Jōyū Fumihiro: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | (geb. 1962 in Fukuoka) ist ehemaliger Pressesprecher von [[Ōmu Shinrikyō]] オウム真理教 bzw. [[Aleph]] アレフ und Gründer der Sekte [[Hikari no Wa]] ひかりの輪. 1987 schloss er an der renommierten Waseda Daigaku mit einem Master in Ingenieurswissenschaften ab. | ||
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− | Nach den Tōkyōter Giftgasanschlägen von 1995 wurden neben Asahara weitere Kernmitglieder, darunter auch Jōyū, verhaftet und angeklagt. Jōyū wurde für schuldig befunden, | + | Nach den Tōkyōter Giftgasanschlägen von 1995 wurden neben Asahara weitere Kernmitglieder, darunter auch Jōyū, verhaftet und angeklagt. Zu dieser Zeit schwor er noch Asahara Treue und Ergebenheit. Jōyū konnten keine Beteiligung an den Morden oder den Anschlägen nachgewiesen werden. Allerdings wurde er des Meineides für schuldig befunden und zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, da er Falschaussagen während vorheriger Prozesse bezüglich Ōmu Shinrikyōs Machenschaften tätigte und auch andere Mitglieder dazu bewogen zu hatte. Nach seiner Entlassung 1999 behielt er seine Position als Pressesprecher und bleib somit Ōmu Shinrikyō erhalten, entschuldigte sich jedoch für die begangenen Verbrechen der Sekte. |
==Interne Konflikte== | ==Interne Konflikte== | ||
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− | Während Jōyūs Haft wurden 1996 Asaharas beide eheliche Söhne zu Nachfolgern als Oberhaupt von Ōmu | + | Während Jōyūs Haft wurden 1996 Asaharas beide eheliche Söhne zu Nachfolgern als Oberhaupt von Ōmu Shinrikyō ernannt. Allerdings waren einige Teilorganisationen wie jene von Fukuoka nicht damit einverstanden, weiterhin an der Asahara-Familie festzuhalten. Jōyū machte sich nach der Entlassung von seiner Haft ebenso für eine vollständige Emanzipation von Asahara (''datsu asahara'' 脱麻原) stark. Obwohl sich Ōmu Shinrikyō ab diesem Zeitpunkt offiziell von Asahara distanzierte und sich sogar 2000 in Aleph アレフ umbenannte, sollen inoffiziell viele Mitglieder weiterhin der Asahara-Familie treu ergeben gewesen sein. Jōyū gründete daher intern die Gruppe ''daihyōha'' 代表派, um ''datsu asahara'' durchzusetzen. Allerdings gründeten Mitglieder, welche Asahara treu blieben, die Gegenbewegung ''han daihyōha'' 反代表派. Jōyū wurde von dieser kritisiert, als er damit begann, offenkundig Shintō-Schreine zu besuchen, was für einen ernsthaft gläubigen Buddhisten nicht richtig sei. In den folgenden Jahren gewann die ''han daihyōha'' mehr Einfluss in der Sekte und setzte sich gegen die ''daihyōha'' durch (Odō 2013, S. 131-132). |
− | ==Hikari no | + | ==Hikari no Wa== |
− | 2007 verließ Jōyū Aleph und gründete die Sekte Hikari no | + | 2007 verließ Jōyū Aleph und gründete die Sekte Hikari no Wa. Die Sekte positionierte sich von Anfang an als buddhistische Sekte und gegen Asahara und Aleph. Jōyū war hierbei die Selbstreflexion (''hansei'' 反省) im Bezug auf die vergangenen Verbrechen wichtig. Noch im Gründungsjahr entsorgte Jōyū öffentlich Materialien von Aleph, wie zum Beispiel Bücher, um seine Kritik zum Ausruck zu bringen (Odō 2013, S. 133-134). Offiziell sieht sich Hikari no Wa nicht als Religion, sondern als eine Gruppe von Menschen, welche über Spirituelles und Übernatürliches, hauptsächlich den [[Buddhismus]], philosophieren. |
