Exzerpt:Suzuki Ken 2018
Themengruppe | Exzerpte |
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Behandeltes Werk |
Einleitung
Suzuki führt den Text mit der kurzen Erklärung über die Affinität der Menschen, besonders in der Edo-Zeit, Legenden zu erschaffen ein. Es war üblich nicht nur bekannte Gottheiten zu verherrlichen, sondern auch verstorbene Menschen (davon oft Hohepriester aus der Heian-Zeit) als Gottheiten zu verehren. Zwei Priester wurden in dieser Zeit besonders verehrt, Jie Daishi 慈恵大師 oder Ganzan Daishi 元三大師 (912-985), aus der Heian-Periode und der Priester Tenkai 天海 (1536-1643), auch bekannt als Jigen Daishi 慈眼大師, aus der frühen Edo-Periode. Als besonders bekannt galten die Rituale des Kan’ei-ji 寛永寺, die diesen beiden Meistern zu Ehren gehalten wurden. Suzuki möchte in diesem Artikel mithilfe der kunsthistorischen Sammlung des Kan’ei-ji aus der Edo-Zeit den Einfluss des Glaubens an die beiden Meister erklären. Jie Daishi und Tenkai stammen aus verschiedenen Zeitperioden und wurden dennoch in zwei zusammenhörigen Schriftrollen namens Ganzan Daishi engi emaki 元三大師縁起絵巻 und Jigen Daishi engi emaki 慈眼大師縁起絵巻 festgehalten.
Die Entstehung des Glaubens an die zwei Großmeister
Die Schriftrollen wurden ca. 1679 erstellt. Tenkai verstarb im Jahr 1643, daher würde sein Platz in den Aufzeichnungen historisch gesehen Sinn ergeben. Warum jedoch der Ganzan Daishi ebenfalls auf diesen Schriftrollen verehrt wurde, möchte Suzuki zunächst versuchen zu erklären. Jie Daishi (Ryōgen) war Zeit seines Lebens bekannt für seine spirituellen Kräfte als Priester, sowie seinen überlegenen Intellekt. Bekanntheit erlangte er durch die buddhistischen Rituelle, die unter anderem die Geburt des Nachfolgers des Kaisers Murakami 村上(926-967) gewährleistete, sowie zahlreiche andere Fälle, in denen seine Rituale Krankheiten und Katastrophen verhindert haben sollen. Als Oberhaupt der Tendai-Schule baute er die Gebäude am Berg Hiei wieder auf und galt als großer Reformer und Organisator der Tendai-Schule. Heute ist er jedoch eher als Tsuno Daishi 角大師 bekannt, die Figur die auf buddhistischen Anhängern etc. abgebildet ist. Diese Abbildungen des Tsuno Daishi sollen die spirituelle Kraft des Ganzan Daishi besitzen, das Böse zu vertreiben.
In der Edo-Zeit begann man die Verehrung des Ryōgen mit der des Tenkai zusammenzufügen und es entstanden die Rituale zum „Glauben an die zwei Großmeister“ ryō daishi shinkō 両大師信仰. Nach dem Tod des Tenkai wurde der von ihm gegründete Kan'ei-ji in Edo zum wichtigen Wallfahrtsort. Den kunsthistorischen Aufzeichnungen dieses Tempels zufolge, gab es monatliche Zeremonien, in denen die zwei Statuen dieser Meister in einer Sänfte von einem, zum anderen Sub-Tempel des Kan'ei-ji getragen und feierlich empfangen wurden. Durch Kalender-Aufzeichnungen aus der Edo-Periode ist außerdem nachzuweisen, dass bekannte Familien, hauptsächlich um ihr Ansehen zu bewahren, jährliche große Andachtsfeiern zu Ehren der beiden Meister abhielten. Weiteren Aufzeichnungen zu Folge fand der erste Umzug zu Ehren der beiden Meister bereits 1641, also zwei Jahr vor Tenkais Tod, statt. Daraus schließt Suzuki, dass die gemeinsame Verehrung von Tenkai selbst inszeniert worden sein musste.
Die Verehrung des Ryōgen selbst lässt sich bereits auf die Muromachi-Periode zurückführen. Mönche, Adelige und Krieger hielten am Berg Hiei Vortragssitzungszeremonien zu Ehren des Ganzan Daishi ab. Daraus entstand die Tradition, Abbildungen des Ryōgen in traditionellen buddhistischen Zeremonien mit einzubinden. Aus diesem Grund wurde in der Kamakura-Zeit auch veranlasst, Figuren des Jie Daishi für die Verwendung von Gebeten und Ritualen zu verbreiten. Auch die Verbreitung der berühmten Etiketten oder Anhänger des Tsuno Daishi tsuno daishi no osatsu (角大師のお札) lassen sich auf die Kamakura-Periode zurückführen und stehen seit jeher für die Vertreibung von Krankheiten.
Eine wichtige Referenz stellt auch eine Quelle aus dem Jahr 1652 namens Aufzeichnungen der Schreinmönche des Bergs Hiei, Hiei-zan dōsha sōbō-ki 比叡山堂舎僧坊記, dar. Demnach ist der Jie Daishi der Großmeister der Dämonen.
Inkai, Verfasser der Schriftrollen
Im nächsten Kapitel geht Suzuki näher auf die Schriftrolle Ganzan Daishi engi emaki ein. Insbesondere auf die fantastischen und regionalspezifischen Merkmale. Suzuki erwähnt auch noch andere Werke über die beiden Meister, welche spätere Transkriptionen des Verfassers der Schriftrollen des Kan'ei-ji stammen. Dabei handelt es sich um die Biografie der beiden Großmeister ryō daishi denki 両大師伝記 von 1789 und das ryō daishi rishōki 両大師利生記 aus der späten Edo-Periode. Der Verfasser war ein Schüler des Tenkai und späterer Priester namens Inkai 胤海. Da es in den Schriftrollen nicht besonders viele Informationen zu Inkai gibt, bezieht sich Suzuki diesbezüglich auf die Aufzeichnung der späten Edo-Zeit toeizan shonin genjū hōjiki 叡山子院現住法脈記. Inkai war Sohn eines Ministers des Hanayama-in 花山院 und wurde 1626 Schüler des Tenkai. Am siebten Todestag des Tenkai gründete Inkai im zu Ehren eine Prüfung für Priester, wurde erster Fragesteller und später Oberpriester des Kan'ei-ji. Die Biografien verfasste er für den Zweck nicht nur das Vermächtnis der beiden Meister in Ehren zu halten, sondern auch die Geschichten über die beiden zu verbreiten. Da man sagt, dass Inkai Tenkai Zeit seines Lebens wie ein Schatten folgte, nimmt Suzuki an, dass dieser (Tenkai) seinen Schüler nicht nur als Priester unterrichtete, sondern auch verschiedene Geschichten, Legenden und Traditionen übermittelte. Ein weiterer Grund für die Erstellung der Schriftrolle sieht Suzuki darin, dass Inkai den Ruf von Tenkai zurechtrücken und seine Lehre verteidigen wollte.
Verbreitung von fantastischen Erzählungen
In den Aufzeichnungen gibt es auch zahlreiche fantastische Geschichten zum Beispiel über shugenja 修験者 oder tengu 天狗. Darin enthalten sind auch die bekannten Geschichten des Ganzan Daishi über den Spiegel des göttlichen Geistes daishi no mikagekyō 大師の御影鏡 und die Erlösung der Pestgottheit im Finger ekijin-heno-yubi-no-saido 疫神への指の済度. