Schreinarchitektur: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Es gibt eine große Zahl von Schreinbauweisen (''tsukuri'' 造), die sich zumeist auf das Vorbild eines berühmten Schreins beziehen und nach diesem als XY-''zukuri'' bezeichnet werden. Die wichtigsten dieser Bauweisen sollen hier kurz erwähnt werden. Es handelt sich allerdings nicht wirklich um „Stile“ im geläufigen Sinne, da sich die einzelnen Bauweisen manchmal nur in sehr geringen Details, manchmal sehr deutlich von einander unterscheiden. | ||
== Allgemeines == | == Allgemeines == | ||
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===Die Struktur von Shinto-Schreinen=== | ===Die Struktur von Shinto-Schreinen=== | ||
− | Schreine | + | Schreine (''jinja'' 神社) bestehen für gewöhnlich aus folgenden Elementen: |
− | + | *''honden'' 本殿: Bezeichnet das Hauptgebäude eines Shinto-Schreines, in dem sich das Allergeiligste d.h. der Hauptgegenstand, welcher die Gottheit 神 (''[[kami]]'') symbolisiert (Spiegel, Statue), befindet. Das ''honden'' befindet sich am hintersten Teil der Schreinanlage und darf von niemandem, außer einem Priester oder, im Falle eines bedeutenden Schreines, dem Kaiser, betreten werden. | |
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− | *''honden'' 本殿: Bezeichnet das Hauptgebäude eines Shinto-Schreines, in dem sich das Allergeiligste d.h. der Hauptgegenstand, welcher die Gottheit 神 (''kami'') symbolisiert (Spiegel, Statue), befindet. Das ''honden'' befindet sich am hintersten Teil der Schreinanlage und darf von niemandem, außer einem Priester oder, im Falle eines bedeutenden Schreines, dem Kaiser, betreten werden. | ||
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*''heiden'' 幣殿: Halle der Opfergaben. Hier werden sogenannte ''heihaku'' 幣帛 (Opfer für die Götter. Insbesondere ''gohei'' 御幣, geweihte Papierstreifen und rot-weiße Stoffe) den Götter dargebracht. Diese Halle wird ebenso für das Rezitieren von ''norito'' 祝詞 (shintoistische Gebeten) benutzt. | *''heiden'' 幣殿: Halle der Opfergaben. Hier werden sogenannte ''heihaku'' 幣帛 (Opfer für die Götter. Insbesondere ''gohei'' 御幣, geweihte Papierstreifen und rot-weiße Stoffe) den Götter dargebracht. Diese Halle wird ebenso für das Rezitieren von ''norito'' 祝詞 (shintoistische Gebeten) benutzt. | ||
+ | *''haiden'' 拝殿: Die Gebetshalle eines Schreines. Heute werden in dieser Halle Sitze zur Verfügung gestellt, um dort zu beten oder die Gottheit zu verehren. Historisch gesehen können moderne ''haiden'' in früherer Zeit unterschiedliche Funktionen gehabt haben: | ||
− | + | ::1. Die Gebetshalle entstammt dem Bau einer buddhistischen Gebetshalle (''raidō'' 礼堂) und wurde anfangs bei Schreinen ''raiden'' 礼殿 genannt. | |
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::2. Oder sie entstammt dem ''maidono'' 舞殿, einem Ort, an dem der rituelle Tanz'' kagura'' 神楽 ausgeübt wurde | ::2. Oder sie entstammt dem ''maidono'' 舞殿, einem Ort, an dem der rituelle Tanz'' kagura'' 神楽 ausgeübt wurde | ||
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*''maidono'' 舞殿 oder ''kaguradono'' 神楽殿: Tempelhalle für den ''Kagura''-Tanz. Hier wird der Gottheit während der Schreinfeste (''matsuri'' 祭り) mit rituellem Tanz und Musik gehuldigt. | *''maidono'' 舞殿 oder ''kaguradono'' 神楽殿: Tempelhalle für den ''Kagura''-Tanz. Hier wird der Gottheit während der Schreinfeste (''matsuri'' 祭り) mit rituellem Tanz und Musik gehuldigt. | ||
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Bei anderen Anlagen können auch noch vorhanden sein: | Bei anderen Anlagen können auch noch vorhanden sein: | ||
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− | *''sanshūden'' 参集殿(?): Wird benutzt um die verschiedensten Versammlungen abzuhalten. | ||
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*1. ''torii'' 鳥居: Makiert den Eingang zu einem Schrein | *1. ''torii'' 鳥居: Makiert den Eingang zu einem Schrein | ||
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+ | ''Kirizuma-zukuri'' 切妻造 oder auch ''ryōsage'' 両下 bezeichnet eine spezielle Bauweise mit Giebeldach. Ursprünglich ''maya'' 真屋. War ursprünglich einer der beliebtesten Baustile. Mit dem Buddhismus kamen aber andere Stile, wie der ''irimoya-zukuri'' 入母屋造, mit einem Giebel- und einem Vordach, oder der ''yosemune-zukuri'' 寄棟造 mit dem nach allen Seiten hin abfallenden Dach. Der ''kirizuma-zukuri'' wird daraufhin für weniger wichtige Gebäude verwendet. | ||
− | Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi und Kofun-Periode nachempfunden sind, sind der | + | Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi 弥生時代 und Kofun-Periode 古墳時代 nachempfunden sind, sind der Oyashiro 出雲大社 und Kumano 熊野神社 von Izumo 出雲大社 und der Yahiko-jinja 弥彦神社 von Echigo 越後国. Aber auch der Jingū von Ise 伊勢神宮 wurde unter Kaiser Suinin 垂仁天皇 den früheren Tempeln nachempfunden. Es handelt sich hierbei um einen als höchst heilig angesehenen Bautyp, welcher seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat und als ''maya''-Stil 真屋bezeichnet wurde. Bei den Tempelkonstruktionen der Kofun-Zeit handelt es sich um Pfahlbauten mit einem gibelförmigen, zweiflächigen Dach (''kirizuma'' 切妻造り), welche einen quadratischen Grundriss haben. An vier Seiten sind je zwei Pfeiler angebracht und in der Mitte ein großer Pfeiler. Die Aufgangstreppe befindet sich stets vor der rechten Front, da der Göttersitz im Inneren zur linken Seite vorzufinden ist. Ein weiteres wichtiges Detail ist die Veranda um den Tempel herum, welches sich bis heute noch gehalten hat. Jedoch gibt es auch kleine Veränderungen oder Variationen, wie sie beispielsweise im Ise-Schrein vorzufinden sind. Dennoch handelt es sich hierbei um den gleichen Baustil. Die Konstruktion selbst, durch den hauptsächlichen Gebrauch von Holz ohne jegliche Dekorationen soll eine natürliche Schönheit darstellen. |
Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert. | Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert. | ||
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+ | ''Misedana-zukuri'' 見世棚造 oder auch ''dashimise-zukuri'' 出し店造 ist ein sehr kleines Schreingebäude innerhalb eines größeren Schreinareals, im Normalfall in der Nähe des Hauptschreins. Dieser Stil ist durch die Abwesenheit von Stiegen, die zum Eingang führen, charakterisiert. Statt den Stiegen gibt es ein Regal ''tana'' 棚. Schreine dieser Bauweise haben meist einen Giebel mit einem verlängerten Dachüberhang ''nagare-zukuri'' 流造, und einen vorderen Dachvorsprung, der stark hervorsteht. Ein Beispiel findet man im Hakusan Jinja 白山神社 in Nagano 長野市. | ||
− | === ''Dozō-zukuri'' | + | === ''Dozō-zukuri'' === |
− | + | Bei ''dozō-zukuri'' 土蔵造 oder auch ''kura-zukuri'' 蔵造 handelt es sich um eine feuerfeste Konstruktion mittels eines Rahmens aus Balken und dicken, verputzten Wänden aus Lehm. Diese Gebäude wurden als Lagerhäuser verwendet. Dieses System wurde auch für eine Reihe anderer Gebäude und Teilen von Stadthäusern ''machiya'' 町屋 verwendet. Eine Form dieses Stils existierte in Kyoto bereits in der späten Kamakura-Zeit 鎌倉時代 (1185–1333), es gibt aber keine Beispiele mehr aus dieser Zeit und daher sind die Details der Struktur aus dieser frühen Phase unbekannt. Die Technik verbreitete sich in Japan in der Mitte der Edo-Zeit 江戸時代 (1600–1868), hatte ihre Hochblüte aber im 19. Jahrhundert, als die größte Konzentration von Gebäuden in diesem Stil in Edo und der Kantō-Region gebaut wurden. | |
Die Hauptcharakteristika sind folgende: mehrere Reihen behauener Stein, ''fuseki'' 布石, wurden auf ein Fundament gelegt. Schwellenbalken, ''dodai'' 土台, wurden auf diese Steine gelegt und Pfosten wurden in einem Abstand von ca. 90 cm aufgestellt. Die laterale Stabilität wurde mit Seilen, ''tōshinuki'' 通し貫, erreicht. Die Pfosten hatten alle 7,5 cm Einkerbungen in die waagrecht Bambusstäbe, ''yokodake'' 横竹, gelegt wurden. In etwas größeren Intervallen wurden weitere Bambusstäbe, ''shakuhachidake'' 尺八竹, horizontal durch die Pfosten geschoben und mit Strohseilen, ''nawa'' 縄 an vertikale Bambusstäbe, ''tatedake'' 縦竹, gebunden. Auf diesem Rahmen wurden die Lehmwände aufgezogen. Bis zu 16 Putzschichten wurden aufgetragen. Die Hauptschichten waren ''arauchi'' 荒打ち (die Grundschicht), ''tarumaki'' 樽巻き (mehrere Schichten mit ''sunazuri'' 砂摺り, hart gewordenem nassen Sand, vermischt, und mit waagrechten, senkrechten und diagonalen Seilen stabilisiert), ''ōnaoshi'' 大直, ''konaoshi'' 小直, ''muranaoshi'' むら直, ''nakanuri'' 中塗り und ''uwanuri'' 上塗り. Diese Lagen wurden über einen Zeitraum von vier Jahren aufgetragen bevor der feine weiße oder schwarze Verputz shikkuikabe 漆喰壁 aufgetragen wurde. Durch diese Art des Verputzens wurde die brennbare Holzkonstruktion geschützt. | Die Hauptcharakteristika sind folgende: mehrere Reihen behauener Stein, ''fuseki'' 布石, wurden auf ein Fundament gelegt. Schwellenbalken, ''dodai'' 土台, wurden auf diese Steine gelegt und Pfosten wurden in einem Abstand von ca. 90 cm aufgestellt. Die laterale Stabilität wurde mit Seilen, ''tōshinuki'' 通し貫, erreicht. Die Pfosten hatten alle 7,5 cm Einkerbungen in die waagrecht Bambusstäbe, ''yokodake'' 横竹, gelegt wurden. In etwas größeren Intervallen wurden weitere Bambusstäbe, ''shakuhachidake'' 尺八竹, horizontal durch die Pfosten geschoben und mit Strohseilen, ''nawa'' 縄 an vertikale Bambusstäbe, ''tatedake'' 縦竹, gebunden. Auf diesem Rahmen wurden die Lehmwände aufgezogen. Bis zu 16 Putzschichten wurden aufgetragen. Die Hauptschichten waren ''arauchi'' 荒打ち (die Grundschicht), ''tarumaki'' 樽巻き (mehrere Schichten mit ''sunazuri'' 砂摺り, hart gewordenem nassen Sand, vermischt, und mit waagrechten, senkrechten und diagonalen Seilen stabilisiert), ''ōnaoshi'' 大直, ''konaoshi'' 小直, ''muranaoshi'' むら直, ''nakanuri'' 中塗り und ''uwanuri'' 上塗り. Diese Lagen wurden über einen Zeitraum von vier Jahren aufgetragen bevor der feine weiße oder schwarze Verputz shikkuikabe 漆喰壁 aufgetragen wurde. Durch diese Art des Verputzens wurde die brennbare Holzkonstruktion geschützt. | ||
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 15:23 Uhr
Themengruppe | Architektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details) |
---|---|
Name | tsukuri 造 |
Funktion | Schreinbaustil (Shinto) |
Bemerkung | Allgemeine Übersicht |
Es gibt eine große Zahl von Schreinbauweisen (tsukuri 造), die sich zumeist auf das Vorbild eines berühmten Schreins beziehen und nach diesem als XY-zukuri bezeichnet werden. Die wichtigsten dieser Bauweisen sollen hier kurz erwähnt werden. Es handelt sich allerdings nicht wirklich um „Stile“ im geläufigen Sinne, da sich die einzelnen Bauweisen manchmal nur in sehr geringen Details, manchmal sehr deutlich von einander unterscheiden.
