Exzerpt:Naumann 1963: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 57: Zeile 57:
  
 
====Weitere Jagdriten====
 
====Weitere Jagdriten====
 +
In diesem Unterkapitel beschreibt Naumann Praktiken, die zumeist überregional in verschiedensten Jagdgemeinschaften Anwendung finden und für die Jagd als ungemein wichtig erachtet werden.
 +
*Rituelle Reinheit der Jäger
 +
*„Tabu“-Wörter: Keine Verwendung von Wörtern die mit der Jagd zu tun haben, also etwa keine Nennung der Jagdgegenstände, des Ortes etc.
 +
*Benehmen der Ehefrauen zu Hause: Opfergaben, bestimmte Dinge dürfen nicht gekocht werden, die Kinder dürfen nicht verstecken spielen da sich sonst das Wild versteckt
 +
*Rezitation von Zaubersprüchen
 +
*Verteilung des erlegten Wildes
 +
*Verbot, den Wald bei Festtagen der Berggottheit zu betreten
 +
 
====Der Beschützer der Haustiere====
 
====Der Beschützer der Haustiere====
  

Version vom 5. Oktober 2012, 08:29 Uhr

In Bearbeitung: Theresa Aichinger


Rezensiertes Werk:

Nelly Naumann 1963
„Yama no Kami - Die japanische Berggottheit: Teil I: Grundvorstellungen.“ Asian Folklore Studies 22 (1963), S. 133-366. (Exzerpt.)


Das Werk beschäftigt sich mit Geschichte und möglichem Ursprung der yama no kami, sowie einer Vernetzung von unterschiedlichen Glaubensvorstellungen und Glaubenspraktiken zu den mannigfaltigen Erscheinungen der yama no kami. Naumann verbindet in ihrer Analyse zwei zuvor separiert betrachtete Ausformungen der yama no kami: Erstens die Gotteheiten der Jäger und Waldarbeiter und zweitens die Vegetationsgottheiten der Bauern. Ihre Primärquellen schließen sowohl Kojiki und Nihonshoki als auch das Manyōshū mit ein.

Einleitung

In der Einleitung setzt sich Naumann kurz mit dem Quellenmaterial auseinander, welches sich einerseits aus den genannten Primärquellen Kojiki, Nihonshoki und Manyōshū zusammensetzt und andererseits aus den umfassenden Sammlungen und Analysen japanischer VolkskundlerInnen zur Thematik (S.135). Naumann beschreibt ebenso den bisherigen Forschungsstand (also bis 1963). Sie verweist hier insbesondere auf Yanagita Kunio, welcher 1909 in seinem Werk Go-karikotobaki den Anstoß zur Forschung über die yama no kami gibt. Weitere wichtige Forscher, die das Forschungsfeld um die yama no kami in den 1930ern erweitern sind Kindaichi Kyōsuke und Higo Kazuo. Als besonders wichtig für die Entwicklung des Forschungsfeldes erachtet Naumann auch die in der Ise Minzoku 1956 veröffentlichte Umfrage zu Bräuchen und Glaubensvorstellungen, welche wichtige Daten für die weitere Untersuchung der yama no kami liefert (S.136, 137). In der Einleitung erfolgt auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen „Berg“ und „Wald“ in Japan. Naumann weist darauf hin, dass die beiden Begriffe keinesfalls separiert werden können und dass das japanische yama vielmehr mit „Bergwald“ zu übersetzen sei (S.138). Zudem beschreibt Naumann die Schwierigkeit, die Berggottheiten von anderen abzugrenzen, da sie oft namentlich unterschiedlich jedoch im Kern deckungsgleich sind (S.138-139).

Die Mythen des Kojiki und Nihonshoki

Erste Beschreibungen der yama no kami beinhalten die Entstehungsmythen. Nachdem Izanagi und Izanami die japanischen Inseln geschaffen hatten, formten sie auch die Berggottheiten. Das Kojiki stellt sie unter dem Namen ōyamatsu no kami vor und stellt zudem eine Verbindung mit Baum- Feld- und Meeresgottheiten her. Ebenso das Nihonshoki, indem die Berggottheiten als yamatsumi betitelt werden. An anderer Stelle werden sie bei der Zerstückelung Kaguzuchi no kamis durch Izanagi nach dem Tod von Izanami erwähnt. Alle acht (Kojiki) bzw. fünf (Nihonshoki) Gottheiten, die aus Kaguzuchis Körper enstanden, wären ebenso yama no kami (S.140-142). Aktiv treten die Berggottheiten erst ab den Erzählungen um den legendären ersten Kaiser Jimmu auf, ebenso in den Berichten über den heldenhaften Sohn des Kaisers Keiko, Yamato-takeru. Beide Passagen berichten über die Bekämpfung der ungestümen und listigen Berggottheiten, die dann und wann sogar die großen Helden besiegen können (S.143-144).


