Otogi-zōshi: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Im engen Sinn bezeichnet ''Otogi-zōshi'' 御伽草子 | + | Im engen Sinn bezeichnet ''Otogi-zōshi'' 御伽草子 „Gesellige Bibliothek“<ref>auch „Unterhaltungsbücher“ (Florenz 1906, S. 357)</ref> 23 Geschichten aus der Muromachi-Zeit 室町時代, die im ''Otogi Bunko'' 御伽文庫 im Jahr 1716 von Shibukawa Seiemon 澁川 淸右衞門 publiziert wurden.<ref>Mulhern 1974, S. 182</ref> Die Bezeichnung ''Otogi-zōshi'' etablierte sich erst später und geht auf eine Publikation dieser 23 Geschichten um das Jahr 1730 zurück.<ref>Araki 1981, S. 4</ref> Diese Einteilung wurde im Laufe der Zeit ausgeweitet und bezeichnet nun eine Literaturgattung aus der Muromachi-Zeit, die annähernd fünfhundert Kurzgeschichten umfasst, deren Autoren in den meisten Fällen aber nicht bekannt sind.<ref>Ruch 1971, S. 595</ref> Mittlerweile gibt es wieder die Tendenz, nur die ursprünglichen 23 Erzählungen als ''Otogi-zōshi'' zu bezeichnen.<ref>Jesse 1997, S. 21</ref> |
== Einteilung == | == Einteilung == | ||
− | Die 23 ursprünglichen Kurzgeschichten werden folgendermaßen eingeteilt:<ref>nach Jesse 1997 | + | Die 23 ursprünglichen Kurzgeschichten werden folgendermaßen eingeteilt:<ref>nach Jesse 1997, S. 21</ref> |
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− | Im weiteren Sinn kann der Begriff jedoch auch generell Erzählung aus der Muromachi-Zeit bezeichnen, welche dann wiederum in folgende Kategorien eingeteilt werden:<ref>nach Jesse 1997 | + | Im weiteren Sinn kann der Begriff jedoch auch generell Erzählung aus der Muromachi-Zeit bezeichnen, welche dann wiederum in folgende Kategorien eingeteilt werden:<ref>nach Jesse 1997, S. 22 und Mulhern 1974, S. 184–185</ref> |
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{{Zitat|Die darin gesammelten Stücke sind zwar litterarisch zum Teil ohne Wert, aber für die Kenntnis des japanischen Folklore nicht hoch genug zu veranschlagen. (Florenz 1906:357)}} | {{Zitat|Die darin gesammelten Stücke sind zwar litterarisch zum Teil ohne Wert, aber für die Kenntnis des japanischen Folklore nicht hoch genug zu veranschlagen. (Florenz 1906:357)}} | ||
− | Die Muromachi Geschichten, deren Autoren oft nicht bekannt sind, bieten eine große Bandbreite an verschiedenen Erzählungen, oft mit zahlreichen Illustrationen und hoher Popularität. Es kommen eine Vielzahl von Charakteren vor, wie z.B. Buddhas, Krieger, Bürger, aber auch Monster, Fische und Pflanzen.<ref>Shirane 2012 | + | Die Muromachi Geschichten, deren Autoren oft nicht bekannt sind, bieten eine große Bandbreite an verschiedenen Erzählungen, oft mit zahlreichen Illustrationen und hoher Popularität. Es kommen eine Vielzahl von Charakteren vor, wie z.B. Buddhas, Krieger, Bürger, aber auch Monster, Fische und Pflanzen.<ref>Shirane 2012, S. 507</ref> |
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:24 Uhr
Themengruppe | Primärquellen |
---|---|
Werktitel | Otogi Bunko 御伽文庫 („Gesellige Bibliothek“) |
Autor | Shibukawa Seiemon 澁川 淸右衞門 |
Entstehungszeit | Edo-Zeit 江戸時代, 1716 |
Im engen Sinn bezeichnet Otogi-zōshi 御伽草子 „Gesellige Bibliothek“[1] 23 Geschichten aus der Muromachi-Zeit 室町時代, die im Otogi Bunko 御伽文庫 im Jahr 1716 von Shibukawa Seiemon 澁川 淸右衞門 publiziert wurden.[2] Die Bezeichnung Otogi-zōshi etablierte sich erst später und geht auf eine Publikation dieser 23 Geschichten um das Jahr 1730 zurück.[3] Diese Einteilung wurde im Laufe der Zeit ausgeweitet und bezeichnet nun eine Literaturgattung aus der Muromachi-Zeit, die annähernd fünfhundert Kurzgeschichten umfasst, deren Autoren in den meisten Fällen aber nicht bekannt sind.[4] Mittlerweile gibt es wieder die Tendenz, nur die ursprünglichen 23 Erzählungen als Otogi-zōshi zu bezeichnen.[5]
