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+ | Diese kosmografischen Ansichten beeinflussten auch, wie landgebundene Japaner Seefahrer und Meere betrachten. Die Vorstellung, dass Personen, die sich ihren Lebensunterhalt mit Fischerei, Piraterie und anderen Formen von potentieller tödlicher Gewalt verdienten, brachte die landgebundene Elite dazu, diese Personen der Kategorie der buddhistischen Verdammten zuzuordnen.<ref>Shapinsky 2014:53</ref> | ||
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+ | Seeleute wurden in einigen frühen Quellen als fremd angesehen. Das Kapitel über Japan in dem Werk „Chinesische Geschichte der südlichen Dynastien“ (''Nan shi'') aus dem 7. Jahrhundert beinhaltet eine Beschreibung, welche Seeleute als Fremde charakterisiert. Darin steht, dass sie über schwarze Haut und weiße Augen verfügen, und dass sie nackt und hässlich sind. Außerdem bevorzugen sie es Fleisch zu essen. Sie schießen auf Reisende und verspeisen sie.<ref>Shapinsky 2014:53</ref> | ||
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+ | Eine der bedeutendsten Rollen, die Seefahrern zugekommen ist, war bei der [[Schlacht von Dan-no-ura]] 壇ノ浦の戦い. Dort war die Unterstützung von Clans mit großer Erfahrung in Seefahrt bedeutend, die selbst erfahrenen [[Taira]] 平 zu schlagen. Auch die in Zusammenhang mit dieser Schlacht stehenden [[Heikegani]] 平家蟹 könnten ursprünglich von einem Glauben an die Wiedergeburt Schiffbrüchiger stehen. | ||
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+ | Der Buddhismus inspirierte auch Geschichten, in denen Seeleute in der Funktion als Piraten als Bösewichte dargestellt werden, die sich den Siegeszügen der Tugendhaften widersetzen und in denen die Vorteile, die durch buddhistische Reinheit entstehen, gezeigt werden. Allerdings hat der Buddhismus auch zu der wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Piraterie beigetragen. Seeleute wurden zu Dienstboten des Shintō und von buddhistischen, religiösen Institutionen, denn manche übernahmen Positionen als lizensierte Lieferanten (''jinin'' 神人, ''kugonin'' 供御人, ''gusainin'' 供祭人) für bestimmte Handelsgüter, für welche sie von diesen religiösen Instituten Steuerbefreiung für ihre Seereisen erhielten. Andere Seefahrer positionierten sich in engen Seekanälen und Bergpässen und verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie die Sicherheit der Reisenden gewährleisteten. Als Gegenleistung für ihre Dienste verlangten sie Wegzoll, den sie den Göttern des Meeres oder der Berge als einen Teil der ersten Ernte des Jahres (''hatsuo'' 初穂) darboten.<ref>Shapinsky 2014:53–54</ref> | ||
+ | Beginnend mit den ersten [[wakō]] 倭寇-Angriffen im 13. und besonders im 14. Jahrhundert hatten diese Piraten immer zunehmend größeren Einfluss auf die Wahrnehmung der Seefahrt und derer die sie betrieben. ''Siehe dazu [[wakō]]'' | ||
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+ | Im 16. Jahrhundert vereinfachten zwei Typen von Schiffen den Aufbau und die Aufrechterhaltung von Domänen.<ref>Shapinsky 2014:132</ref> Es gab die kleinen, schnellen „Barriere-Schiffe“ (''sekibune'' 関船) zur Grenzsicherung und zum Beschützen von anderen Schiffen und die schwer bewaffneten und gepanzerten Schlachtschiffe (''atakebune'' 安宅船), schwimmende Festungen, die zu militärischen Zwecken und zur Machtdemonstration dienten.<ref>Shapinsky 2014:132–133</ref> Die ''atakebune'' waren die größten Schiffe im 16. Jahrhundert. Aufgrund der permanent vorhandenen Geschütztürme auf diesen Schiffen, welche den Geschütztürmen von Festungen ähnelten, wurden sie auch als „Festungen des Meeres“ bezeichnet.<ref>Shapinsky 2014:133</ref> | ||
