Dōsojin: Unterschied zwischen den Versionen
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− | ''Dōsojin'' 道祖神 sind Figuren aus Stein, die als Schutzgottheiten der Reisenden und Wege gelten und üblicherweise an Dorfgrenzen oder Wegkreuzungen aufgestellt werden. Sie sollen auch vor Krankheiten schützen und böse Geister verjagen. Schließlich werden sie auch für den Schutz harmonischer Ehen und die Gesundheit von Kindern verantwortlich gemacht.<ref>Watanabe-Rögner 2008 | + | ''Dōsojin'' 道祖神 sind Figuren aus Stein, die als Schutzgottheiten der Reisenden und Wege gelten und üblicherweise an Dorfgrenzen oder Wegkreuzungen aufgestellt werden. Sie sollen auch vor Krankheiten schützen und böse Geister verjagen. Schließlich werden sie auch für den Schutz harmonischer Ehen und die Gesundheit von Kindern verantwortlich gemacht.<ref>Watanabe-Rögner 2008, S. 82</ref> |
− | In manchen Gebieten werden ihnen aber auch noch andere Wirkungsfelder zugeschrieben wie Fruchtbarkeit und sexuelle Potenz, wodurch sie sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen. Sie können als steinerner Phallus, als phallisch gestaltete Figur oder als Götterpaar mit phallischer Umrahmung dargestellt werden.<ref>Gassner 1993 | + | In manchen Gebieten werden ihnen aber auch noch andere Wirkungsfelder zugeschrieben wie Fruchtbarkeit und sexuelle Potenz, wodurch sie sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen. Sie können als steinerner Phallus, als phallisch gestaltete Figur oder als Götterpaar mit phallischer Umrahmung dargestellt werden.<ref>Gassner 1993, S. 120</ref> <noinclude>{{q|Unbekannte Quelle [[Benutzer:Lenka.wuscherova|Lenka.wuscherova]] ([[Benutzer Diskussion:Lenka.wuscherova|Diskussion]]) 22:05, 19. Aug. 2021 (CEST) }}</noinclude> |
== Varianten == | == Varianten == | ||
− | Der Terminus ''dōsojin'' dient als Sammelbegriff für eine Vielzahl von Kami, die je nach ihrer Funktion unterschiedliche Eigennamen besitzen, z.B. Chimata-no-kami, Funado-no-kami<ref>Quejada 1998 | + | Der Terminus ''dōsojin'' dient als Sammelbegriff für eine Vielzahl von Kami, die je nach ihrer Funktion unterschiedliche Eigennamen besitzen, z.B. Chimata-no-kami, Funado-no-kami<ref>Quejada 1998, S. 30–31</ref>, Sahe-no-kami oder Sae-no-kami.<ref>Richie 1967, S. 52</ref> |
− | Die Ersten ihrer Art werden wohl noch aus prähistorischer Zeit stammen und kaum mehr als aufgestellte Stein gewesen sein. Danach traten die eher primitiven Weggabelungsgötter auf, bei denen es sich um Äste mit einer Astgablung handelt, denen Gesichter aufgemalt wurden.<ref>Bornoff 1992 | + | Die Ersten ihrer Art werden wohl noch aus prähistorischer Zeit stammen und kaum mehr als aufgestellte Stein gewesen sein. Danach traten die eher primitiven Weggabelungsgötter auf, bei denen es sich um Äste mit einer Astgablung handelt, denen Gesichter aufgemalt wurden.<ref>Bornoff 1992, S. 167–168</ref> |
− | Manche ''dōsojin'' befinden sie sich in einem Tempel oder Schrein, in dem zumindest ein Priester lebt. Sie können aber auch in kleineren Anlagen aufbewahrt werden, in denen es nur gelegentlich zu Riten kommt. Schließlich können sie nur von einem kleinen Vorbau mit Dach geschützt sein oder völlig im Freien stehen.<ref>Buckley 1895 | + | Manche ''dōsojin'' befinden sie sich in einem Tempel oder Schrein, in dem zumindest ein Priester lebt. Sie können aber auch in kleineren Anlagen aufbewahrt werden, in denen es nur gelegentlich zu Riten kommt. Schließlich können sie nur von einem kleinen Vorbau mit Dach geschützt sein oder völlig im Freien stehen.<ref>Buckley 1895, S. 10</ref> |
==Feste zum Kleinen Neujahr == | ==Feste zum Kleinen Neujahr == | ||
− | Laut Miyata Noboru wurden ''dōsojin'' in der Edo-Zeit häufig zum ''koshōgatsu'' 小正月 („Kleines Neujahr“) verehrt, also zwischen dem vierzehnten bis sechzehnten Tag des ersten Monats (= erster Vollmond im Neuen Jahr).<ref>Quejada 1998 | + | Laut Miyata Noboru wurden ''dōsojin'' in der Edo-Zeit häufig zum ''koshōgatsu'' 小正月 („Kleines Neujahr“) verehrt, also zwischen dem vierzehnten bis sechzehnten Tag des ersten Monats (= erster Vollmond im Neuen Jahr).<ref>Quejada 1998, S. 45</ref> |