Allgemeines
Die Struktur von Shinto-Schreinen
Schreine (jinja 神社) bestehen für gewöhnlich aus folgenden Elementen:
- honden 本殿: Bezeichnet das Hauptgebäude eines Shinto-Schreines, in dem sich das Allergeiligste d.h. der Hauptgegenstand, welcher die Gottheit 神 (kami) symbolisiert (Spiegel, Statue), befindet. Das honden befindet sich am hintersten Teil der Schreinanlage und darf von niemandem, außer einem Priester oder, im Falle eines bedeutenden Schreines, dem Kaiser, betreten werden.
- heiden 幣殿: Halle der Opfergaben. Hier werden sogenannte heihaku 幣帛 (Opfer für die Götter. Insbesondere gohei 御幣, geweihte Papierstreifen und rot-weiße Stoffe) den Götter dargebracht. Diese Halle wird ebenso für das Rezitieren von norito 祝詞 (shintoistische Gebeten) benutzt.
- haiden 拝殿: Die Gebetshalle eines Schreines. Heute werden in dieser Halle Sitze zur Verfügung gestellt, um dort zu beten oder die Gottheit zu verehren. Historisch gesehen können moderne haiden in früherer Zeit unterschiedliche Funktionen gehabt haben:
- 1. Die Gebetshalle entstammt dem Bau einer buddhistischen Gebetshalle (raidō 礼堂) und wurde anfangs bei Schreinen raiden 礼殿 genannt.
- 2. Oder sie entstammt dem maidono 舞殿, einem Ort, an dem der rituelle Tanz kagura 神楽 ausgeübt wurde
- 3. Oder sie wurde früher zum Rezitieren von buddhistischen Sutren benutzt.
- maidono 舞殿 oder kaguradono 神楽殿: Tempelhalle für den Kagura-Tanz. Hier wird der Gottheit während der Schreinfeste (matsuri 祭り) mit rituellem Tanz und Musik gehuldigt.
Bei anderen Anlagen können auch noch vorhanden sein:
- chōzuya 手水舎 oder temizuya 手水舎: Das sog. Reinigungsbecken. Hier wäscht man sich die Hände und spült sich den Mund aus bevor man betet.
- shamusho 社務所: Eine Gruppe von administrativen (od. gewerblichen) Gebäuden, in denen sich die Priester um die unterschiedlichsten Schrein-Angelegenheiten kümmern. Diese Gebäude beinhalten administrative Büros, Unterkünfte für Beamte, die dem Tempel einen Besuch abstatten, Bedienstete (koshi 小使, einen Lagerraum etc.)
- sanshūden 参集殿 (?): Wird benutzt um die verschiedensten Versammlungen abzuhalten.
Plan eines Shinto-Schreines
- 1. torii 鳥居: Makiert den Eingang zu einem Schrein
- 2. Steintreppe
- 3. sandō 参道: Aufgangsstraße zu einem Schrein
- 4. temizuya 手水舎: Reinigungswasser-Stelle
- 5. tōrō 灯篭: Tempellaterne
- 6. kaguraden 神楽殿: Halle für kagura-Tanz und Musikaufführungen
- 7. shamusho 社務所: administrative Büros
- 8. ema 絵馬: Hier werden ema, oft mit der Aufschrift gan-i 願意 (Wunsch), aufgehängt
- 9. sessha 摂社/massha 末社: Hilfs-Nebenschreine
- 10. komainu 狛犬: Löwenstatue als Wächterfiguren vor Tempeln und Schreinen
- 11. haiden 拝殿: Gebetshalle
- 12. tamagaki 玉垣: Zaun, welcher einen Shinto-Schrein,ein heiliges Gebiet oder eine königliche Residenz umschließt
- 13. honden 本殿: Hauptgebäude eines Schreines
Einzelne Stile
Es gibt eine Reihe von Baustilen, hier einige Beispiele:
- Siehe auch: Hachiman-zukuri
Kirizuma-zukuri
Kirizuma-zukuri 切妻造 oder auch ryōsage 両下 bezeichnet eine spezielle Bauweise mit Giebeldach. Ursprünglich maya 真屋. War ursprünglich einer der beliebtesten Baustile. Mit dem Buddhismus kamen aber andere Stile, wie der irimoya-zukuri 入母屋造, mit einem Giebel- und einem Vordach, oder der yosemune-zukuri 寄棟造 mit dem nach allen Seiten hin abfallenden Dach. Der kirizuma-zukuri wird daraufhin für weniger wichtige Gebäude verwendet.