− | Seit der Gründung versucht Jōyū sich von Ōmu | + | Seit der Gründung versucht Jōyū sich von Ōmu Shinrikyō abzunabeln und salonfähig zu werden. Daher erläutert er viele Unterschiede zur Sekte Aleph. Während man in Aleph noch bei Asaharas Moralvorstellungen bleibt, habe man sich in Hikari no Wa traditionellen buddhistischen Moralvorstellungen zugewandt. Auch die Meditationen in Aleph sollen nach wie vor während des Anblicks von Bildern, die Asahara zeigen, stattfinden. Man habe in Hikari no Wa keinen Personenkult, geschweige denn einen Guru, sondern bewundere die Natur und meditiere hauptsächlich an „heiligen Orten“ und respektiere Buddha und den Kosmos. Während in Hikari no Wa der Kontakt zur Familie gefördert werde, ist dieser in Aleph besonders verpönt. Laut Jōyū drückt die Liebe zur Familie auch die Liebe zu Buddha aus, während man sich in Aleph vollständig Asahara zuwenden müsse. In Ōmu Shinrikyō wurden im Laufe der Zeit mehr Konzepte aus anderen Religionen importiert, während Hikari no Wa ausschließlich buddhistisch sei. Aufgrund der Erleuchtung Asaharas in Indien fänden bei Aleph Pilgerfahrten ausschließlich ebenda statt. Hikari no Wa hingegen präsentiert sich als japanisch, indem hauptsächlich japanische Tempel und sogar Shintō-Schreine besucht würden. |
− | Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch beim Nachrichtendienst für öffentliche Sicherheit versucht Hikari no | + | Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch beim Nachrichtendienst für öffentliche Sicherheit versucht Hikari no Wa nicht als Nachfolgeorganisation von Ōmu Shinrikyō gesehen zu werden. Jedoch wurde 2008 ein entsprechendes Ansuchen Jōyūs abgelehnt und Hikari no Wa weiterhin unter Beobachtung gestellt. Die Argumentation der Behörden lautet, dass Mitglieder und Funktionäre eben aus Aleph austraten und teilweise auch dort höhere Positionen inne hatten. Zudem war es problematisch, dass zu Beginn einige Mitglieder Alephs bei Veranstaltungen Hikari no Was teilnehmen konnten. Während ein Teil der Bevölkerung der Argumentation Jōyūs glaubt, gibt es auch viel Skepsis, da er bis zu seiner Entlassung an Asahara festhielt. Außerdem verlor er durch Falschaussagen an Kredibilität. Noch während seiner Haft vermuteten mehrere Religionswissenschaftler, dass Jōyūs langfristiges Ziel sei, selbst Anführer von Ōmu Shinrikyō, beziehungsweise von dem, was daraus wird zu werden (Lifton 1999, S. 228-229). Mit der Gründung Hikari no Was bewahrheitete sich diese These zum Teil. gibt es auch Verschwörungstheorien, wie zum Beispiel dass es sich hierbei um eine Falle Alephs handeln würde (Odō 2013, S. 135-136). |
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*[https://ja.wikipedia.org/wiki/%E4%B8%8A%E7%A5%90%E5%8F%B2%E6%B5%A9 Jōyū Fumihiro auf der japanischen Wikipedia]<br /> | *[https://ja.wikipedia.org/wiki/%E4%B8%8A%E7%A5%90%E5%8F%B2%E6%B5%A9 Jōyū Fumihiro auf der japanischen Wikipedia]<br /> | ||
− | *[http://www.joyus.jp/hikarinowa/ Homepage von Hikari no | + | *[http://www.joyus.jp/hikarinowa/ Homepage von Hikari no Wa] |
==Literatur== | ==Literatur== | ||
+ | *{{Literatur:Lifton_1999}} | ||
*{{Literatur:Odō_2013}} | *{{Literatur:Odō_2013}} | ||
[[Kategorie:Personen]] | [[Kategorie:Personen]] | ||
[[Kategorie:Männlich]] | [[Kategorie:Männlich]] |
Version vom 22. Januar 2017, 11:20 Uhr
Themengruppe | Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen) |
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Name | Jōyū Fumihiro 上祐 史浩 |
Lebenszeit | geb. 1962 in Fukuoka (Shōwa 昭和時代 / Heisei 平成時代) |
Sonstige Namen | Maitoreya マイトレーヤ (holy name in Ōmu Shinrikyō) |
Funktion, Amt | Anführer |
Bemerkung | Gründer der Sekte Hikari no Wa ひかりの輪 |
(geb. 1962 in Fukuoka) ist ehemaliger Pressesprecher von Ōmu Shinrikyō オウム真理教 bzw. Aleph アレフ und Gründer der Sekte Hikari no Wa ひかりの輪. 1987 schloss er an der renommierten Waseda Daigaku mit einem Master in Ingenieurswissenschaften ab.
