Exzerpt:Piggott Jo 1997a
Themengruppe | Exzerpte |
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Behandeltes Werk |
Joan Piggott, Ph.D. der Universität Stanford in Geschichte, beschäftigt sich in ihrer Forschung hauptsachlich mit Japan und dem vormdernen China. Als Professorin für japanische Geschichte lehre sia an der Southern California Universität und der Cornell Universität.
Yūryaku, der „Große König“
Der heute als Yūryaku Tennō bekannte Herrscher des 5. Jahrhunderts, hieß zu Lebzeiten Wakatakeru oder Wakatake und wird in chinesischen Aufzeichnungan als „Bu“ bezeichnet. Laut dynastischen Aufzeichnungen hat Yūryaku im Jahr 478 einen selbstbwussten Brief, in dem er sich selbst als König von Wa (Wa no ō) titulierte, an den „chinesischen Sohn des Himmels“ geschrieben. Dieses Königreich besteht nach alter Interpretation des Kojiki und Nihon shoki als vereinigtes Herrschaftsgebiet von Inselgruppen mit dem Zentrum in der östlichen Seto-Region. Neuere Forschungen hingegen interpretieren die Aufzeichnungen nach Analyse von Straßenverläufen, Siedlungsgebieten und Kulturgegenständen so, dass auch die Gebiete um Nara und Osaka bereits im 5. Jh. unter der Herrschaft des „Großen Königs“ standen. Als Beweis dafür wird die Verbreitung der schlüssellochförmigen Hügelgräber (kofun) in diesen Regionen gesehen. Der Große König Yūryaku hat seine Macht durch verschiedene Strategien gestärkt und gesichert. Er war ein erfolgreicher Kriegsherr, betrieb aber auch eine kluge Heiratspolitik, indem er Töchter untergebener Stammesfürsten heiratete. Da das Kojiki und Nihon shoki jedoch erst 200 Jahre nach Yūryakus Tod geschrieben wurden, muss man vorsichtig sein wenn man daraus Beweise entnehmen möchte.
Die Reichsentstehung
Während der Regentschaft Yūryaku Tennōs wurden immer wieder Gesandte nach China geschickt und Yūrakus Krieger kämpften unter dem Befehl des chinesischen Kaisers auf der koreanischen Halbinsel. Es bestand auch ein reger Handel zwischen Yūryakus Reich und dem Festland. Das Herrschaftszentrum wird unter anderem in Nara vermutet, wo es laut Kojiki und Nihon shoki in der Nähe des Fluss Hatsue liegen soll, obwohl dort bis heute keine palastähnlichen Strukturen gefunden wurden. Jedoch war zu dieser Zeit der Hafen von Osaka ein wichtiges Zentrum für den Handel und für diplomatische Angelegenheiten.
Die Verbreitung und Größe der kofun außerhalb des Zentrums in der Mitte Honshūs in ländlichen Gebieten gibt Aufschluss über das Verhältniss regionaler Stammesfürsten und dem König. Sie begrenzen das Herrschaftsgebiet des Yūryaku Tennō im Osten und im Westen, das längste Grab in Ost-Japan ist 210 m lang. Aber warum wollten lokale Stammesfürsten in schlüssellochförmigen Hügelgräbern beerdigt werden? Eine Antwort darauf ist, dass ein solches Grab die Zugehörigkeit zum überregionalen und internationalen Netzwerk symbolisierte. Die Errichtung der Grabmähler war allerdings nur möglich, da durch den verstärkten Einsatz von Eisen und hydraulischer Technologie die Nahrungsproduktion verbessert werden konnte und dadurch auch nicht-Nahrungsmittel-erzeugende Projekte verfolgt werden konnten. Diese Entwicklung wird in den Aufzeichnungen auf den Handel zwischen der koreanischen Halbinsel und dem Königreich Wa zurückgeführt. Der Handel und die Herstellung von Eisenwaren waren der Schlüssel zur Vormachtstellung des Wa-Reiches. Es gibt jedoch auch Beispiele für regionale Selbständigkeit einzelner Stammesfürsten, wie die rechteckigen Hügelgräber in Izumo demonstrieren.
