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Hardacre beschreibt aber auch, dass sich innerhalb des Shugendō neue Strömungen bildeten, in denen die Maskulinität an Bedeutung verlor und kommt auch allgemein zu dem Schluss:
:"Changing evaluations of women and the feminine in both the New Religions and Shugendō created a popular basis for the (slow) acceptance of female social participation after the Meiji Restoration." (Hardacre 1994, S. 163)
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2021, 12:12 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Helen Hardacre 1994
„Conflict between shugendō and the New Religions of Bakumatsu Japan.“ Japanese Journal of Religious Studies 21/2-3 (1994), S. 137-166. (Exzerpt.)

Die Autorin

Helen Hardacre (geboren 1949) ist eine amerikanische Japanologin und Professorin für japanische Religion und Gesellschaft an der Harvard Universität.

Exzerpt des Inhalts

In ihrem Artikel beschreibt die Autorin den Konflikt des buddhistischen Shugendō 修験道 mit den neuen Religionen während der Bakumatsu-Zeit 幕末 (etwa 1830-1868). Bei den drei Religionen handelt es sich um Kurozumikyō 黒住教, Tenrikyō 天理教 und Konkōkyō 金光教. Meist waren es Shugendō-Mönche (shugenja 修験者 oder auch yamabushi 山伏), die in den Geschichten der neuen Religionen Antagonisten darstellten.

Über Shugendō

Zu Beginn des Artikels beschreibt Hardacre den Hintergrund und Status der Shugendō-Anhänger genauer. Als Gründer des Shugendō gilt En no Gyōja, der sich zur Meditation in die Berge zurückzog. Ziel der Askese in den Bergen war es für lange Zeit Kraft für sich selbst und die eigene Erleuchtung zu sammeln. Dies änderte sich laut Hardacre in der Tokugawa-Zeit (Hardacre 1994, S. 143-145). Shugendō wurde weltlicher und das Leben der shugenja stärker mit dem der allgemeinen Bevölkerung verbunden. Die Askese in den Bergen wurde nun zu einem Weg, Kraft für verschiedenste Riten für die Bevölkerung zu sammeln. Vor allem shugenja die keinen großen Landbesitz oder eigenen Reichtum besaßen, verdienten dadurch ihren Lebensunterhalt. Dabei arbeiten sie oft eng mit weiblichen Partnern, den miko zusammen.

Der Aufgabenbereich der shugenja während der Tokugawa-Periode war vielseitig. Sie segneten Schwangerschaften und Geburten, heilten Menschen und Tiere von Krankheiten, exorzierten böse Geister, führten Riten für eine gute Ernte oder die Verstorbenen durch und vieles mehr. So waren sie im engen Kontakt mit der Bevölkerung und ihr Lebensunterhalt an deren Glauben an sie gebunden. (Hardacre 1994, S. 147-148)

Zu der Zeit als die oben genannten Religionen gegründet wurden, war Shugendō also bereits eine etablierte Religion. Die shugenja verfügten über ökonomische Macht, leiteten viele Tempel und waren im Besitz von Land (Hardacre 1994, S. 141). Der größte und offensichtlichste Grund für Konflikt zwischen Shugendō und den neuen Religionen waren die Riten der Heilung. Während die Riten der shugenja sehr teuer und nicht für alle leistbar waren, boten die Führer der neuen Religionen diese wesentlich günstiger oder sogar gratis an (Hardacre 1994, S. 151).

Ein weiterer Punkt des Konfliktes ist die Genderkonstruktion. Laut Hardacre nehmen Frauen und Männer im Shugendō ganz bestimmte Rollen ein. Während der männliche yamabushi in den Bergen Kraft sammelt, sind die Frauen von dieser Askese in den Bergen ausgeschlossen. In den Ritualen übernimmt der Mann dann eine aktive Rolle und befragt den Geist oder die Gottheit die in die Frau, die miko, gefahren ist. Dabei ist die Frau passiv und wird zur Seite geschoben, während ihr Körper benutzt wird. Die Frauen werden einerseits idealisiert, andererseits stigmatisiert, da ihre Körper als unrein gelten (Hardacre 1994, S. 152). In den neuen Religionen nehmen Frauen jedoch auch andere, wesentlich aktivere Rollen an.

Shugendō und die drei neuen Religionen

Nakayama Miki 中山 みき, die Gründerin der Tenrikyō, übernahm während eines Rituals mit einem yamabushi die Rolle der miko. Sie wurde dabei von einer Gottheit besessen, die darauf beharrte, dass Miki ihr als lebender Schrein dienen sollte und ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter niederlegte. Weder der yamabushi noch ihr Ehemann konnten sich dagegen auflehnen und Miki überwand dadurch die männliche Authorität. In sich vereinte sie als die, die zu dieser Gottheit sprach, einerseits die Rolle des yamabushi und als Schrein der Gottheit andererseits auch die Rolle der miko. (Hardacre 1994, S. 154-155)

Auch die Praktiken der Kurozumikyō erschütterte die traditionelle Sicht des Shugendō und lies die shugenja um ihr Einkommen fürchten. Anhänger der Kurozumikyō prädigten nicht die Heilung durch die aus der Askese in den Bergen gewonnenen Kraft, sondern die Kraft aus der täglichen Anbetung der Sonne (nippai 日拝), die jeder in sich kultivieren könne. (Hardacre 1994, S. 157-158)

Der Gründer der Konkōkyō Kawate Bunjirō 金光教, sprach den Riten der yamabushi sogar explizit ihre Wirksamkeit ab. Er diente der Gottheit Konjin 金神, die laut Shugendō den Menschen böse gesinnt war. Laut Bunjirō waren sie einfach nicht in der Lage, Konjin oder nun Tenchi Kane no Kami 天地金乃神 anzuerkennen und seinen Segen zu empfangen. Der Konflikt war sozusagen vorprogrammiert. (Hardacre 1994, S. 159)

Fazit

Alle drei Religionen widersprachen vor allem dem traditionellen Weg der spirituellen Entwicklung des Shugendō. Die Askese verliert ihre Bedeutung und der Weiblichkeit und Sexualität werden positive Attribute zugeschrieben. Die strenge Abgrenzung der Rollen von Frauen und Männern werden irrelevant, die Beziehung zu einer bestimmten Gottheit steht im Vordergrund. (Hardacre 1994, S. 159-160)

Hardacre beschreibt aber auch, dass sich innerhalb des Shugendō neue Strömungen bildeten, in denen die Maskulinität an Bedeutung verlor und kommt auch allgemein zu dem Schluss:

Changing evaluations of women and the feminine in both the New Religions and Shugendō created a popular basis for the (slow) acceptance of female social participation after the Meiji Restoration.
Hardacre 1994, S. 163