Exzerpt:Moriarty 1972: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (Textersetzung - „[^:.\]]*Werk[:\s]*(\{\{[lL]iteratur:[^\{]+\}\})“ durch „{{Exzerpt | werk= $1 | bild= | bild_w= | bild_t= | kontext= | toc= <!--0, wenn kein toc --> }}“)
 
(8 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
-- ''in Bearbeitung'' --
+
{{Exzerpt
 
+
| werk= {{Literatur:Moriarty 1972}}
Rezensiertes Werk:
+
| bild= 
: {{Literatur:Moriarty 1972}}
+
| bild_w= 
 +
| bild_t= 
 +
| kontext=
 +
| toc= <!--0, wenn kein toc -->
 +
}}
  
 
=== Die Autorin ===
 
=== Die Autorin ===
Zeile 10: Zeile 14:
 
=== Der Artikel ===
 
=== Der Artikel ===
  
Die Autorin beschreibt in ihrem Artikel fünf Winter-''matsuri'' kleinerer Orte in Japan. Diese sind  wie folgt:
+
Ziel des Artikels ist es, darzulegen inwieweit der kommunitaristische Aspekt in ''matsuri'' bis in die Gegenwart bestehen geblieben ist. Die Autorin geht dabei davon aus, dass die Gemeinschaft durch die gemeinsame Arbeit auf den Reisfeldern von äußerster Wichtigkeit war und bis heute überdauert hat, wie man an der Gestaltung und den Entscheidungen im Zusammenhang mit den ''matsuri'' sehen kann. Ihrer Meinung nach lässt sich dies besser durch Dorf-''matsuri'' als durch urbane Feste darstellen, da diese dabei sind ihren "ritualistischen Symbolismus [...] zu verlieren und zu Festen rein säkularer Natur werden" (Moriarty 1972: 92).
  
* Kamimura shimotsuki maturi
+
Sie hat dazu folgende fünf Winter-''matsuri'' kleinerer Orte in Japan ausgewählt:
* Ochiai harukoma matsuri
 
* Shimoakatsuka ta-asobi matsuri
 
* Kurokawa nō matsuri
 
* Kashima jingu saitosai
 
  
Sie beschreibt nicht nur die ''matsuri'' selbst, sondern geht auch auf die Geschichte und Organisation der Feste ein. Die Beschreibungen der einzelnen ''matsuri'' fallen dabei sehr genau aus und beruhen offenbar aus Beobachtungen der Autorin.
+
* Kamimura Shimotsuki Matsuri (Präfektur Nagano)
 +
* Ochiai Harukoma Matsuri (Präfektur Yamanashi)
 +
* Shimoakatsuka Ta-asobi Matsuri (Umgebung von Tokyo)
 +
* Kurokawa Nō Matsuri (Präfektur Yamagata)
 +
* Kashima Jingu Saitosai (Präfektur Ibaraki)
  
 +
Sie beschreibt nicht nur die ''matsuri'' selbst, sondern geht auch auf die Geschichte und Organisation der Feste ein. Die Beschreibungen der einzelnen ''matsuri'' fallen dabei sehr genau aus und beruhen offenbar auf Beobachtungen der Autorin. Der Text enthält auch einige Exkurse zur japanischen Mythologie, die besonders im Teil über das Kashima Jingu Saitosai sehr ausführlich ist. Als Quelle dient hierbei das [[Kojiki]].
  
 +
Im letzten Teil des Artikels geht die Autorin schließlich auf den gemeinschaftlichen aber vor allem auf den religiösen Aspekt der beschriebenen ''matsuri'' ein.
  
Dieser Artikel beschäftigt sich vor allem mit der Darstellung von '''Volksfesten fünf kleiner Orte''', die deswegen auch den größten Teil des Artikels ausmachen. Da in der heutigen Zeit immer mehr Traditionen verschwinden, empfinde ich es als wichtig, auch kleine Einblicke in Feste zu bekommen, die die Zeiten vielleicht nicht mehr lange überdauern werden.
+
=== Kritik ===
  