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+ | Seeherren ließen ihre Schlachtschiffe auch prachtvoll verzieren und ausstatten, um ihre Macht als Herrscher über die Meere zu verdeutlichen. Eine Flotte der Seeherren [[Noshima Murakami]] 能島村上 soll um die Mitte des 16. Jahrhunderts aus um die 100 Schiffe bestanden haben, die prachtvoller geschmückt waren, als es jemals dem Shogun gelingen würde. Seeherren bekamen Zugang zu Kunsthandwerkern durch die Schirmherrschaft von ''daimyōs'' 大名. Nachdem die Nōshima die Schirmherrschaft der Ōuchi 大内氏 akzeptiert hatten, zogen für eine gewisse Zeit Holzarbeiter und Kunsthandwerker aus Itsukushima 厳島神社 nach Nōshima.<ref>Shapinsky 2014:135</ref> Das Holz für den Bau dieser Schiffe bezogen die Nōshima Murakami, die Kurushima Murakami und die Tokui von Futagami.<ref>Shapinsky 2014:132</ref> | ||
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+ | * Siehe [[Seefahrt/Literatur]] | ||
+ | * {{Literatur:Shapinsky 2010}} | ||
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Aktuelle Version vom 18. April 2023, 12:41 Uhr
Themengruppe | Geschichte (historische Ereignisse, Perioden und Fachbegriffe) |
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Schlagworte | Matsuura 松浦, Schlacht von Dan-no-ura 壇ノ浦の戦い, Tsushima 対馬, wakō 倭寇 |
Aufzeichnungen hielten lange einen Fokus am Festland und so entwickelte sich bis ins 15. Jahrhundert eine wechselmütige Einstellung gegenüber dem Meer und Seefahrern. Einerseits wurde das Meer offiziell schon seit Implementierung des ritsuryō 律令 berücksichtigt und teilweise in Grenzziehungen einbezogen.[1] Auch einige Familien nutzten das Meer schon seit längerer Zeit und haben sich damit zum Aufstieg verholfen, dabei sind besonders die Matsuura 松浦 zu nennen. Andererseits wurde es als gefährlich für Machthabende gesehen, da wenig direkter Einfluss ausgeübt werden konnte. Im Allgemeinen herrschte Angst vor der Seefahrt, so wird beispielsweise im Tosa Nikki 土佐日記 beschrieben, wie ängstlich sich die Passagiere am Schiff verhielten und wie erstaunt sie über das Können der Seefahrer waren.[2]
Seefahrt und Religion
Aufgrund der Angst, die dem Meer entgegengebracht wurde, wurde natürlich auch Schutz von Gottheiten angesucht, wobei sich komplexe Beziehungen zwischen Religion und dem Meer gebildet haben. So hatte der Buddhismus vor allem großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Meer und Seefahrern in Japan. Eschatologische Ansätze stellten das Meer als einen jenseitigen Raum dar, der mit Tod und Erlösung in Zusammenhang gebracht wurde. Manche esoterischen Schulen entwickelten kosmologische Modelle, welche shintoistische und buddhistische Vorstellungen miteinander vereinten. Sie stellen Japan in das Zentrum des buddhistischen Kosmos mit dem Kaiser als Mittelpunkt der Welt, und zugleich als Mittelpunkt der Reinheit. Die Seewege, die Japan mit den fremden „Anderen“ verbinden, sind umso verunreinigter, je weiter sie sich von Kyōto entfernen und je näher sie dem Fremden kommen. Über das Meer könnten möglicherweise dämonische Fremde kommen, die Krankheiten übertrugen oder auf Eroberung aus waren. Diese Ansichten blieben bis weit in die Vormoderne bestehen. Für die Pockenepidemie von 735 bis 737 wurden Barbaren verantwortlich gemacht. Die mongolischen Invasionen von 1274 und 1281 blieben der japanischen Elite als Bedrohung lange im Gedächtnis.[3]
Der Einfluss der buddhistischen Kosmologien zeigt sich auch in Landkarten aus dem Mittelalter. In Gyōki-Landkarten wird Japan in der Form eines vajra dargestellt. Die Bezeichnung leitet sich vom buddhistischen Mönch Gyōki 行基 (668–749) ab, welcher angeblich die ersten Landkarten von Japan gezeichnet hat. Ein vajra ist ein wichtiger Ritualgegenstand, der verwendet wird, um den kosmischen Buddha Mahāvairocana (jp. Dainichi Nyorai 大日如来) zu verehren. In Abbildung 2 ist eine solche Gyōki Landkarte zu sehen, in der zu erkennen ist, dass man sich bei der Darstellung Japans auf das Festland konzentriert. Außerdem wird Japan von einem schuppigen Rand umringt, welcher für den Teil eines Drachen gehalten wurde, der Japan beschützt. In diesen vormodernen Landkarten, erhält das Meer im Gegensatz zum Festland üblicherweise keine Bezeichnung. Jenseits des Drachensrings liegen Tsushima und die Oki-Inseln 隠岐諸島.[4] Tsushima 対馬 stellte eine Verbindung auf dem Seeweg nach Korea dar, Oki war traditionellerweise ein Ort der Verbannung.
