Trickster: Unterschied zwischen den Versionen

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==Quellen==
 
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* Lindow, John: "Loki". In: Lindsay Jones (ed.), ''Encyclopedia of Religion'', 2nd ed., Vol. 8. Detroit: Macmillan Reference USA, 2005, S. 5507-5510. [http://han.sub.uni-goettingen.de/han/Encyclopediaofreligion/go.galegroup.com/ps/retrieve.do?sgHitCountType=None&sort=RELEVANCE&inPS=true&prodId=GVRL&userGroupName=nsub&tabID=T003&searchId=R1&resultListType=RESULT_LIST&contentSegment=&searchType=AdvancedSearchForm&currentPosition=27&contentSet=GALE%7CCX3424501859&&docId=GALE|CX3424501859&docType=GALE&role= Online-Version]{{q|Login erforderlich?}}, zuletzt aufgerufen am 01.06.2012
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* {{Literatur:Lindow 2005}}
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* [http://www.lokis-mythologie.de/loki.html Loki - Gott des Feuers und des Bösen] (Stand: 2012/09/28).
 
* [http://www.lokis-mythologie.de/loki.html Loki - Gott des Feuers und des Bösen] (Stand: 2012/09/28).
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* {{Literatur:Groneberg 2004}}
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* B.Groneberg: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen.'' Düsseldorf/Zürich 2004, S.130-147
 
* B.Groneberg: ''Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen.'' Düsseldorf/Zürich 2004, S.130-147
 
* Hynes, William J. (1993), „Mapping the charakteristics of mythic tricksters: a heuristic guide“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 33-45.
 
* Hynes, William J. (1993), „Mapping the charakteristics of mythic tricksters: a heuristic guide“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 33-45.
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* {{Literatur:Aischylos 2008}}
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* Hynes, William J. und William G. Doty (1993), „Introducing the fascinating and perplexing trickster Figure“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 1-12.
 
* Hynes, William J. und William G. Doty (1993), „Introducing the fascinating and perplexing trickster Figure“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 1-12.
 
* Aischylos, ''Tragödien'', Übers. Johann Gustav Droysen, Frankfurt 2008
 
* Aischylos, ''Tragödien'', Übers. Johann Gustav Droysen, Frankfurt 2008

Version vom 8. Oktober 2012, 13:48 Uhr

Die Figur des Tricksters (engl. Gauner, Schelm) wurde zuerst von der nordamerikanischen Ethnologie erfasst. Sie kann ein Gegenspieler von Heilsfiguren sein, greift gerne störend in die kosmologische Ordnung ein, welche sie aber nicht vernichten kann, oder umgeht zumindest die geltenden Gesetze. Sie bringt den Menschen viele Laster, greift aber auch helfend in deren Leben ein. Fast immer zeichnet sie widersprüchliches Verhalten aus, es vermischen sich oft Eigenschaften, die unvereinbar zu sein scheinen.. Die Trickster-Gottheit fest einzuordnen ist schwierig, da sie so verschieden in den Kulturen auftritt.[1] Hynes identifiziert jedoch mindestens sechs Charakteristika oder Gemeinsamkeiten, die eine Typologie von „Trickstern“ ergeben:

  • Fundamental duale und anomale Persönlichkeit, daraus ergeben sich weitere Charakteristika, wie
  • Schwindlerische und spielerische Natur
  • Gestaltwandler
  • Situation-Invertor
  • Bote/Imitator der Götter
  • Eine Vereinbarung von Unzüchtigkeit und Sakralität

Nicht alle der identifizierten Trickster weisen alle der aufgezählten Charakteristika aus. Man spricht oft vom Grad der „Tricksterhaftigkeit“, die die einzelnen Trickster zeigen.[2]

Die bisher anerkannten mythologischen Trickster sind unter anderen: Afrikanische Ananse, Eshu und Legba; Westliche Trickster wie Hermés, Simon Petrus und Herschel; Indianische Figuren wie etwa Coyote, Wakdjunkaga und Manabozo; und schließlich die asiatischen Trickster wie Susanoo, Sum Wug'ung, Augu Tampa und Horangi.[3]

Japanische Trickster

Weitere Beispiele

Skandinavien: Loki

Loki ist wohl eine der rätselhaftesten Figuren der skandinavischen Mythologie. Obwohl keine eindeutigen Belege für seine Verehrung oder Bekanntheit in anderen Teilen der Germanischen Welt vorliegen, wird er zum `Dreh- und Angelpunkt´ der Mythologie (besonders der Isländischen). Häufig wird er in der Skaldendichtung, einer Form höfischer Dichtung des mittelalterlichen Skandinaviens, erwähnt.

