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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2021, 12:12 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Allan Georges Grapard 1989
„The textualized mountain - enmountained text: The lotus sutra in the Kunisaki peninsula.“ In: George and Willa Tanabe (Hg.), The lotus sutra in Japanese culture. Honolulu: University of Hawai'i Press 1989, S. 159-189. (Exzerpt.)
The following pages present some reflections on aspects of the adoption of the Lotus Sutra in the Kunisaki Peninsula in Kyūshū, as exemplified in the Rokugō kaizan Ninmon Daibosatsu hongi, a nineteenth-century text
Grapard 1989: 159

Folgende Fragen versucht der Autor in seinem Text zu beantworten:

  • Welche Bedeutung hat es, wenn eine Kultur ein Schriftstück übernimmt das bereits von einer anderen Kultur erdacht wurde?
  • Hat der erkenntnistheoretische Bezug Japans die Art, in welcher das Schriftstück akzeptiert, interpretiert und in die Praxis gebracht wurde, beeinflusst?
  • Wie hat die, durch das Lotus Sutra mit sich bringende, "Erkenntnis" sich auf die japanische Kultur ausgewirkt?
  • War der Beginn des Lotus Sutra überall in Japan der gleiche oder wurde er von lokalen Faktoren beeinflusst?
  • War die japanische Interpretation des Lotus Sutra wesentlich von einem einheitlichen oder rituellen Rahmen geformt?

In Bezug auf diese Fragen gibt es zwei Hauptprobleme:

  1. Lokaler Faktor auf einer greifbaren Ebene (Geographie,…).
  2. Kognitive, erkenntnistheoretische Faktor auf einer theoretischen Ebene (kulturelle Eigenheiten, Geschichte,…).

Inhalt

Local Considerations (S.159)

Spezielle Art kultureller Geographie mit umfangreicherem Zugang zu japanischen Religionssystemen, einmal wegen lokalen und zeitlichen Faktoren, andererseits wegen Orten an denen buddhistische und nicht-buddhistische Institutionen sich überlagert und vermischt haben. „These systems shared a number of characteristics, while keeping their own characteristics.“ (Grapard 1989: 160). Jeder Teil entwickelte einen eigenen Kult mit eigenen Ritualen, Kunst, Literatur. Jeder hat das Lotus Sutra anders interpretiert.

Cultural Considerations (S.160)

Soziale, religiöse und politische Eigenheiten führten zu:

  1. Bei der Übernahme des Lotus Sutra in Kunisaki vermischte es sich mit einem bereits durch Mythologie bestehenden Gegensatz von Kultur und Natur, was sich im Hachimankult wiederspiegelt.
  2. Das Verschwinden des Einflusses des Lotus Sutra in einer kulturellen Funktion in Kunisaki wegen Veränderungen in der Wirtschaft und der politischen Strukturen. Zum Beispiel wegen des „epistemological shift“: Die japanische Regierung verordnete 1868, dass alle kami von ihren buddhistischen Ebenbildern getrennt werden sollen.

Von vielen sozioökonomischen Einflüssen geprägt, entstand ein eigenes Bild des Lotus Sutra. Vor allem nach dem erkenntnistheoretischen Wechsel in der Meiji-Ära.

The Kunisaki Peninsula (S.161)

  1. Dieses Gebiet hat physische Eigenheiten, wie Futago-yama ("Twin Peaks"), welches einen symbolischen Vergleich zum Lotus Sutra zeigt.
  2. Während der Heian-Zeit wurde die Halbinsel Hauptzentrum von religiösen Traditionen, welche ihren Höhepunkt in der Kamakura-Zeit (1185-1333) erreichten.
  3. Über die Jahre wurde es zu einem eigenständigen kultischen Zentrum und vom Hachimankult geprägt. Ursprünglich war es in sechs Bezirke geteilt. Ein bekanntes Synonym in Bezug auf Tempel, Schreine und Bevölkerung ist Rokugō-zan.

The Hachiman Cult (S.162)

Der Ursprung Hachimans liegt im Nordosten Kyūshūs, in der ersten Hälfte der Nara-Zeit. Aktivität nahm vor allem nach Herrscher Shōmu zu, als jener Tōdaiji, ein Sinnbild für den Buddhismus, errichten ließ. Hachiman wurde als Beschützer (chinju) des Tōdaiji und im weiteren Sinne des Staates gesehen.

Der Usa Hachiman-gū in Kyūshū wurde ein mächtiges System, das Beziehungen zwischen Buddhismus und Shintō und religiöse, sowie politische Macht symbolisierte. Die Minamoto sahen in Hachiman ihre schützende Gottheit und trugen im 13. Jh stark zum Hachimankult bei. Beispielsweise auch in Kamakura, mit dem Tsurugaoka Hachiman-gū, einer politisch-religiösen Einrichtung. Es gibt Verbindungen zur Bergreligion, bzw. den yamabushi. Hachiman wurde als Offenbarung von Shakyamuni, dem historischen Buddha gesehen.

The Rokugō kaizan Ninmon Daibosatsu hongi (S.165)

Das Rokugō kaizan Ninmon Daibosatsu hongi wurde am Ende der Edo-Zeit geschrieben und bezieht sich auf mehrere früher geschriebene Texte. Es selbst ist eine Art Lotus Sutra mit vielen kopierten Stellen, aber auch eigenen Interpretationen. „This loose intertextuality will serve as the main interpretive device in the discussion that follows” (Grapard 1989: 165).