Die Shōmyōji- Landkarte beschriftet Gewässer innerhalb der Provinzen von Japan und innerhalb des vom Drachenkörper umgebenen Gebietes. Texte und Diagramme, die Japan als vajra darstellen, zählen Küstengewässer auch als Teile von Japan. Eine Tendai-Variante der esoterisch-buddhistischen Kosmografie identifiziert die drei Gewässer – den Biwa See, die Ise Bucht und die Tsuruga Bucht 敦賀湾 – als „Koboldaugen“ (kimoku 鬼目). Koboldaugen sind die verzierten Kreise in der Mitte des Griffes eines vajra. Indem die drei Gewässer als Teile eines vajra identifiziert werden, sind sie ein Teil des japanischen „Götterlandes“ (shinkoku 神国). Weiters nutzten die esoterisch-buddhistischen Kosmologien im vormodernen Japan das Konzept des „Inneren Meeres“ , das die Säule des Universums, nämlich den Berg Sumeru, umgibt, um reale Gewässer zu beschreiben. Manche mittelalterlichen esoterischen Sekten glaubten, dass verschiedene Orte in Austausch mit dem Berg Sumeru standen und somit die Japan umgebenden Gewässer zu „Inneren Meere“ machten.[5]
Seeleute
Diese kosmografischen Ansichten beeinflussten auch, wie landgebundene Japaner Seefahrer und Meere betrachten. Die Vorstellung, dass Personen, die sich ihren Lebensunterhalt mit Fischerei, Piraterie und anderen Formen von potentieller tödlicher Gewalt verdienten, brachte die landgebundene Elite dazu, diese Personen der Kategorie der buddhistischen Verdammten zuzuordnen.[6]
Seeleute wurden in einigen frühen Quellen als fremd angesehen. Das Kapitel über Japan in dem Werk „Chinesische Geschichte der südlichen Dynastien“ (Nan shi) aus dem 7. Jahrhundert beinhaltet eine Beschreibung, welche Seeleute als Fremde charakterisiert. Darin steht, dass sie über schwarze Haut und weiße Augen verfügen, und dass sie nackt und hässlich sind. Außerdem bevorzugen sie es Fleisch zu essen. Sie schießen auf Reisende und verspeisen sie.[7]
Eine der bedeutendsten Rollen, die Seefahrern zugekommen ist, war bei der Schlacht von Dan-no-ura 壇ノ浦の戦い. Dort war die Unterstützung von Clans mit großer Erfahrung in Seefahrt bedeutend, die selbst erfahrenen Taira 平 zu schlagen. Auch die in Zusammenhang mit dieser Schlacht stehenden Heikegani 平家蟹 könnten ursprünglich von einem Glauben an die Wiedergeburt Schiffbrüchiger stehen.
