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Die Autorin, Kitanaka Junko, arbeitet an der Abteiliung für Humanwissenschaften an derKeio Universität. Ihre Monographie, „Depression in Japan: Psychiatric cures for a society in distress“, aus welcher ich mich mit dem Kapitel „Reading emotions in the body: The premodern language of depression“ in diesem Exzerpt auseinandersetzen werde, hat den American Anthropological Association's Francis Hsu Preis für das beste ostasiatische anthropologische Buch in 2013 gewonnen.  
 
Die Autorin, Kitanaka Junko, arbeitet an der Abteiliung für Humanwissenschaften an derKeio Universität. Ihre Monographie, „Depression in Japan: Psychiatric cures for a society in distress“, aus welcher ich mich mit dem Kapitel „Reading emotions in the body: The premodern language of depression“ in diesem Exzerpt auseinandersetzen werde, hat den American Anthropological Association's Francis Hsu Preis für das beste ostasiatische anthropologische Buch in 2013 gewonnen.  

Aktuelle Version vom 22. Januar 2021, 13:47 Uhr

Rezensiertes Werk:

  • Junko Kitanaka 2012
    Depression in Japan: Psychiatric cures for a society in distress. New Jersey: Princeton University Press 2012. (Exzerpt.)

Die Autorin

Die Autorin, Kitanaka Junko, arbeitet an der Abteiliung für Humanwissenschaften an derKeio Universität. Ihre Monographie, „Depression in Japan: Psychiatric cures for a society in distress“, aus welcher ich mich mit dem Kapitel „Reading emotions in the body: The premodern language of depression“ in diesem Exzerpt auseinandersetzen werde, hat den American Anthropological Association's Francis Hsu Preis für das beste ostasiatische anthropologische Buch in 2013 gewonnen.

Das Kapitel

Das Buchkapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung der Wahrnehmung von Depression in der Geschichte Japans. Wenn man in der westlichen Geschichte nach Aufzeichnungen über Depression sucht, findet man oft den Begriff „Melancholie“, der sowohl in der Medizin als auch in der Religion, Philosophie und Literatur einen symbolischen Status hat. In der Geschichte der japanischen Medizin lässt sich jedoch nichts mit einem solch gleichwertigem symbolischen Status finden. Die Autorin versucht, die Geschichte von Depression in Japan nachzuverfolgen, indem sie nach dem Begriff utsu und in Folge utsubyō鬱病 , utsushō鬱症 und ki-utsubyō機鬱病 sucht.

Wenn man sich mit utsu, utsubyō und utsushō in der japanischen Geschichte befasst, könnte man meinen, dass es Depression, gleich wie heute, im vormodernen Japan geben musste. Hierbei muss man jedoch aufpassen, da utsu zwei verschiedene Bedeutungen hat: einen Zustand der Psyche, der überwuchernd, dicht bewachsen und stagniert ist und eine Bezeichnung für Trauer, Schwermütigkeit und Düsterkeit ist. Das shō und byō stehen jeweils für Symptom und Krankheit.

Im vormodernen Japan wurde wahrscheinlich ki気 , im Sinne von Lebensenergie, die man zwar nicht sehen, aber trotzdem wahrnehmen kann, mit utsu in Verbindung gebracht. Wenn man also von utsu sprach, meinte man wahrscheinlich eine Stockung des ki im Körper und die dadurch einhergehenden Veränderungen im Verhalten. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurde das Konzept von utsushō als „Krankheit der Gefühle“ von Tashiro Sanki (1465-1544) aus China importiert. Anfangs wurde utsushō als medizinische Diagnose als „Blockade von allem Möglichen“ definiert. Also Feuchtigkeit, Blut, Hitze, Essen, usw.

Obwohl man am Anfang eindeutige Unterschiede zwischen Depression und utsushō feststellen kann, wurde utsushō im ersten medizinischen Wörterbuchs Japans als „Krankheit der 7 Emotionen“ definiert und die Krankheit des ki-utsu, ki-utsushō, wurde eine weit bekannte Bezeichnung für Krankheiten von fehlender Energie und dauerhaft schlechter Laune. Ki-utsu wurde zu einem wichtigen Bestandteil von utsushō und nahm physiologische als auch psychologische Bedeutungen an.

Im spätem 18. Jahrhundert begannen immer mehr Doktoren sich auf die Stockung von ki zu spezialisieren. Ki-utsu wurde zu einem wichtigen Bestandteil darin, wie in Japan Verrücktheit medizinisch erklärt wurde. Kagawa Shūan (1683-1755) versuchte Verrücktheit anhand von klinischen Untersuchungen in Kategorien zu unterteilen und zu erklären, wie dies durch die Stockung von ki verursacht wurde.

In den folgenden Jahren begann sich durch die Psychologisierung von ki dessen Bedeutung zu verändern. Es wurde zu einem Begriff, der die Laune oder Gefühle der Leute beschrieb. Durch die Veränderung der Bedeutung von ki wurde utsushō zu etwas metaphorischem und obskurem, weshalb die Autorin zu dem Schluss kommt, dass japanische Psychologen deshalb davon ausgehen, dass es im vormodernen Japan nichts vergleichbares mit Melancholie und Depression gab.

Literartur

Junko Kitanaka 2012
Depression in Japan: Psychiatric cures for a society in distress. New Jersey: Princeton University Press 2012. (Exzerpt.)