Die Autorin hat wohl aus diesem Grund gezielt '''''matsuri''''' kleinster Dorfe (z.B. mit knappen 300 Dorfbewohnern) gewählt. Es sind Momentaufnahmen des '''Shintō''', von denen sich aber Theorien und Konzepte im Bezug auf den Shintō an sich ableiten lassen. So kommt die Autorin etwa zu dem Schluß, daß die '''Gemeinschaft''' durch die vereinte Arbeit auf den Reisfeldern von äußerster Wichtigkeit war und bis heute überdauert hat, wie sich an der Gestaltung und den Entscheidungen im Zusammenhang mit den ''matsuri'' sehen läßt.  
+
Der Artikel ist aufgrund der detaillierten Beschreibung der Feste sehr informativ, liest sich stellenweise aber eher wie ein Reisebericht als ein wissenschaftlicher Artikel. Die Autorin lässt sehr viel Persönliches in ihre Ausführungen einfließen: "As I watch these radiant faces around the fire I recall St. John: 'The Word was the True light that ENLIGHTENS ALL MEN..." (Moriarty 1972: 103). Für ihre Erklärungen der Symbolik, die laut der Autorin hinter den vielen Ritualen stecken, gibt sie meist leider keine Quellen an und stellt sie teilweise als allgemeingültig dar, was die wissenschaftliche Qualität des Artikels weiter mindert: "The whole ''matsuri'' takes place after dark until dawn because night is for ''Kami'', day is for man. Another reason given is that phallic symbols should not be seen during the day." (Moriarty 1972: 99)
  
Sie stellt auch mit Bedauern fest, daß die Urbanisierung dazu geführt hat, daß eine große Zahl der jungen Menschen, die die Dörfer ihrer Eltern ja nur noch zu Feiertagen besuchen, die Bedeutung der Feste ihrer Vorfahren nicht mehr begreifen. Die '''Symbolik''' der ''matsuri'' geht dadurch verloren und läßt sie zu reinen Vergnügungsfestivitäten werden.
+
Sätze wie "No matter what the pitch of excitement in the festivity, the notes of the flute immediately attunes on to the divine, they create an atmosphere of harmony and mystery." (Moriarty 1972: 100) oder "Renewal of life, purification, communion with the ''Kami'' and man, harmony of nature, man and ''Kami''...such are the recurring themes in Shinto ''matsuri''...the basic needs of man are the same...we have much to leran from a study of Shinto." (Moriarty 1972: 120) zeichnen ein außerdem sehr romantisches Bild von den beschriebenen ''matsuri''. Laut ihren Berschreibungen sind alle Teilnehmer steits voller Eifer und Freude bei der Sache und trotzen glücklich strömendem Regen und daraus resultierender Kälte.  
  
 +
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Autorin zwar viele japanische Fachbegriffe in Fußnoten oder Klammern im Text erläutert, aber auch einige, wie z.B. ''honden'', unerklärt lässt. Dafür schweift sie teilweise zu sehr in Bereiche ab, die den Text unnötig lang machen. Der Exkurs in die japanische Mythologie im Teil über das Kashima Jingu Saitosai ist zwar sehr interessant, wäre aber in einem Text über den Entstehungsmythos Japans besser aufgehoben.
 +
 +
Fazit: Der Artikel bietet einen interessanten Einblick in die Organisation von ''matsuri'', erreicht aber sein erklärtes Ziel, den gemeinschaftlichen Aspekt der Fest zu illustrieren nur teilweise. Die Autorin konzentriert sich mehr auf religiöse Aspekte und driftet dabei manchmal schon fast ins Esoterische ab: "Only through a dynamic group life, can Shinto man experience ''Kami'' and find his own identity. Only through the community can he find real meaning in life and affirm Life in alls its depth and beauty." (Moriarty 1972: 138)
  
Ein paar Vorkenntnisse sind beim Lesen dieses Textes bestimmt von Vorteil, aber man kann ihm auch mit etwas Phantasie folgen. Allerdings ist der Artikel nicht als Einführung in die Riten des Shintoismus gedacht.
 
  
 
[[Kategorie:Rezension]]
 
[[Kategorie:Rezension]]
 
[[Kategorie:Matsuri]]
 
[[Kategorie:Matsuri]]
 +
 +
<!--Vorlage:P21 gelöscht-->

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2021, 12:12 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Elizabeth Moriarty 1972
„The communitarian aspects of Shintou matsuri.“ Asian Folklore Studies 31/2 (1972), S. 91-140. (Exzerpt.)

Die Autorin

Elizabeth Moriartys Publikationen befassen sich mit asiatischer Folklore. An der Nanzan Universität in Nagoya hat sie neben dem hier rezensierten Werk einen weiteren Artikel zum Thema nenbutsu odori verfasst.