Naumann beschäftigt sich im folgen Teil mit der Analyse der Darstellung der Berggottheiten in Entstehungsmythen, ihrer Anzahl, sowie der Frage nach Namensgebung und Entwicklung. Interessant hierbei ist unter anderem die Beschreibung der Vielgestalt der yama no kami und die mögliche Entwicklung von menschlicher bzw. tierischer Darstellung und die kritische Auseinandersetzung mit der Frage nach der Existenz eines „obersten“ Berggottes. Wichtig ist auch die Darstellung der Bergottheiten als Gegenpol zur „expandierenden“ Menschheit, also im Kampf gegen ihre Eroberer (S.146-150).


Yama no kami, Die Gottheit der Jäger und Waldarbeiter

Naumann setzt sich mit Darstellung und Wesen der Berggottheiten als Gottheiten der Jäger und Waldarbeiter in folgenden Kategorien auseinander, welche kurz umrissen werden sollen:

Der „Herr der Tiere“

Tiergestalt

Die Vorstellung der yama no kami als Tiere des Waldes existiert bis heute. Einige Tiergestalten treten hier besonders stark hervor und werden von Naumann in diesem Unterkapitel einzeln besprochen. Als Tiergestalt treten die Berggottheiten einerseits selbst auf, andererseits stellen die Tiere auch ihre Boten und Diener dar (S.150). Es ist jedoch festzustellen, dass diese drei Darstellungsweisen (Bote, Diener, kami) meist identisch sind. Zudem werden die yama no kami als Herren bzw. Besitzer der genannten Tierarten dargestellt (S.159-160).

  • Affe

Der Affe wird in der Sprache der Jäger und Waldarbeiter mit vielerlei Namen betitelt, die seine Verbindung zu Berg und Wald offenbaren – von yama no hito „Bergmensch“, über yama no oyaji „Bergmeister“, zu yama no ani „Bergbruder“. Er tritt in den Mythen unter anderem als Betrüger, betrogener Betrüger, als „dankbares Tier“, und als „Affenbräuitigam“ auf (S.151-152).

  • Hase

Der Hase, oder auch der „weiße Hase“ tritt oft als Bote der Berggottheit auf und wird je nach Erzähllung als gutes oder böses Omen interpretiert. Er ist der Säer der Baumsamen und somit sowohl Gehilfe der yama no kami, als auch eine Darstellung ihrer selbst. Die Darstellung des Hasen im Kojiki, beispielsweise in der Erzählung rund um den Hasen von Inaba, weist zudem auf den Zusammenhang zwischen Berg-, Wald- und Meergottheiten hin (S.152-153).

  • Wildschwein

Das Wildschwein zeigt seine Verbindung mit den yama no kami vor allem durch die notaba bzw. nutaba auf, also Orten wo Wildschweine sich versammeln. Diese Orte gelten als heilig und sollen unangetastet bleiben, da sonst der Zorn der kami heraufbeschwört wird. Wenn man die notaba jedoch verehrt, zeigt sich die Gottheit dankbar, Dorf und Felder bleiben unversehrt. Die Wildschweine sind weniger Verkörperung der Gottheit als ihre getreuen Diener (S.154-156).

  • Wolf

Der Wolf wird insbesondere als Vermittler zwischen dem Dorf als Bereich der Menschen und dem Wald als Herrschaftsgebiet der yama no kami dargestellt. Er ist so aber auch die Verkörperung der Berggottheiten, besonders dann wenn sie beschlossen haben längere Zeit unter den Menschen zu weilen. So existieren beispielsweise Wolfsaustreibungszeremonien, die dem üblichen kami-okuri stark ähneln (S.155).

  • Fuchs

Der Fuchs, bzw. der weiße Fuchs ist ebenso Bote zwischen Menschen und Göttern und tritt vor allem in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Inari-Glauben auf (S.156).

  • Dachs

Der Dachs ist eine regional gebundene Verkörperung der Berggottheiten und tritt in dieser Form nur in Sado (Niigata) auf (S.156).

  • Wiesel

Das Wiesel ist einer der wichtigsten Begleiter der Berggottheiten und tritt unter verschiedenen Namen als „kleines Tierchen“ der yama no kami auf. Das Wiesel ist auch Bote und Reittier der kami und sollte von allen unversehrt gelassen werden, da sonst „der Berg zu toben“ begänne (S.156-157).