Aufbau des Gefolges Yūryaku Tennōs
Inschriften auf zwei Schwertern, die in Hügelgräbern gefunden wurden, geben Aufschluß über das Verhältnis Yūryakus zu seinen untergebenen Stammesfürsten in abgelegenen Teilen des Reiches. Auf dem ersten Schwert wird zum ersten Mal der Titel „Großer König“ über „alles unter dem Himmel“ (tanka 天下), nach dem Vorbild eines chinesischen Monarchen, verwendet. Yūryakus Herrschaft war zwar nicht universal, aber die Verwendung der Phrase tanka implimentiert den Einfluss des chinesischen Konzepts von Herrschaft im Wa-Königreich des 5. Jahrhunderts. Zusammen mit Techniken zu Schreiben und Aufzeichnungen anzufertigen. Das zweite Schwert war ein Geschenk Yūrakus an einen Beamten in Kyushū für seine treuen Dienste.
Im Gegensatz zu dieser friedlichen Art der Herrschaft war Yūryaku auch ein Kriegsherr. Im Nihon shoki wird davon berichtet, dass der König von Paekche im Jahr 461 einen Brunder nach Wa sandte, um ihn vor dem Angriff der Koguryō zu schützen. Diese Allianz zwischen Paekche und Wa stärkte die königliche Stellung von Yūryaku als Großen König. Zu dieser Ziet gab es eine große Einwanderungswelle an Flüchtlingen von der kriegsgeschüttelten koreanischen Halbinsel. Diese Gruppe von Flüchtlichen werden ayahito oder hata genannt, boten einen großen Pool an Arbeitskräften die Yūryaku ansiedeln und einsetzen konnte wo er wollte und die ihm uneingeschränkte Loyalität schuldeten, sowie Abgaben lieferten. Die handweklichen Künste dieser Einwanderer beeinflussten nachweislich das Leben der Eliten, wie durch Miniaturen als Grabbeigaben und Tonfiguren (haniwa) ersichtlich ist. Vormalige Gelehrte brachten Schreibkenntnisse, das Verständnis chinesischer Schriften und die Fähigkeit Aufzeichnungen zu führen, an den Hof von Wa.
Heiratspolitik
Ein weiteres wichtiges Mittel mit dem sich Yūryaku seine Vormachtstellung sicherte, waren seine Hochzeiten mit Töchtern von untergebenen Stammesfürsten. Im Nihon shoki wird berichtet, dass es in Yūryakus Palast zahlreiche Gesellschafterinnen von unterschiedlichem Status gegeben hat. Die höchstgestellte war Hatabi, die Enkelin eines Früheren Königs von Wa. Die anderen waren meist Töchter von Stammesfürsten aus den unterschiedlichen Regionen des Reiches, die als Geschenksmädchen (uneme) an den Hof geschickt wurden. Diese Verbindungen waren für beide Seiten von Vorteil. Die Familien der regionalen Fürsten sicherten sich so Status und Einfluss bei Hof, während der Große König dadurch Verbündete gewann.
Koordination von Riten
Yūryaku war zu einer zu starken kriegerischen Figur, zu einem Kriegerkönig, geworden um als himmlicher Herrscher auftreten zu können. Daraus folgte, dass sich Mitglieder der Familien Sarume, Inbe und Nakatomi auf die professionelle Ausführung von Riten spezialisierten. Sie übernahmen die Aufgaben die zuvor von der Priesterkönigin Himiko ausgeführt worden waren. Trotzdem behielt Yūryaku eine Aura von religiösem Charisma, da er in seinem Reich als Förderer des Kami-Kults galt. Laut Nihon shoki spendete er zum Beispiel dem Schrein von Ise Sachgaben und Priesterprinzessinnen (saiō).
Yūryakus Nachfolge
Um seine Herrschaft zu sichern stützte sich der „Große König“ auf militärische Gewalt, Geschenke an treue Untergebene in abgelegenen Teilen des Reiches und eine einflussbringende Heiratspolitik. Nach seinem Tod im Jahr 479 berichten Kojiki und Nihon shoki jedoch von politischen Aufspaltungen, da aus den vielen Ehen zu viele mögliche Thronerben hervorgegangen waren. Verschiedene Familien versuchten Einfluss auf den Thron zu gewinnen, indem sie unterschiedliche Prinzen unterstützten, die natürlich auch jeweils von den Familien der Mütter gestärkt wurden. Jedoch konnte sich keiner der Thronfolger für längere Zeit an der Macht halten.
Fazit
Yūryaku umgab sich selbst mit militärischem Charisma und übernahm die Kontrolle über diplomatische Beziehungen und Handel mit dem Kontinent. Weiters verband er durch die Größe seines Haushalts und seine politischen Beziehungen die abgelegensten Winkel des Reiches miteinander und erarbeitete sich den Ruf als heldenhafter Krieger und Förderer von Riten.