− | Die Gemeinschaft trifft sich, um den ''dōsojin'' zu danken und um Hilfe zu bitten. Es gibt dabei viele unterschiedliche Traditionen, z.B. wenn man ''mochi'' über dem heiligen Feuer kocht und verspeist, soll man vor Krankheiten sicher sein. In manchen Gegenden lässt man die Kinder um das Feuer herum singen, um sie vor Krankheiten zu schützen.<ref>Quejada 1998 | + | Die Gemeinschaft trifft sich, um den ''dōsojin'' zu danken und um Hilfe zu bitten. Es gibt dabei viele unterschiedliche Traditionen, z.B. wenn man ''mochi'' über dem heiligen Feuer kocht und verspeist, soll man vor Krankheiten sicher sein. In manchen Gegenden lässt man die Kinder um das Feuer herum singen, um sie vor Krankheiten zu schützen.<ref>Quejada 1998, S. 46</ref> Während des Festes ruft der Dorfvorsteher den Kami über einen „heiligen Baum“ in seinen ''shintai'' 神体<ref>Czaja 1974, S. 68</ref>, und es werden ihm Votivgaben (bevorzugt Produkte aus Reis) dargebracht. Der Höhepunkt ist aber das Verbrennen des heiligen Baumes und des für diesen Anlass errichteten Schreins. Die im Feuer platzierten Figuren werden durch die Flammen ebenso gereinigt wie das ganze Dorf.<ref>Czaja 1974, S. 61</ref> Nach der Feier verlässt der kami die Menschen wieder, und auch die Geister der Ahnen können durch den Rauch ihre Abreise antreten.<ref>Czaja 1974, S. 54</ref> |
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:22 Uhr
Themengruppe | Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen) |
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Name | Dōsojin 道祖神 |
Sonstige Namen | Chimata-no-kami, Funado-no-kami, Sahe-no-kami, Sae-no-kami |
Rel. Zugehörigkeiten | Shinto, Buddhismus |
Ikonographie | Oft phallisch gestaltete Figur oder Götterpaar in erotischer Umarmung |
Funktion, Wirkkraft | Schutzgott der Reisenden und Gottheit der Wege, Fruchtbarkeitsgottheit |
Dōsojin 道祖神 sind Figuren aus Stein, die als Schutzgottheiten der Reisenden und Wege gelten und üblicherweise an Dorfgrenzen oder Wegkreuzungen aufgestellt werden. Sie sollen auch vor Krankheiten schützen und böse Geister verjagen. Schließlich werden sie auch für den Schutz harmonischer Ehen und die Gesundheit von Kindern verantwortlich gemacht.[1]
In manchen Gebieten werden ihnen aber auch noch andere Wirkungsfelder zugeschrieben wie Fruchtbarkeit und sexuelle Potenz, wodurch sie sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen. Sie können als steinerner Phallus, als phallisch gestaltete Figur oder als Götterpaar mit phallischer Umrahmung dargestellt werden.[2]
Varianten
Der Terminus dōsojin dient als Sammelbegriff für eine Vielzahl von Kami, die je nach ihrer Funktion unterschiedliche Eigennamen besitzen, z.B. Chimata-no-kami, Funado-no-kami[3], Sahe-no-kami oder Sae-no-kami.[4] Die Ersten ihrer Art werden wohl noch aus prähistorischer Zeit stammen und kaum mehr als aufgestellte Stein gewesen sein. Danach traten die eher primitiven Weggabelungsgötter auf, bei denen es sich um Äste mit einer Astgablung handelt, denen Gesichter aufgemalt wurden.[5]
Manche dōsojin befinden sie sich in einem Tempel oder Schrein, in dem zumindest ein Priester lebt. Sie können aber auch in kleineren Anlagen aufbewahrt werden, in denen es nur gelegentlich zu Riten kommt. Schließlich können sie nur von einem kleinen Vorbau mit Dach geschützt sein oder völlig im Freien stehen.[6]
Feste zum Kleinen Neujahr
Laut Miyata Noboru wurden dōsojin in der Edo-Zeit häufig zum koshōgatsu 小正月 („Kleines Neujahr“) verehrt, also zwischen dem vierzehnten bis sechzehnten Tag des ersten Monats (= erster Vollmond im Neuen Jahr).[7] Die Gemeinschaft trifft sich, um den dōsojin zu danken und um Hilfe zu bitten. Es gibt dabei viele unterschiedliche Traditionen, z.B. wenn man mochi über dem heiligen Feuer kocht und verspeist, soll man vor Krankheiten sicher sein. In manchen Gegenden lässt man die Kinder um das Feuer herum singen, um sie vor Krankheiten zu schützen.[8] Während des Festes ruft der Dorfvorsteher den Kami über einen „heiligen Baum“ in seinen shintai 神体[9], und es werden ihm Votivgaben (bevorzugt Produkte aus Reis) dargebracht. Der Höhepunkt ist aber das Verbrennen des heiligen Baumes und des für diesen Anlass errichteten Schreins. Die im Feuer platzierten Figuren werden durch die Flammen ebenso gereinigt wie das ganze Dorf.[10] Nach der Feier verlässt der kami die Menschen wieder, und auch die Geister der Ahnen können durch den Rauch ihre Abreise antreten.[11]
Verweise
Literatur
- Nicholas Bornoff 1992Pink Samurai: The pursuit and politics of sex in Japan. London: Grafton 1992.