Loki

Loki ist der Sohn des Riesen Fárbauti und der Laufey (oder Nal), bei der es sich wahrscheinlich um eine Göttin handelt. Er wird selber als eine Art Riese beschrieben. Seine Frau ist die Göttin Sigyn. Außerdem hat Loki gemeinsam mit einer Riesin drei Kinder - einen Wolf, eine Schlange und eine Frau (die manchmal auch als Todesgöttin bezeichnet wird). Diese drei `Monster´ bedrohen die Götter.

Loki lebte bei den Göttern. Es ist jedoch nicht klar, ob er selber auch ein Gott ist. Manchmal wird er als `Gott des Feuers´ interpretiert. Zunächst unterstützte Loki die Götter in ihrem Kampf gegen das Chaos. Seine Taten jedoch waren meist doppeldeutig - aus einem Missverhalten seinerseits ging schließlich etwas Positives hervor. Ihn zeichnet seine veränderbare Gestalt, sein unehrenhaftes, kurzsichtiges und impulsives Verhalten, aber auch seine hohe Intelligenz aus. Und diese Eigenschaften führten zu wichtigen kulturellen Errungenschaften. Ein Beispiel dafür ist folgende mythologische Geschichte:

Nachdem die Götter die Welt erschaffen hatten, bot ihnen ein Baumeister an eine Verstärkung um ihr Reich `Asgard´ zu errichten. Wenn ihm dies innerhalb einer bestimmten Frist gelingen sollte, wollte er als Lohn die Hand der Göttin Freyja, sowie die Sonne und den Mond haben. Die Götter willigten ein. Doch als sie sahen, dass es dem Baumeister mit Hilfe seines Hengstes gelingen würde rechtzeitig fertig zu werden, forderten sie Loki auf sich etwas zu überlegen, wie er den Baumeister um seinen Lohn bringen könne. Da verwandelte Loki sich in eine Stute und bewegte den Hengst dazu ihr zu folgen. Ohne das Pferd konnte der Erbauer der Verstärkung sein Werk jedoch nicht fertig stellen und so wurden Freyja, die Sonne und der Mond gerettet. Nach einiger Zeit kam auch Loki zurück. Als Stute hatte er ein achtbeiniges Fohlen geboren - `Sleipnir´ - das als bestes Pferd unter Göttern und Menschen gilt. Er gab es dem Gott Odin, der mit `Sleipnir´ in die Schlacht des Weltuntergangs reiten wird.[4]

Schließlich agierte Loki aber immer häufiger gegen die Götter. Bis er es letztlich zu weit trieb und von ihnen gefangen genommen wurde. Sie fesselten ihn in einer Höhle und brachten über seinem Gesicht einen Giftwurm an. Obwohl seine Frau Sigyn versucht das Gift in einem Gefäß aufzufangen, tropft immer wieder ein bisschen in seine Augen. Wenn er sich vor Schmerzen windet, bebt die Erde. So sollen die Erdbeben entstehen. In der Zeit `Ragnarök´, der Zeit der Apokalypse, des Weltuntergangs der skandinavischen Mythologie, wird Loki wieder frei kommen. Er wird die Toten in die entscheidende Schlacht führen. [5]

Mesopotamien: Enki/Ea

Enki (Ea) ist der Süßwasser- und Schöpgergott, der die Menschen aus Lehm formte und sie belebte indem er sie mit Götterblut vermengte, damit sie den Göttern die schwere Arbeit abnehmen könnten. Er ist als einziger zur Schöpfung fähig und ein Meister darin. Der Stadtgott Eridu´s war der Hüter der Me (göttlichen Kräfte, die mit allen sozialen und kulturellen Errungenschaften verbunden wurden), bis die Stadtgöttin von Uruk Inanna (akkadisch: Ištar) ihn im Alkoholrausch überredete diese ihr zu übergeben. Damit ging die Kulturvorherrschaft von Eridu nach Uruk über. Weiter ist Enki der Herr der Beschwörungskünste und hilft den Menschen. Er kann durch seine Emanation vertreten sein.(per Eid oder Beschwörungsformel - sumerisch tu)