Der Text beschäftigt sich mit folgenden Abschnitten:

  1. Aufzeichnung des früheren Lebens Hachimans (Mythologie).
  2. Unbefleckte Empfängnis und Wiedergeburt in China.
  3. Der heilige Stein. Dies sind Buddhas Überlieferungen auf einem Stein am Berg, nach denen ein goldener Falke zu einer Taube mutiert. Die Taube ist eines der Symbol für Hachiman.
  4. Züchtigung des Fleisches (Feueropfer des Bodhisattva).
  5. Schutz des Staats (Mongoleninvasion).
  6. Der Lotus im Berg.
  7. Besuch in China (Hachiman lernt in China die Tendai-Abstammung).
  8. Hayato Rebellion, in der Hachiman Kyūshū vor den Aufständen beschützt.
  9. Befreiung der Lebenden in der hōjō-e Zeremonie.
  10. Hachimans Eintritt in die Höhle nach dem Ende seines Lebens.
  11. Wiederendeckung der Wallfahrt, inklusive der Beschreibung der heiligen Orte des Berges.

Kunisaki and the Lotus (S.167)

Viele Teile des ursprünglichen Sutras wurden rekonstruiert, hauptsächlich aus ideologischen Gründen. In Kunisaki entwickelte sich eine Bergaskese, deren Hauptschriftstück das Lotus Sutra ist und eine Hingabe zum Glauben des Kannon (Avalokitesvara) hat. Beide sind stark vertreten in Kunisaki. Im Lotus Sutra ist von einem Vogelkopfförmigen Berg die Rede, dem göttlichen Adler bzw. Falken. Die Berge in Kunisaki wurden mit jenen verglichen.

Mystical Visions (S.168): Darstellungen Buddhas in den Künsten... [antwort:: etwas umgebaut| ]

Intertextuality and Sacred Geography (S.171)

Speziellen japanischen kultischen Stellen wird nachgesagt heilig zu sein, weil dort Dinge passierten die etwas veränderten oder Orte sind, an denen sich kami, Buddhas oder Boddhisattvas niederließen. Die Berge sind ein solcher Ort und in der Literatur wird ein Berg als ein fantastisches Land von Buddha gesehen. Durch Errichtung von Tempel und Statuen am Berg wurde dieser Glaube verstärkt.

Vermehrt lassen sich Analogien zum Text finden:

  • Als Verbindung zwischen dem Rokugō kaizan Ninmon Daibosatsu hongi und dem Lotus Sutra werden auch die kami angesehen, welche lokale Manifestationen der Buddhas und Bodhisattvas sein sollen.
  • Während Buddha der Beschützer der indischen Berge ist, gilt Hachiman als der Beschützer der Berge in Kunisaki.
  • Kasteiung durch Feuer im Buddhismus und das Überqueren des Feuers (hi-watari) als Ritual der yamabushi.

Mountain-Being-Text: A Unified Triad (S.180): Weitere Analogien des Kultes in Kunisaki zum Lotus Sutra auch in Hinblick auf Michel Foucaults Theorien zu Convenientia, Aemulatio, Analogy und Sympathies.

The Ideology of the Sacred Nation (S.184)

Das Beschützen des Staates (chingo kokka) ist stark vertreten in der Tendai-Abstammung. Der Begriff shinkoku kann einerseits „heilige Nation“, andererseits „Land der kami“ bedeuten. Somit ist dies erneut ein Begriff religiöser und politisch-gesellschaftlicher Natur. Vorerst im Kojiki, Nihon shoki und Nihongi nur als heilige Orte beschrieben, sind diese später auch im politischen Bereich wichtig.

Die Kunisaki Halbinsel repräsentiert ein komplexes kulturelles System mit zahlreichen Teilen aus der Mythologie, altertümlichen sozialpolitischen Ansichten, speziellen Übernahmen des Buddhismus und Verbindungen von japanischen und nicht-japanischen Ritualen. Alles in Verbindung mit dem vormodernen erkenntnistheoretischen Bereich und den heiligen Orten sieht es Grapard als eine spezielle Form von nationalistischer Ideologie.

Kommentar

Bereits zu Beginn versucht der Autor klar zu machen, mit welchen Themen er sich in seinem Text auseinandersetzen will. Diese Fragen werden auch ausführlich beantwortet und er schweift kaum vom Thema ab. Bei Kapiteln wie "Intertextuality and sacred geography" und "Mountain-being text: a unified triad" wurde es mühsam zu lesen, da es im Großen und Ganzen bereits erwähnte Themen sind, die nochmals sehr detailliert wiedergegeben werden.

Für meinen Umfang an Wissen über jenes Thema war es zu kompliziert und auch zu spezifisch geschrieben. Ansonsten ist das Buch klar strukturiert und weicht nicht von der eigentlichen Idee des Textes, der Erklärung des Lotus-Sutra in der japanischen Kultur, ab. Auch Verbindungen zu Hachiman findet man regelmäßig, in Form des Berg-Kultes der yamabushi, in Analogien zu buddhistischen Mythologien und vor allem in Hinsicht auf die Bedeutung des Kunisaki und seinem eigenen Kult. Der Text sollte als Grundlage für Arbeiten zum Buddhismus in Japan herangezogen werden und ist zu empfehlen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.