Einer der ältesten Schreine, welche noch dem proto-historischen Tempelstil der späten Yayoi 弥生時代 und Kofun-Periode 古墳時代 nachempfunden sind, sind der Oyashiro 出雲大社 und Kumano 熊野神社 von Izumo 出雲大社 und der Yahiko-jinja 弥彦神社 von Echigo 越後国. Aber auch der Jingū von Ise 伊勢神宮 wurde unter Kaiser Suinin 垂仁天皇 den früheren Tempeln nachempfunden. Es handelt sich hierbei um einen als höchst heilig angesehenen Bautyp, welcher seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat und als maya-Stil 真屋bezeichnet wurde. Bei den Tempelkonstruktionen der Kofun-Zeit handelt es sich um Pfahlbauten mit einem gibelförmigen, zweiflächigen Dach (kirizuma 切妻造り), welche einen quadratischen Grundriss haben. An vier Seiten sind je zwei Pfeiler angebracht und in der Mitte ein großer Pfeiler. Die Aufgangstreppe befindet sich stets vor der rechten Front, da der Göttersitz im Inneren zur linken Seite vorzufinden ist. Ein weiteres wichtiges Detail ist die Veranda um den Tempel herum, welches sich bis heute noch gehalten hat. Jedoch gibt es auch kleine Veränderungen oder Variationen, wie sie beispielsweise im Ise-Schrein vorzufinden sind. Dennoch handelt es sich hierbei um den gleichen Baustil. Die Konstruktion selbst, durch den hauptsächlichen Gebrauch von Holz ohne jegliche Dekorationen soll eine natürliche Schönheit darstellen.
Diese Tempelkonstruktionen waren jedoch in der prähistorischen Zeit nicht immer als Tempel gedacht, sondern entsprachen den ursprünglichen gewöhnlichen Hausformen. So waren bei den alten japanischen Götterfesten keine Sonderbauten notwendig und um die verehrten Gottheiten wurden in den Häusern oder im Garten Äste und Steine als religiöse Symbolik um die angebeteten Gottheiten platziert.
Misedana-zukuri
Misedana-zukuri 見世棚造 oder auch dashimise-zukuri 出し店造 ist ein sehr kleines Schreingebäude innerhalb eines größeren Schreinareals, im Normalfall in der Nähe des Hauptschreins. Dieser Stil ist durch die Abwesenheit von Stiegen, die zum Eingang führen, charakterisiert. Statt den Stiegen gibt es ein Regal tana 棚. Schreine dieser Bauweise haben meist einen Giebel mit einem verlängerten Dachüberhang nagare-zukuri 流造, und einen vorderen Dachvorsprung, der stark hervorsteht. Ein Beispiel findet man im Hakusan Jinja 白山神社 in Nagano 長野市.
Dozō-zukuri
Bei dozō-zukuri 土蔵造 oder auch kura-zukuri 蔵造 handelt es sich um eine feuerfeste Konstruktion mittels eines Rahmens aus Balken und dicken, verputzten Wänden aus Lehm. Diese Gebäude wurden als Lagerhäuser verwendet. Dieses System wurde auch für eine Reihe anderer Gebäude und Teilen von Stadthäusern machiya 町屋 verwendet. Eine Form dieses Stils existierte in Kyoto bereits in der späten Kamakura-Zeit 鎌倉時代 (1185–1333), es gibt aber keine Beispiele mehr aus dieser Zeit und daher sind die Details der Struktur aus dieser frühen Phase unbekannt. Die Technik verbreitete sich in Japan in der Mitte der Edo-Zeit 江戸時代 (1600–1868), hatte ihre Hochblüte aber im 19. Jahrhundert, als die größte Konzentration von Gebäuden in diesem Stil in Edo und der Kantō-Region gebaut wurden.