Beitritt und Funktion in Ōmu Shinrikyō
Jōyū erfuhr durch die Zeitschrift Towairaito zōn トワイライトゾーン von Asahara Shōkō[1] und seinen spirituellen Kräften. 1986 beschloss er, Asaharas Yogaverein Ōmu Shinsen no Kai beizutreten, welcher bereits ein Jahr Später zur Sekte Ōmu Shinrikyō wurde. Sein hochwertiger Bildungsabschluss in Verbindung mit seiner Erfahrung im Bereich Rhetorik durch seine Mitgliedschaft des Debattierklubs seiner Universität verschaffte ihn den Posten des Pressesprechers von Ōmu Shinrikyō. Durch seinen Charme, seine Attraktivität und seine Redekünste soll Jōyū besonders junge Frauen für die Sekte interessiert haben (Lifton 1999, S. 31).
Nach den Tōkyōter Giftgasanschlägen von 1995 wurden neben Asahara weitere Kernmitglieder, darunter auch Jōyū, verhaftet und angeklagt. Zu dieser Zeit schwor er noch Asahara Treue und Ergebenheit. Jōyū konnten keine Beteiligung an den Morden oder den Anschlägen nachgewiesen werden. Allerdings wurde er des Meineides für schuldig befunden und zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, da er Falschaussagen während vorheriger Prozesse bezüglich Ōmu Shinrikyōs Machenschaften tätigte und auch andere Mitglieder dazu bewogen zu hatte. Nach seiner Entlassung 1999 behielt er seine Position als Pressesprecher und bleib somit Ōmu Shinrikyō erhalten, entschuldigte sich jedoch für die begangenen Verbrechen der Sekte.
Interne Konflikte
Während Jōyūs Haft wurden 1996 Asaharas beide eheliche Söhne zu Nachfolgern als Oberhaupt von Ōmu Shinrikyō ernannt. Allerdings waren einige Teilorganisationen wie jene von Fukuoka nicht damit einverstanden, weiterhin an der Asahara-Familie festzuhalten. Jōyū machte sich nach der Entlassung von seiner Haft ebenso für eine vollständige Emanzipation von Asahara (datsu asahara 脱麻原) stark. Obwohl sich Ōmu Shinrikyō ab diesem Zeitpunkt offiziell von Asahara distanzierte und sich sogar 2000 in Aleph アレフ umbenannte, sollen inoffiziell viele Mitglieder weiterhin der Asahara-Familie treu ergeben gewesen sein. Jōyū gründete daher intern die Gruppe daihyōha 代表派, um datsu asahara durchzusetzen. Allerdings gründeten Mitglieder, welche Asahara treu blieben, die Gegenbewegung han daihyōha 反代表派. Jōyū wurde von dieser kritisiert, als er damit begann, offenkundig Shintō-Schreine zu besuchen, was für einen ernsthaft gläubigen Buddhisten nicht richtig sei. In den folgenden Jahren gewann die han daihyōha mehr Einfluss in der Sekte und setzte sich gegen die daihyōha durch (Odō 2013, S. 131-132).
