können muss die Dauer der Symptome mindestens 2 Wochen betragen. Zusätzlich müssen 4 der nächsten zehn und zwei der auf der Liste genannten ersten drei Symptome vorhanden sein:
- Depressive Stimmung
- Verlust von Freude oder Interesse
- Ermüdbarkeit und Energieverlust
- Verlust von Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und unangemessene Selbstvorwürfe
- Suizidgedanken und suizidales Verhalten
- Verminderung der Konzentration
- Veränderte psychomotorische Aktivität (Unruhe, Hemmungen, Verlangsamung)
- Schlafstörungen
- Änderung beim Appetit und u.a. Gewichtsverlust oder -zunahme
Depressionen werden in drei Schweregrade eingeteilt: in leichte, mittlere und schwere Depressionen [2]. Bei leichten Depressionen müssen zwei der ersten drei und zwei der restlichen Symptome der Liste auftreten. Die betroffene Person leidet unter den Symptomen und wird von ihnen im Beruf und bei sozialen Aktivitäten eingeschränkt. Ein weiteres Kriterium für leichte Depressionen ist, dass sich Betroffene nicht krank schreiben lassen.
Um mit mittleren Depressionen diagnostitziert zu werden müssen Betroffene mindestens zwei der ersten drei Symptome und drei der restlichen vorweisen. Personen mit mittleren Depressionen können nur schwer soziale und berufliche Tätigkeiten fortführen und auch häusliche Tätigkeiten sind für sie schwer zu erfüllen.
Personen mit schweren Depressionen weisen alle drei der ersten drei Symptome der Liste und mehr als vier der restlichen auf. Sie leiden unter erheblicher depressiven Stimmung, verlieren ihre Interessen und Energie, haben unbegründete Schuldgefühle und sind suizidgefährdet. Zudem ist es für Betroffene oft unmöglich, alltäglichen Tätigkeiten nachzugehen. Diese schweren Episoden (früher auch oft als „Melancholie“ bezeichnet) halten länger als 6-8 Monate an, können aber auch länger als ein Jahr andauern und ohne Behandlung besteht ein hohes Wiederkehrungs Risiko [3].
Als Hauptsymptome gelten depressive Verstimmung, Hoffnungslosigkeit, Schwermut, Interessensverlust, Selbstentwertungstendenz und das Gefühl von Überforderung oder Insuffizienz. Äußerlich können sich bei den betroffenen Personen ein leidender oder betroffener Gesichtsausdruck, eine verkrampfte/zusammengesunkene Körperhaltung, eine leise Stimme oder verlangsamte Bewegungen feststellen lassen. Bei wahnhafter Depression kann man psychotische Symptome wie zum Beispiel das Entwickeln von negativen Gedanken zu wahnhaften Ideen, Halluzination (Stimmen, Geruchshalluzinationen) oder Wahn (Ideen der Versündung, Verarmung, Schuldgefühle) auftreten. [4]
Überblick zu Schizophrenie
Die Existenz von Schizophrenie als psychische Krankheit ist seit langer Zeit bekannt und kann in allen Kulturen der Welt aufgefunden werden. Es ist jedoch anzumerken, dass die Betroffenen Personen, wie häufig angenommen wird, keine zwei Persönlichkeiten, Geister oder Gehirne haben. Es handelt sich um eine heterogene Krankheit mit einem weltweitem Erkrankungsrisiko von 1%. Im Durchschnitt erkranken Personen zwischen ihrem 15. und 35. Lebensjahr und tendenziell lässt sich Schizophrenie häufiger bei Personen mit niedriger sozialer Stellung und Bildung feststellen [5].
Schizophrenie wird diagnostiziert, wenn ein Symptom der Gruppe 1 und zwei Symptome der Gruppe 2 der folgenden Liste fast ständig über einen Monat lang andauern.