Einteilung
Die 23 ursprünglichen Kurzgeschichten werden folgendermaßen eingeteilt:[6]
Nummer | Deutscher Name | Rōmaji | Kanji |
---|---|---|---|
1 | Salzsieder Bunta | Bunshō sōshi | 文正草子 |
2 | Die Waise mit dem Topf | Hachikazuki | 鉢かづき |
3 | Die Dichterin Komachi | Komachi sōshi | 小町草紙 |
4 | Yoshitsune auf den Inseln | Onzōshi shima watari | 御曹子島渡り |
5 | Die tapfere Kara'ito | Kara'ito sōshi | 唐糸草紙 |
6 | Die Füchsin von Kowata | Kowatagitsune | 木幡狐 |
7 | Siebenkraut | Nanakusa sōshi | 七草草紙 |
8 | Der Affe Genji | Saru Genji sōshi | 猿源氏草紙 |
9 | Taro, der Faulpelz | Monokusa Tarō | 物くさ太郎 |
10 | Die unsterbliche Prinzessin | Sazare'ishi | さざれ石 |
11 | Die Venusmuschel | Hamaguri no sōshi | 蛤の草紙 |
12 | Koatsumori | Koatsumori | 小敦盛 |
13 | Vierundzwanzig brave Söhne | Nijūshikō | 二十四孝 |
14 | Im Reich des Brahma | Bontengoku | 梵天国 |
15 | Die Braut des Affen | Nosezaru sōshi | のせ猿草子 |
16 | Die Katze | Neko no sōshi | 猫の草紙 |
17 | Das Fest am Strand | Hama'ide | 浜出 |
18 | Die Dichterin Izumi | Izumi Shikibu | 和泉式部 |
19 | Bonze Däumeling | Issun bōshi | 一寸法師 |
20 | Der treulose Saiki | Saiki | さいき |
21 | Urashima Tarō | Urashima Tarō | 浦嶋太郎 |
22 | Die Zofe Yokubue | Yokobue sōshi | 横笛草紙 |
23 | Trunk mit dem Menschenfresser | Shuten dōji | 酒呑童子 |
Im weiteren Sinn kann der Begriff jedoch auch generell Erzählung aus der Muromachi-Zeit bezeichnen, welche dann wiederum in folgende Kategorien eingeteilt werden:[7]
- Höfische Erzählungen
- Liebesgeschichten
- Dichterische Erzählungen
- Stiefkinder Erzählungen
- Religiöse Stoffe
- Homosexuelle Geschichten
- Erzählungen religiöser Erweckung und Beichte
- Religiöses Anekdoten
- Ursprünge der Tempel und Gottheiten
- Erzählungen von religiöser Mahnung oder Weisung
- Ritterbücher
- Erzählungen von Kämpfen mit Monstern und Bösewichten
- Legenden des Genpei-Kriegs
- Erzählungen von Rache
- Volkstümliches
- Didaktische und absurde Episoden
- Erfolgsgeschichten
- Glückverheißende Erzählungen
- In Übersee (Erzählungen fremder Länder)
- China
- Indien
- Fiktive Länder
- Die andere Welt (außermenschliche Erzählungen)
- Außermenschliche Ehen mit Menschen
- Erzählungen von pseudo-poetischen Auseinandersetzungen
- Pseudo-Liebesgeschichten
- Pseudo-Kriegsgeschichten
- Pseudo-Religionserweckungsgeschichgen
Inhalt
Die Muromachi Geschichten, deren Autoren oft nicht bekannt sind, bieten eine große Bandbreite an verschiedenen Erzählungen, oft mit zahlreichen Illustrationen und hoher Popularität. Es kommen eine Vielzahl von Charakteren vor, wie z.B. Buddhas, Krieger, Bürger, aber auch Monster, Fische und Pflanzen.[8]
Verweise
Literatur
- James T. Araki 1981„Otogi-Zoshi and Nara-Ehon: A field of study in flux.“ Monumenta Nipponica 36/1 (1981), S. 1-20.
- Karl Florenz 1906Geschichte der japanischen Litteratur. Leipzig: C. F. Amelangs Verlag 1906.
- Bernd Jesse 1997Die Vorgeschichte der Götter von Kumano: Das Nara-ehon "Kumano no honji" aus der Sammlung Voretzsch im Besitz des Museums für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main. Wiesbaden: Harrassowitz 1997.
- Chieko Irie Mulhern 1974„Otogi-zōshi. Short Stories of the Muromachi Period.“ Monumenta Nipponica 29/2 (1974), S. 181–198.
- Barbara Ruch 1971„Origins of the companion library: An anthology of medieval Japanese stories.“ Monumenta Nipponica 30/3 (1971), S. 593-610.
- Haruo Shirane 2012Traditional Japanese literature: An anthology, beginnings to 1600 (Abridged Edition). New York: Columbia University Press 2012.