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+ | Von den heutzutage verkauften Maneki-neko gibt es die unterschiedlichsten Variationen in Aussehen und Haltung, sowie hinsichtlich der Farbe der Katzen und der Gegenstände, die sie bei sich tragen. Auch die Haltung der Pfote soll jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen: Demzufolge heißt es von Katzen, die die rechte Pfote heben, dass sie Geld anziehen und von jenen, die die linke Pfote heben, dass sie Menschen herbeirufen. | ||
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Version vom 18. Februar 2014, 17:56 Uhr
Engimono
Engimono 縁起 ist ein buddhistisches Wort und bedeutet, dass Ereignisse durch (karmische) Ursachen verbunden sind. Es ist eine Zusammensetzung aus den Kanji 縁 (Verbindung, Grund, Ursache) und 起 (Ereignis, Folge). Engimono waren ursprünglich keine Gegenstände, sondern Aufzeichnungen, in denen die Wunderkräfte von Göttern und Buddhas und Geschichten über Schreine, Tempel oder der Ursprung der sich dort befindlichen Schätze erläutert wurden. Unter den Menschen der Edozeit hatten diese Aufzeichnungen große Bedeutung.
Auch das "engi" in der Redewendung engi o katsugu („engi schultern“)[1] rührt von derartigen Texten her. Schrein-Priester oder Mönche namens kanjin hijiri 勧進聖, die in vielen Provinzen Spenden sammelten, trugen, als sie herumgingen und über die Wunderkräfte ihrer Schreine und Tempel predigten redeten, diese engimono mit sich. Da die Texte aufgrund ihres ehrwürdigen Inhaltes aber so wichtig waren, wurden sie niemals abgestellt, sondern auf der Schulter getragen.
Früher oder später waren diese engimono keine mehr Texte mehr, sondern Hinweise auf die Schätze, die darin angesprochen wurden. Sie entwickelten sich insbesondere zu lokalem Spielzeug mit glücksbringender Funktion (rieki 利益). Jedenfalls findet sich in einem Merkblatt der Sammlung von Kulturdenkmälern folgende Definition: „Gegenstände, die man in Schreinen oder Tempeln bekommt, und denen glücksbringende Wirkungen zugesprochen werden.“
Der Handel mit solchen Glücksbringern hat nicht etwa erst in der heutigen Zeit begonnen. Bereits in der Edozeit gab es Gewerbetreibende namens daigan 代願 („Wunschvertreter“), die anstelle der Bürger für etwas beteten und damit einen überraschenden Aufschwung erfuhren. Die Leute (die Handel mit Glücksbringern betrieben) erstellten
Sie führten sogenannte Schatzlisten (chūhō-oboe 重宝覚) mit sich, in denen die Orte von Schreinen und Tempel sowie deren Wunderkräften aufgezeichnet waren, und spendeten im Namen ihrer Klienten Gegenstände, die sie schließlich auch zurückbrachten und verkauften. Schließlich fingen die Schreine und Tempel an, selbst Gegenstände die man opfern konnte zu verkaufen und als Resultat von zahlreicher Bemühungen in Bezug auf diese Waren, wurden die vielfältigen O-miyage der heutigen Zeit geboren.
Im allgemeinen ist es im Fall dieser Glücksbringer nicht so, dass sie einfach nur Andenken an eine Reise sind, auch wenn man sie als O-miyage bezeichnet, sondern sie bedeuten, dass man den Leuten zu Hause göttliche Hilfe und Glück mitbringt.
Berühmte Glücksbringer
Da man unter engimono unzählige Glücksbringer versteht, sollen hier nur einige besonders berühmte Beispiele auswählt und vorstellt werden.
Kumade Bambusrechen
Unter einer Vielzahl von kumade 熊手 (Bambusrechen, wtl. Bärentatzen), ist der Asakusa Otorisama der im Ōtori Schrein im Bezirk Taitou in Tokyo jedes Jahr im November beim „Hahnenmarkt“ [2] verkauft wird, besonders berühmt. Er kommt auch ab und zu in der Fernsehwerbung vor. Bambusrechen waren ursprünglich ein bäuerliches Werkzeug mit dem man heruntergefallene Blätter oder nach der Ernte heruntergefallene Ähren zusammensammelte. Doch wie ist es wohl dazu gekommen, dass er zu einem Glücksbringer wurde?