Die Hauptcharakteristika sind folgende: mehrere Reihen behauener Stein, fuseki 布石, wurden auf ein Fundament gelegt. Schwellenbalken, dodai 土台, wurden auf diese Steine gelegt und Pfosten wurden in einem Abstand von ca. 90 cm aufgestellt. Die laterale Stabilität wurde mit Seilen, tōshinuki 通し貫, erreicht. Die Pfosten hatten alle 7,5 cm Einkerbungen in die waagrecht Bambusstäbe, yokodake 横竹, gelegt wurden. In etwas größeren Intervallen wurden weitere Bambusstäbe, shakuhachidake 尺八竹, horizontal durch die Pfosten geschoben und mit Strohseilen, nawa 縄 an vertikale Bambusstäbe, tatedake 縦竹, gebunden. Auf diesem Rahmen wurden die Lehmwände aufgezogen. Bis zu 16 Putzschichten wurden aufgetragen. Die Hauptschichten waren arauchi 荒打ち (die Grundschicht), tarumaki 樽巻き (mehrere Schichten mit sunazuri 砂摺り, hart gewordenem nassen Sand, vermischt, und mit waagrechten, senkrechten und diagonalen Seilen stabilisiert), ōnaoshi 大直, konaoshi 小直, muranaoshi むら直, nakanuri 中塗り und uwanuri 上塗り. Diese Lagen wurden über einen Zeitraum von vier Jahren aufgetragen bevor der feine weiße oder schwarze Verputz shikkuikabe 漆喰壁 aufgetragen wurde. Durch diese Art des Verputzens wurde die brennbare Holzkonstruktion geschützt.
Beispiele
Verweise
Internetquellen
- Encyclopedia of Shinto (Akademische HP/ Online-Enzyklopädie, Kokugakuin University, Tokyo).
- JAANUS - Japanese Architecture and Art Net Users System (Akademische HP/ Online-Enzyklopädie, Dr. Mary Neighbour Parent, seit 1982).
Bilder
Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:
- ↑ Katano-jinja in Ōsaka (片埜神社) Schreingebäude
Bild © Wikipedia, Aufnahme vom 9. April 2006.. (Letzter Zugriff: 2012/10/22)Honden des Schreines. - ↑ Meiji Schrein - Temizuya 手水舎 Schreingebäude (Holz). Taishō-Zeit; Meiji jingū, Tokyo
Bild © Andreas Pichler, Aufnahme vom 27. 5. 2008Temizuya des Meiji Schreins um sich vor dem Betreten der inneren Gebäude zu reinigen.
- ↑ Plan eines Shinto Schreines Graphik
Bild © Wikipedia, Erstellt von wikiwikiyarou am 26.07.2009.. (Letzter Zugriff: 2012/10/13)Plan eines Shinto Schreins:
- Torii
- Steintreppe
- Sandō
- Chōzuya
- Tōrō
- Kagura-den (Gebäude für Noh/Kagura)
- Shamusho (Büro der Administration)
- Ema
- Sessha/Massha
- Komainu
- Haiden
- Tamagaki
- Honden
- ↑ Kirizuma-zukuri (切妻造) Schreingebäude; Nara
Bild © JAANUS. (Letzter Zugriff: 2012/10/22) - ↑ Misedana-zukuri (見世棚造) Schrein
Bild © JAANUS. (Letzter Zugriff: 2012/10/14) - ↑ Kanda Schrein (Kanda Jinja) Schreingebäude
Bild © K. Takita, Aufnahme von 2009. (Letzter Zugriff: 2009/02/22) - ↑ Iwashimizu Hachimangu kami Schreingebäude; Yawata, Präfektur Kyoto
Bild © 663highland, Wikipedia. (Letzter Zugriff: 2021/9/9) - ↑ Ise Schrein (Ise Jingu) Schreingebäude (Holz), Detail
Bild © [1], 2011 - ↑ Sumiyoshi Taisha (住吉大社) Schreingebäude; Sumiyoshi Taisha, Osaka
Bild © Sumiyoshi Taisha. (Letzter Zugriff: 2012/10/13)Aufnahme von 2010.