Zum Beispiel wille der Götterpantheon die Menschen mit einer Sintflut vernichten, weil sie zu laut geworden sind. Enki sträubt sich und warnt die Menschen mit einem Trick: er überbringt über eine Hütte als Medium einem Menschen die Nachricht der Sintflut, mit der Aufforderung eine Arche zu bauen, damit die Menschen gerettet werden; falls die Bewohner Eridus nach dem Grund fragten, soll der Auserwählte Untapištim ihnen sagen, er müsse aufs Meer fahren. (Gilgameš Epos, Tafel 11) Auch im Epos Atramḫasis (erstmalig um 1700 v. Chr. bezeugt), mit dem die Geschichte um Noah sicherlich verwandt ist und von dem auch Tafel 11 des Gilgameš-Epos handelt, gibt Enki dem Menschen Atramḫasis den Rat die Götter zu bestechen, damit sie die Menschen, wegen ihres ständigen Lärms, nicht vernichten. Enki umgeht also den Ratsschluß der Götter weil er seine Kreaturen nicht töten möchte; er hat eine Sonderstellung, doch auch o.g. Fähigkeiten sind nur bei ihm zu finden, später aber auch bei Göttern die ihm nahestehen, nämlich Marduk und Šamaš.

Er hilft aber nicht nur den Menschen sondern auch den Göttern, wenn nur die Ordnung seiner Schöpfung sichergestellt werden muss. So ist in dem Epos Inannas Gang zur Unterwelt die Göttin Inanna in der Unterwelt gefangen, weil sie dort ihre Me verloren hat. Die mit der Venus zu identifizierende Göttin ist nicht nur die Göttin der Liebe und des Krieges, sondern auch verantwortlich für die Fruchtbarkeit. So stirbt, als Inanna in der Unterwelt bleibt, alles Leben auf der Erde. Nachdem alle anderen angerufenen Götter ihre Hilfe verweigern, wird sie aber durch Enki, dessen Schöpfung bedroht ist, wieder mit einem Trick gerettet: Er erschöpft zwei Inanna so, unter Vorbehalt, wieder in die obere Welt mitnehmen können.

Altes Griechenland: Prometheus

Prometheus am Kaukasus

Prometheus ist in der griechischen Mythologie (Quellen sind beispielsweise die Werke Homers, Hesiods und Aischlylos´) eines der vier Kinder der Titanen Iapetos und Klymene und selbst ein Titan. Sein Name bedeutet „der Vorherdenkende“ (im Gegensatz zu seinem Bruder Epimetheus, dem „Hinterherdenkenden“). Er ist (nach Aischylos) am Sturz der Titanen durch die olympischen Götter unter der Führung Zeus´ maßgeblich beteiligt, jedoch gerät er schon bald danach mit dem neuen Herrscher der Götter in Streit über das Schicksal der Menschen:

Doch was ihr fraget welcher Ursach wegen er
Mich so hinausstieß, will ich euch erklären. Denn
Sobald er seines Vaters heilgen Thron bestieg.
Sofort verteilt´ er Ehr und Amt den Ewigen.
Je andren andre, und verlehnt´ des weiten Reichs
Gewalten; einzig für die armen Menschen trug
Er keine Rücksicht; ganz zu vertilgen ihr Geschlecht,
Ein andres neues dann zu schaffen war sein Plan.
Da trat denn niemand ihm entgegen außer mir;
Ich aber wagt es, ich errang´s den Sterblichen,
Daß nicht zerschmettert sie des Hades Nacht verschlang
Darum belastet ward ich so mit dieser Qual,
Zu tragen schmerzvoll, anzuschaun erbarmenswert.
Und da ich Mitleid hegte den Menschen, ward ich selbst
Des nicht gewürdigt sondern unbarmherzig hier
Felsangeschmiedet, schändlich Schaugepräng des Zeus![6]