Wenn man in die Edozeit zurückgeht und die Umgebung des Ōtori Schreins erforscht, so lag dieser zwischen den Bauerndörfern und der Stadt (Edo). Mit anderen Worten, wenn es beim Schrein einen Markt gab, kamen sowohl Bauern als auch Stadtbewohner und der Markt prosperierte. Nun, es ist klar, dass es für die Bauern notwendig war, Werkzeuge zu kaufen, die sie im nächsten Jahr bei der Arbeit benötigen. Damit die Städter aber nicht unverrichteter Dinge nach Hause heimkehrten, boten ihnen die Rechenhersteller Rechen an, die "das Geld zusammenkehren" sollten, also Glücksbringer für den kommerziellen Erfolg. So begann, nimmt man an, der Brauch der Glücksrechen.
Ob dies wirklich der Plan der Bambusrechen-Verkäufer war oder ob es nicht vielleicht ein modischer Trend seitens der Stadtbewohner war, wissen wir nicht. Jedenfalls wurden „Bärentatzen“ ein echter Renner, die es auch in der heutigen Zeit noch gibt. Außerdem sollen ursprünglich von Bauern im Alltag benutze Werkzeuge zum Kleinen Neujahr [3] geschmückt und als Glücksbringer benutzt worden sein, mit denen man für gute Ernte gebetet haben soll. Wir wissen auch nicht ob in dieser Zeit der Ausdruck „Glücksbringender Bambusrechen“ (shōfuku kumade 招副熊手) entstanden ist. Die in der heutigen Zeit verkauften Bambusrechen sind zwischen 3 Zentimetern und 90 Zentimetern und jeder einzelne zeugt von hoher Kunstfertigkeit. Ursprünglich wurden die 7 Glücksgötter mit vielfältigen glücksverheißenden Dingen geschmückt, wie zum Beispiel mit großem Glück, einem Rechnungsbuch, Meerbrassen, einem Glückssack oder mit einem hölzernen Hämmerchen, die sie zu besonders prunkvollen Gestalten machten.
Daruma
Auf dem Daruma-Markt des Shōrinzan-Daruma Tempels der Stadt Takasaki in der Präfektur Gunma, gibt es sehr berühmte Glücksbringer, die man sowohl in Wettbüros als auch auf den Schreibtischen von Examenskandidaten sehen kann, also überall dort wo es um Siege oder Niederlage geht.
Der große Meister Daruma, der als der Begründer der Zen-Linie gilt, ist als Gestalt dargestellt, die im zazen sitzt. Aber als Glücksbringer hat er sich zu einem Stehaufmännchen weiterentwickelt. Unter dem Motto „7 Mal fallen, 8 Mal aufstehen“ ist allseits als Sinnbild bekannt, dass man sich vom Unglück nicht unterkriegen lassen soll.
Das Augen-Aufmalen des Darumas wird als „Augen öffnen“ bezeichnet. In der Regel wird, wenn man sich etwas wünscht das linke Auge bemalt und wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, bemalt man das rechte Auge.
Maneki-neko
Von den berühmten maneki-neko des Gōtoku Tempels (Gōtokuji 豪徳寺) im Bezirk Setagaya in Tokyo heißt es, dass ihnen die geliebte Katze eines ehemaligen Mönches als Vorlage gedient haben sollte. Wie es im japanischen Volksmund heißt „Wenn eine Katze sich das Gesicht [wörtl.: Ohren] wäscht, wird es regnen.“, wurde von jeher geglaubt, dass Katzen eine mysteriöse Kraft innehaben. In China gibt es auch eine Überlieferung, die besagt, dass Kunden ins Geschäft kommen, wenn Katzen sich die Ohren putzen. Offenbar sah man in der gehobenen Haltung der Pfote eine anziehende Kraft [wörtl.: Kraft, die etwas heranzieht].
Von den heutzutage verkauften Maneki-neko gibt es die unterschiedlichsten Variationen in Aussehen und Haltung, sowie hinsichtlich der Farbe der Katzen und der Gegenstände, die sie bei sich tragen. Auch die Haltung der Pfote soll jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen: Demzufolge heißt es von Katzen, die die rechte Pfote heben, dass sie Geld anziehen und von jenen, die die linke Pfote heben, dass sie Menschen herbeirufen.