Gruppe 1:
- Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung
- Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühle des Gemachten, Wahnwarnehmung
- Kommentierende oder dialogische Stimmen, die über das Verhalten der betroffenen Person sprechen oder untereinander über sie diskutieren, sowie andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen
- Anhaltender, kulturell unangemessener, bizarr und völlig unrealistischer Wahn (z.B.: die Fähigkeit das Wetter zu kontrollieren oder mit Aliens in Kontakt zu stehen)
Gruppe 2:
- Im Zeitraum eines Monats täglich Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, die von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken begleitet werden
- Formale Denkstörungen in Formen von Neologismen (sprachliche Neubildung[6]), Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Danebenreden oder Zerfahrenheit führt
- Katatone Symptome wie zum Beispiel Erregung, Haltungsstereotypen, Mutismus, Stupor oder Negativismus
- „Negative Symptome“ wie unter anderem Apathie, Sprachverarmung und verflachte oder inadäquate Affekte [7]
Symptome, die das klinische Krankheitsbild bestimmen sind:
- Wahnerlebnisse:
- viele Bereiche, aber am häufigsten kommt Verfolgungswahn vor
- häufig Beeinträchtigungswahn, Liebeswahn, Beziehungswahn oder Größenwahn
- Wahnerlebnisse können sich zu einem regelrechtem Wahnsystem entwickeln („bizarr“ und „magisch-mystisch“)
- Akustische Halluzinationen:
- die häufigste Form ist das Hören von Stimmen
- eigene oder fremde Stimmen kommentieren die betroffene Person
- manchmal sprechen auch zwei oder mehr Stimmen
- die Stimmen können die Person unter anderem Auffordern aus dem Fenster zu springen
- Gedankenlautwerden (vermeintliches Hören der eigenen Gedanken)
- Geruchs- und Geschmackshalluzinationen, sowie Empfindungen aus dem Körperinneren
- „Ich-Störung“:
- Verschwimmen der Grenzen zwischen „Ich“ und Außenwelt
- unter anderem Fremdbeeinflussung, Gedankenausbreitung, Gedankeneingebung, Depersonalisation und Derealisation
- Betroffene können das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr eigenes Denken zu verlieren
- in schweren Fällen kann es zur Abkapselung von der Umwelt und zu Realitätsverlust kommen[8]
- Formale Denkstörungen:
- Denkstörungen sind charakteristisch für Schizophrenie
- Verwendung von unüblichen Begriffen und das Stocken des Sprachflusses
- typisch sind unter anderem auch Sperrungen, Gedankenabreißen, Bedeutungsverlust von Begriffen oder Sachverhalten, Zerfahrenheit und Sprachzerfall
- Affekte:
- häufig eingeschränkter emotionaler Kontakt mit anderen
- unpassender Affekt
- leere Heiterkeit und Albernheit
- psychotische Ambivalenz (Unentschlossenheit mit gleichzeitigem Bestehen von gegensätzlichen Gefühlen)
- Negativsymptome
- Katatone Symptome:
- Krankheitszeichen, die die Psychomotorik betreffen
- „katatoner Stupor“: Patienten verharren regungslos, sprechen nicht und sind innerlich angespannt und ängstlich
- „katatoner Erregungszustand“: heftige motorische Unruhe mit Schreien, toben, grimassieren und ungebremster Aggressivität
- der katatone Erregungszustand ist ein seltener raptusartiger Zustand, der für Betroffene und deren Umgebung eine Gefahr darstellt
- Gestörtes Sozialverhalten:
- charakteristisch für Formen wie das schizophrene Residuum
- Rückzugstendenzen und Antriebsstörung
- verantwortlich für soziale Isolierung sind unter anderem Energielosigkeit, Einschränkung der Interessen, Affektivarmut, Passivität und Verringerung der Leistungsfähigkeit [9]
Dissoziative Störungen
Bei dissoziativen Störungen verlieren Betroffene die Kontrolle zwischen psychischen und körperlichen Funktionen. Das bedeutet, dass sie die normale Integration von Erinnerungen in die Vergangenheit, ihr Identitätsbewusstsein und körperliche Empfindungen als auch Empfindungen verlieren können. Typische Symptome sind Amnesien, Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen, stuporöse Zustandsbilder, Krampfanfälle und in seltenen Fällen auch Identitätsstörungen. Die Diagnostikkriterien sind:
- dass Betroffene einen Verlust der normalen Integration von Erinnerungen an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der unmittelbaren Empfindungen und der Kontrolle von Körperbewegungen erleben.
- Das Bestehen eines zeitlichen Zusammenhangs zwischen den dissoziativen Symptomen und dem belastenden Ereignis, Problemen oder Bedürfnissen.
- dass keine körperlichen Störungen, die die charakteristischen Symptome erklären können, vorliegen. [10]
Trance- und Besessenheitszustände
Als „Trance“ bezeichnet man eine vorübergehende Bewusstseinsänderung bei dem Betroffene das Gefühl haben, ihre persönliche Identität zu verlieren, dass sich das Bewusstsein einengt und Bewegungen, sowie Haltungen und verbale Kommunikation eingeschränkt sind. Meist sind die Betroffenen überzeugt, dass sie von etwas kontrolliert werden. [11]
Dissoziative Bewegungsstörung
Hierbei handelt es sich um einen entweder teilweisen oder kompletten Verlust der Bewegungsfähigkeit. Dies kann eines oder mehrere Körperglieder betreffen. Dieser Verlust der Bewegungsfähigkeit kann unterschiedliche Formen annehmen, wobei meist die Beine betroffen sind. Zusätzlich kann es zu Gangstörungen oder Zittern kommen.[12]
Posttraumatische Belastungsstörung
Um ein posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren zu können müssen Betroffene einem Ereignis, das bei fast allen Menschen tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde, ausgesetzt sein. Zum Beispiel Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophen wie schwere Unfälle, Folter, Kampfhandlungen, usw. Wesentlich ist jedoch, dass es sich um ein Ereignis handelt, für das kein Mensch von sich aus Erfahrungswerte besitzt. Zusätzlich muss die Störung verzögert innerhalb von sechs Monaten nach dem Ereignis auftreten. Symptome sind:
- unfreiwillige Erinnerungen oder Wiedererleben des Ereignisses (Nachhalluzinationen oder Flashbacks)
- das Meiden von Situationen, die dem Ereignis ähneln
- dass Betroffene nicht in der Lage sind, sich an wichtige Aspekte des Erlebten zu erinnern
- Betroffene empfinden ein Gefühl der Betäubung, emotionale Stumpfheit und verhalten sich anderen Menschen gegenüber gleichgültig
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Reizbarkeit, Wutausbrüche, Hypervigilanz und Schreckhaftigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten[13]
Literatur
- Christian Klicpera 2009Einführung in die Psychopathologie. Wien: Facultas.WUV 2009.
- Klaus Paulitsch, Andreas Karwautz 2008Grundlagen der Psychiatrie. Wien: Facultas.WUV 2008.