  • Hirsch

Der Hirsch als Bote der Berggottheiten tritt vielgestalt auf, etwa als weißer Hirsch oder einhörniger Hirsch. Er darf auf keinen Fall von den Jägern geschossen werden, da diese sonst Unheil ereilen würde (S.157-158). Der Hirsch hat auch besondere rituelle Funktionen und wird in einigen Shintō Schreinen speziell verehrt (z.B. Suwa Schrein in Nagano). Der Hirsch scheint zudem nicht nur in jägerischen Glaubensvorstellungen vertreten zu sein, was beispielsweise seine Verbindung zum Reisbau bezeugt (S.159).

  • Bär

Der Bär wurde geschichtlich schon relativ früh aus dem menschlichen Einzugsgebiet verdrängt, es zeigen sich aber trotz dieser Tatsache Spuren in der Glaubensvorstellung um die yama no kami. So beispielsweise um die Themenkreise Geburtshilfe und Eroberung des Berges (S.159).

Spender des Jagdglücks

In diesem Kaptel geht Naumann auf die Legenden rund um die Jagd, Opfer und Gebete vor der Jagd und die Danksagung nach der Jagd ein. All diese Glaubenspraktiken hängen in höchstem Maße mit der Berggottheit zusammen, die den Jägern ihre Beute gewähren oder versagen kann, die über ihr Übel oder Wohlergehen während der Jagd entscheidet, sowie über die sichere Rückkehr nach Hause. Naumann weist auf die Wichtigkeit von Jäger-Dorfgemeinschaften, der magati, für die Glaubensvorstellung und Praxis rund um die yama no kami hin. Ausschlaggebend für die Legenden rund um die Jagd sind vor allem die aus diesen magati erhaltenen „Jagdbücher“, die beispielsweise Geschichten über die Herkunft der yama no kami enthalten (S.160-161).


Die Opfer und Gebete vor der Jagd sind den yama no kami gewidtmet und verstehen sich als Bitte um reiche Beute und eine sichere Jagd. Sie werden von unterschiedlichsten Ritualen begleitet, auf die Naumann im laufe des Kapitels genauer eingeht. Eines dieser Rituale ist beispielsweise die Versammlung der Jagdgesellschaft im Haus des Anführers, welches bis zum Beginn der Jagd nicht verlassen werden darf (S.164). Die Strafe der Berggötter ist jenen Jägern gewiss, die sie nicht verehren und wird gefürchtet. Wichtig sind Opfergaben auch während des Verweilens im Wald, dass bei langen Jagdtouren nötig wird. Auch hier existieren unterschiedlichste Rituale (S.165-166). Wird bei einer Jagd keine Beute gemacht, vollziehen die Jäger oft eine rituelle Reinigung. Auch die Frauen spielen in diesen Glaubenspraktiken eine Rolle - geht der Mann auf die Jagd so bringen auch sie den yama no kami Opfergaben dar, wie etwa die erste Reisschale des Tages (S.166-167). Ein besonderes Fest, bzw. auch eine rituelle Bitte an die Berggottheiten ist das sogennante hyaku-maru no gan („Bitte um hundert Herzen“), das sich überregional in vielen Jagdgemeinschaften findet (S.167).

Die Danksagung nach der Jagd ist ebenso wichtig wie die Rituale davor. Auch hier bestehen unterschiedlichste regionale Praktiken, die meistens Tieropfer miteinschließen. Oft werden nur Teile des Tiers, wie etwa die Lunge, Ohren oder auch Blut geopfert. Bei der Erlegung besonderer Tiere kommt es durchaus auch zum Feiern von matsuri, beispielsweise des shika-matsuri („Hirschfest“) in Tochigi oder des kuma-matsuri („Bärenfest“) in Niigata (S. 167-175).

Weitere Jagdriten

In diesem Unterkapitel beschreibt Naumann Praktiken, die zumeist überregional in verschiedensten Jagdgemeinschaften Anwendung finden und für die Jagd als ungemein wichtig erachtet werden.

  • Rituelle Reinheit der Jäger
  • „Tabu“-Wörter: Keine Verwendung von Wörtern die mit der Jagd zu tun haben, also etwa keine Nennung der Jagdgegenstände, des Ortes etc.
  • Benehmen der Ehefrauen zu Hause: Opfergaben, bestimmte Dinge dürfen nicht gekocht werden, die Kinder dürfen nicht verstecken spielen da sich sonst das Wild versteckt
  • Rezitation von Zaubersprüchen
  • Verteilung des erlegten Wildes
  • Verbot, den Wald bei Festtagen der Berggottheit zu betreten

Der Beschützer der Haustiere

Der „Herr des Waldes“

Der Besitzer des Bodens

Der Herr der Bäume

Die Baumseele

Erotische Züge

Yama no kami, die Vegetationsgottheit der Bauern

Der Wechsel von yama no kami zu ta no kami

Yama no kami und die Totenwelt

Yama no kami und dōsojin""

Altpflanzerische Elemente

Kommentar