Somin Shōrai
Somin Shōrai 蘇民将来 lautet der Name einer Figur aus der Erzählung der „Aufzeichnungen der Provinz Bingo“ (Bingokoku fudoki 備後国風土記) . Die Erzählung handelt von der Zeit, als ein Gott namens Take Araki 武塔の神 sich auf Reisen begibt. Als unterwegs auf der Reise die Sonne untergeht, sucht Gott Take Araki die Häuser der Brüder Shōrai in der Hoffnung auf, eine Unterkunft zu finden. Zuerst betritt er das Haus des wohlhabenden, jüngeren Bruders Kotan, der jedoch beim Anblick des schäbig angezogenen Take Araki Abscheu empfindet und ihn vertreibt. Der ältere Bruder Somin hingegen, lädt Take Araki zu sich ein und tut trotz seiner Armut sein Bestes, ein guter Gastgeber zu sein. Daraufhin verleiht ihm Take Araki mit den folgenden Worten die Unheil abwehrende „Regel des Schilfgraskranzes“: „Ich bin der Gott Haya Susanoo. Selbst wenn sich von nun an Epidemien ausbreiten sollten, werden jene davon verschont bleiben, die sich selbst als Nachfahren von Somin Shōrai bezeichnen und sich um die Hüften einen Kranz aus Schilfgras legen.“ Schließlich heißt es, dass aufgrund einer tobenden Epidemie die Familie Kotan Shōrais zugrunde geht, wohingegen sich die Familie Somin Shōrais an die Anweisungen des Gottes hält und somit gerettet wird. Diese Erzählung der „Regel des Schilfgraskranzes“ dient dem chinowa kuguri shinji 茅の輪くぐり神事 („Ritual des Durchschreitens durch den Schilfgraskranz“), das im Rahmen des Reinigungsrituals im Juni in den Schreinen landesweit abgehalten wird, als Vorlage.
Darüber hinaus erfreuen sich noch viele andere Glückbringer - japanischer wie auch ausländischer- unaufhörlich großer Beliebtheit. Auch die 7 Glückgötter erfüllen die Funktion von Glücksbringern in den unterschiedlichsten Formen, beispielsweise als Tonfiguren, Masken oder Abbildungen. Nichtsdestotrotz sind die 7 Glücksgötter keine Glücksbringer an sich, sondern vielmehr "Götter des Glücks", weshalb sie nicht nur als einzelner Artikel, sondern wie der zuvor erwähnte Bambusrechen in Kombination mit anderen Glücksbringern eingesetzt werden.
Die Kombination von Glücksbringern
Im Volksmund heißt es, dass es besser sei, sich für eine ungerade Zahl an Talismanen zu entscheiden, wenn man zwei oder mehr O-mamori お守り („Talisman“) bei sich trägt. Sollte man sich für eine gerade Zahl entscheiden, so käme es nämlich zu einem Streit zwischen den Göttern, wenn ihre Meinungen auseinandergingen. Sollte man auch bei Glücksbringern darauf achten? Soweit man sich das zuvor erwähnte Beispiel des Bambusrechens ansieht, kann man die folgende Vorstellung der breiten Bevölkerung daraus ablesen: je mehr glücksverheißende Dinge man hat, desto besser. Auch hört man über Glücksbringer nicht, dass man gewisse Gegenstände nicht kombinieren soll [wörtl: „dass die Kombination von manchen Glücksbringern schlecht ist“]. Prinzipiell haben Glücksbringer nicht eine enorme Kraft im Einzelnen, sondern sie wirken vielmehr jeweils in einem besonderen Bereich. Daher wird es als besser angesehen, sie so wie die 7 Glücksgötter in einem Set einzusetzen und die unterschiedlichen Nutzen der Glücksbringer zu kombinieren.
Da jedoch aus den 7 Glücksgöttern letztlich nicht 8 oder 10 geworden sind, gab es möglicherweise eine, wie bereits in der Einleitung erwähnte, unausgesprochene Regel bei den Zahlen. Man hört hingegen nicht von einer Strafe in Form von Unglück, das durch den falschen Gebrauch von Glücksbringern hervorgerufen wurde. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass Glücksbringer auch in größeren Mengen keinen Schaden zufügen.