- Edmund Buckley 1895Phallicism in Japan. Chicago: University of Chicago Press 1895. (Dissertation.)
- Michael Czaja 1974Gods of myth and stone: Phallicism in Japanese folk religion. New York: Weatherhill 1974.
- Donald Richie, Kenkichi Ito 1967The erotic gods: Phallicism in Japan. Tokyo: Zufushinsha 1967.
- Yoshiko Watanabe-Rögner 2008Bildwörterbuch zur Einführung in die japanische Kultur : Architektur und Religion. Hamburg: Buske 2008.
Fußnoten
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Dōsojin mit Phallidarstellung Relief (Stein). Meiji-Zeit, 1893; Miyagi
Bild © Czaja 1974, S.113Ein aus Stein gefertigter Dōsojin, auf dem zwei Phalli abgebildet sind. - ↑ Dōsojin mit Phallidarstellung Relief (Stein). Meiji-Zeit, 1893; Miyagi
Bild © Czaja 1974, S.113Ein aus Stein gefertigter Dōsojin, auf dem zwei Phalli abgebildet sind. - ↑ Strohphallus Kultgegenstand (Stroh); Makioka, Yamanashi
Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S. 125Ein aus Stroh gefertigter Phallus, der für das Dōsojin Festival in Makioka verwendet wurde. Er war mit shimenawa geschmückt und wurde während des Festes verbrannt. - ↑ Dōsojin in Phallusform Statue (Stein, Holz); Myoan-ji, Aichi
Bild © Michael Czaja, Gods of Myth and Stone. Phallicism in Japanese Folk Religion. New York: Weatherhill, 1974, S. 124Zwei Dōsojin in der Form eines Phallus. Auf ihrer Vorderseite sind zwar auffällig Zeichen eingeritzt, aber die Dōsojin sind hinter einer Statue von Jizo versteckt. Auf dem steinernen Phallus ist "Doso Konsei-jin" und auf dem hölzernen "Doso Konsei Dai-Myojin" geschrieben. - ↑ Doppeldōsojin in Umarmung Relief (Stein); Dangozaka, Yamanashi
Bild © Richie 1967, S.60Eine primitive Darstellung von zwei Dōsojin in einer engen Umarmung, die einander küssen. Der Proportionen der Figuren wegen wirken die beiden Dōsojin wie Kinder. - ↑ Dōsojin Relief Relief (Stein). Edo-Zeit, 1705; Nagano-hara-mura-bayashi, Gumma
Bild © Richie 1967, S.68Zwei dōsojin stehen nebeneinander und blicken starr gerade aus. Eine Hand ist jedoch auf den Schambereich der jeweils anderen Figur gelegt. Die Körper sind seltsam kurz geraten und vermitteln beinahe den Eindruck, als ob die Figuren sitzen würden. Sie sind Teil des größeren Steines, der sich wie ein phalloknetischer Heiligenschein um die beiden spannt. - ↑ Dōsojin Pärchen Relief (Stein). Edo-Zeit, 1505; Sokoiri, Nagano
Bild © Richie 1967, S.64Zwei Figuren (wahrscheinlich eine männlich und eine weiblich) reichen sich die Hände. Ein Schal oder obi ist zwischen den beiden zu sehen.
- ↑ Yakushidōsojin Relief (Stein); Seta-gun, Gumma
Bild © Richie 1967, S.80Ein auf dem Boden kniender dōsojin, der von zwei Phalli flankiert ist. Der Name der Gottheit Yakushi ist darauf zu finden, die unter anderem für leichte Geburten angerufen wird.
- ↑ Küssende dōsojin Statue (Stein); Iarubori-Mudanzo, Nagano
Bild © Richie 1967, S.112Zwei einander küssende und an den Händen haltende dōsojin, die nur von einer einfachen Behausung vor der Witterunggeschützt sind.