Der Artikel

Ziel des Artikels ist es, darzulegen inwieweit der kommunitaristische Aspekt in matsuri bis in die Gegenwart bestehen geblieben ist. Die Autorin geht dabei davon aus, dass die Gemeinschaft durch die gemeinsame Arbeit auf den Reisfeldern von äußerster Wichtigkeit war und bis heute überdauert hat, wie man an der Gestaltung und den Entscheidungen im Zusammenhang mit den matsuri sehen kann. Ihrer Meinung nach lässt sich dies besser durch Dorf-matsuri als durch urbane Feste darstellen, da diese dabei sind ihren "ritualistischen Symbolismus [...] zu verlieren und zu Festen rein säkularer Natur werden" (Moriarty 1972: 92).

Sie hat dazu folgende fünf Winter-matsuri kleinerer Orte in Japan ausgewählt:

  • Kamimura Shimotsuki Matsuri (Präfektur Nagano)
  • Ochiai Harukoma Matsuri (Präfektur Yamanashi)
  • Shimoakatsuka Ta-asobi Matsuri (Umgebung von Tokyo)
  • Kurokawa Nō Matsuri (Präfektur Yamagata)
  • Kashima Jingu Saitosai (Präfektur Ibaraki)

Sie beschreibt nicht nur die matsuri selbst, sondern geht auch auf die Geschichte und Organisation der Feste ein. Die Beschreibungen der einzelnen matsuri fallen dabei sehr genau aus und beruhen offenbar auf Beobachtungen der Autorin. Der Text enthält auch einige Exkurse zur japanischen Mythologie, die besonders im Teil über das Kashima Jingu Saitosai sehr ausführlich ist. Als Quelle dient hierbei das Kojiki.

Im letzten Teil des Artikels geht die Autorin schließlich auf den gemeinschaftlichen aber vor allem auf den religiösen Aspekt der beschriebenen matsuri ein.

Kritik

Der Artikel ist aufgrund der detaillierten Beschreibung der Feste sehr informativ, liest sich stellenweise aber eher wie ein Reisebericht als ein wissenschaftlicher Artikel. Die Autorin lässt sehr viel Persönliches in ihre Ausführungen einfließen: "As I watch these radiant faces around the fire I recall St. John: 'The Word was the True light that ENLIGHTENS ALL MEN..." (Moriarty 1972: 103). Für ihre Erklärungen der Symbolik, die laut der Autorin hinter den vielen Ritualen stecken, gibt sie meist leider keine Quellen an und stellt sie teilweise als allgemeingültig dar, was die wissenschaftliche Qualität des Artikels weiter mindert: "The whole matsuri takes place after dark until dawn because night is for Kami, day is for man. Another reason given is that phallic symbols should not be seen during the day." (Moriarty 1972: 99)

Sätze wie "No matter what the pitch of excitement in the festivity, the notes of the flute immediately attunes on to the divine, they create an atmosphere of harmony and mystery." (Moriarty 1972: 100) oder "Renewal of life, purification, communion with the Kami and man, harmony of nature, man and Kami...such are the recurring themes in Shinto matsuri...the basic needs of man are the same...we have much to leran from a study of Shinto." (Moriarty 1972: 120) zeichnen ein außerdem sehr romantisches Bild von den beschriebenen matsuri. Laut ihren Berschreibungen sind alle Teilnehmer steits voller Eifer und Freude bei der Sache und trotzen glücklich strömendem Regen und daraus resultierender Kälte.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Autorin zwar viele japanische Fachbegriffe in Fußnoten oder Klammern im Text erläutert, aber auch einige, wie z.B. honden, unerklärt lässt. Dafür schweift sie teilweise zu sehr in Bereiche ab, die den Text unnötig lang machen. Der Exkurs in die japanische Mythologie im Teil über das Kashima Jingu Saitosai ist zwar sehr interessant, wäre aber in einem Text über den Entstehungsmythos Japans besser aufgehoben.

Fazit: Der Artikel bietet einen interessanten Einblick in die Organisation von matsuri, erreicht aber sein erklärtes Ziel, den gemeinschaftlichen Aspekt der Fest zu illustrieren nur teilweise. Die Autorin konzentriert sich mehr auf religiöse Aspekte und driftet dabei manchmal schon fast ins Esoterische ab: "Only through a dynamic group life, can Shinto man experience Kami and find his own identity. Only through the community can he find real meaning in life and affirm Life in alls its depth and beauty." (Moriarty 1972: 138)