Der Buddhismus inspirierte auch Geschichten, in denen Seeleute in der Funktion als Piraten als Bösewichte dargestellt werden, die sich den Siegeszügen der Tugendhaften widersetzen und in denen die Vorteile, die durch buddhistische Reinheit entstehen, gezeigt werden. Allerdings hat der Buddhismus auch zu der wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Piraterie beigetragen. Seeleute wurden zu Dienstboten des Shintō und von buddhistischen, religiösen Institutionen, denn manche übernahmen Positionen als lizensierte Lieferanten (jinin 神人, kugonin 供御人, gusainin 供祭人) für bestimmte Handelsgüter, für welche sie von diesen religiösen Instituten Steuerbefreiung für ihre Seereisen erhielten. Andere Seefahrer positionierten sich in engen Seekanälen und Bergpässen und verdienten sich ihren Lebensunterhalt, indem sie die Sicherheit der Reisenden gewährleisteten. Als Gegenleistung für ihre Dienste verlangten sie Wegzoll, den sie den Göttern des Meeres oder der Berge als einen Teil der ersten Ernte des Jahres (hatsuo 初穂) darboten.[8] Beginnend mit den ersten wakō 倭寇-Angriffen im 13. und besonders im 14. Jahrhundert hatten diese Piraten immer zunehmend größeren Einfluss auf die Wahrnehmung der Seefahrt und derer die sie betrieben. Siehe dazu wakō
Wichtige Schiffstypen im 16. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert vereinfachten zwei Typen von Schiffen den Aufbau und die Aufrechterhaltung von Domänen.[9] Es gab die kleinen, schnellen „Barriere-Schiffe“ (sekibune 関船) zur Grenzsicherung und zum Beschützen von anderen Schiffen und die schwer bewaffneten und gepanzerten Schlachtschiffe (atakebune 安宅船), schwimmende Festungen, die zu militärischen Zwecken und zur Machtdemonstration dienten.[10] Die atakebune waren die größten Schiffe im 16. Jahrhundert. Aufgrund der permanent vorhandenen Geschütztürme auf diesen Schiffen, welche den Geschütztürmen von Festungen ähnelten, wurden sie auch als „Festungen des Meeres“ bezeichnet.[11]
Seeherren ließen ihre Schlachtschiffe auch prachtvoll verzieren und ausstatten, um ihre Macht als Herrscher über die Meere zu verdeutlichen. Eine Flotte der Seeherren Noshima Murakami 能島村上 soll um die Mitte des 16. Jahrhunderts aus um die 100 Schiffe bestanden haben, die prachtvoller geschmückt waren, als es jemals dem Shogun gelingen würde. Seeherren bekamen Zugang zu Kunsthandwerkern durch die Schirmherrschaft von daimyōs 大名. Nachdem die Nōshima die Schirmherrschaft der Ōuchi 大内氏 akzeptiert hatten, zogen für eine gewisse Zeit Holzarbeiter und Kunsthandwerker aus Itsukushima 厳島神社 nach Nōshima.[12] Das Holz für den Bau dieser Schiffe bezogen die Nōshima Murakami, die Kurushima Murakami und die Tokui von Futagami.[13]
Verweise
Literatur
- Siehe Seefahrt/Literatur
- Peter D. Shapinsky 2010„From sea bandits to sea lords: Nonstate violence and pirate identities in fifteenth- and sixteenth-century Japan.“ In: Robert J. Antony (Hg.), Elusive pirates, pervasive smugglers: Violence and clandestine trade in the Greater China Seas. Hong Kong: Hong Kong University Press 2010, S. 27-41. (Exzerpt.)
Fußnoten
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Seto-Inland See Landkarte
Bild © Shapinsky 2010. (Letzter Zugriff: 2021/8/23) - ↑ Japankarte (Nihon-zu) Gyōki-zu. Kamakura-Zeit, 14. Jh.; Yokohama, Shōyō-ji, Kanazawa Bunko
Bild © お馬鹿な独島学者達. (Letzter Zugriff: 2021/8/23) - ↑ Sekibune Graphik
Bild © Inoues. (Letzter Zugriff: 2016/8/3) - ↑ Atakebune Graphik
Bild © Inoues. (Letzter Zugriff: 2016/8/3)