So schildert Prometheus in Aischylos´ Drama Der gefesselte Prometheus (ob dieses Drama tatsächlich aus Aischylos Feder stammt, ist mittlerweile umstritten) sein Schicksal: Nachdem er Zeus bei der Eroberung des Olymp geholfen hat, will er seine Schöpfung, die Menschen, die Zeus zu vernichten gedenkt, nicht im Stich lassen, bringt ihnen z. B. bei, beim Opfer nur Knochen, Fett und Haut den Göttern zu geben, das Fleisch aber selbst zu essen, nimmt ihnen das Vermögen, ihre eigene Zukunft zu sehen und gibt ihnen stattdessen Hoffnung, lehrt sie Heilkunst und Metallbearbeitung, stiehlt ihnen schließlich sogar das Feuer vom Himmel. Dafür wird er von Hephaistos auf Zeus´ Geheiß im Kaukasus angekettet wo er Zeus verhöhnt und ihm seinen Untergang durch die Hand seines eigenen Sohnes verheißt. Da er aber nicht verraten will, wie Zeus diesem Schicksal entgehen kann, foltert der ihn, indem er ihm jeden Tag von einem Adler die Leber fressen lässt, was ihn, als Unsterblichen, jedoch nicht umbringt. Befreit von seiner Qual wird er durch Herakles (Zeus´ Sohn), der den Adler tötet. Schließlich verrät Prometheus Zeus, wie er seinen Untergang (durch Herakles´ Hand) abwenden kann und wird dafür befreit, trägt von da an aber stets ein Stück vom Kaukasus an einer Kette, da Zeus sein Versprechen, ihn ewig an jenes Gebirge zu ketten, nicht brechen will.[7]

Als ein typischer Trickster ist Prometheus zu bezeichnen, weil er erstens ein Kulturheros für die Menschen und deren Schöpfer ist, zweitens zwar ein Gott, aber als Titan (ähnlich wie Loki in der germanischen Mythologie, der halb Ase, halb Riese ist) ein Außenseiter im olympischen Pantheon, einerseits Freund, andererseits Feind der anderen Götter. Er ist außerdem schlau, kennt die Zukunft und „denkt voraus“; jedoch hindern ihn sein Stolz und seine Leidenschaftlichkeit daran auch weise zu handeln. Er hat die Macht eines Gottes, trägt aber eindeutig menschliche Züge. Ist einerseits Freund der Menschen, andererseits zieht er ihnen und sich den Zorn der Götter zu.

Verweise

  1. nach: N.M.Borengässer "Trickster" in: H. Wadenfels (Hg.): Lexikon der Religionen. Phänomene - Geschichte - Ideen. Freiburg im Breisgau 1987
  2. Hynes 1993:33,34
  3. Hynes 1993:3
  4. Lindow 2005
  5. Lokis Mythologie
  6. Aischylos 2008 S. 262
  7. Aischylos 2008 vgl. bspw. S. 255f., 262f., 279, 288, 313-5

Quellen

  • John Lindow 2005
    „Loki.“ In: Lindsay Jones (Hg.), Enyclopedia of religion, Bd. 8. Detroit: Macmillan Reference USA 2005, S. 5507-5510. (2. Edition.)
  • Brigitte Groneberg 2004
    Die Götter des Zweistromlandes: Kulte, Mythen, Epen. Düsseldorf und Zürich: Artemis & Winkler 2004.
  • William J. Hynes 1993
    „Mapping the charakteristics of mythic tricksters: A heuristic guide.“ In: William J. Hynes und William G. Doty (Hg.), Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press 1993, S. 33-45.
  • B.Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Düsseldorf/Zürich 2004, S.130-147
  • Hynes, William J. (1993), „Mapping the charakteristics of mythic tricksters: a heuristic guide“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 33-45.
  • William J. Hynes 1993
    „Introducing the fascinating and perplexing trickster Figure.“ In: William J. Hynes und William G. Doty (Hg.), Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press 1993, S. 1-12.
  • Tragödien. Frankfurt und München: Fischer 2008. (Ü. von Johann Gustav Droysen.)
  • Klaus-Peter Koenning 1987
    „Prometheus.“ In: Mircea Eliade (Hg.), Encyclopedia of religion. New York: Macmillan 1987.
  • Hynes, William J. und William G. Doty (1993), „Introducing the fascinating and perplexing trickster Figure“, William J. Hynes und William G. Doty (Hg.): Mythical trickster figures. Contours, contexts and criticism. Tuscaloosa: The University of Alabama Press, 1-12.
  • Aischylos, Tragödien, Übers. Johann Gustav Droysen, Frankfurt 2008
  • Koenning, Klaus-Peter, Prometheus, in: The Encyclopedia of Religion, edt. by Mircea Eliade, New York 1987

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