Hikari no Wa
2007 verließ Jōyū Aleph und gründete die Sekte Hikari no Wa. Die Sekte positionierte sich von Anfang an als buddhistische Sekte und gegen Asahara und Aleph. Jōyū war hierbei die Selbstreflexion (hansei 反省) im Bezug auf die vergangenen Verbrechen wichtig. Noch im Gründungsjahr entsorgte Jōyū öffentlich Materialien von Aleph, wie zum Beispiel Bücher, um seine Kritik zum Ausruck zu bringen (Odō 2013, S. 133-134). Offiziell sieht sich Hikari no Wa nicht als Religion, sondern als eine Gruppe von Menschen, welche über Spirituelles und Übernatürliches, hauptsächlich den Buddhismus, philosophieren.
Seit der Gründung versucht Jōyū sich von Ōmu Shinrikyō abzunabeln und salonfähig zu werden. Daher erläutert er viele Unterschiede zur Sekte Aleph. Während man in Aleph noch bei Asaharas Moralvorstellungen bleibt, habe man sich in Hikari no Wa traditionellen buddhistischen Moralvorstellungen zugewandt. Auch die Meditationen in Aleph sollen nach wie vor während des Anblicks von Bildern, die Asahara zeigen, stattfinden. Man habe in Hikari no Wa keinen Personenkult, geschweige denn einen Guru, sondern bewundere die Natur und meditiere hauptsächlich an „heiligen Orten“ und respektiere Buddha und den Kosmos. Während in Hikari no Wa der Kontakt zur Familie gefördert werde, ist dieser in Aleph besonders verpönt. Laut Jōyū drückt die Liebe zur Familie auch die Liebe zu Buddha aus, während man sich in Aleph vollständig Asahara zuwenden müsse. In Ōmu Shinrikyō wurden im Laufe der Zeit mehr Konzepte aus anderen Religionen importiert, während Hikari no Wa ausschließlich buddhistisch sei. Aufgrund der Erleuchtung Asaharas in Indien fänden bei Aleph Pilgerfahrten ausschließlich ebenda statt. Hikari no Wa hingegen präsentiert sich als japanisch, indem hauptsächlich japanische Tempel und sogar Shintō-Schreine besucht würden.
Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch beim Nachrichtendienst für öffentliche Sicherheit versucht Hikari no Wa nicht als Nachfolgeorganisation von Ōmu Shinrikyō gesehen zu werden. Jedoch wurde 2008 ein entsprechendes Ansuchen Jōyūs abgelehnt und Hikari no Wa weiterhin unter Beobachtung gestellt. Die Argumentation der Behörden lautet, dass Mitglieder und Funktionäre eben aus Aleph austraten und teilweise auch dort höhere Positionen inne hatten. Zudem war es problematisch, dass zu Beginn einige Mitglieder Alephs bei Veranstaltungen Hikari no Was teilnehmen konnten. Während ein Teil der Bevölkerung der Argumentation Jōyūs glaubt, gibt es auch viel Skepsis, da er bis zu seiner Entlassung an Asahara festhielt. Außerdem verlor er durch Falschaussagen an Kredibilität. Noch während seiner Haft vermuteten mehrere Religionswissenschaftler, dass Jōyūs langfristiges Ziel sei, selbst Anführer von Ōmu Shinrikyō, beziehungsweise von dem, was daraus wird zu werden (Lifton 1999, S. 228-229). Mit der Gründung Hikari no Was bewahrheitete sich diese These zum Teil. gibt es auch Verschwörungstheorien, wie zum Beispiel dass es sich hierbei um eine Falle Alephs handeln würde (Odō 2013, S. 135-136).
Bemerkungen
- ↑ Bis zu seiner selbsterklärten Erleuchtung im Jahr 1987 benutzte Asahara noch seinen bürgerlichen Namen Matsumoto Chizuo
Externe Links
Literatur
- Robert Jay Lifton 1999Destroying the world to save it: Aum Shinrikyō, apocalyptic violence, and the new global terrorism. New York: Metropolitan Books Henry Holt and Company 1999.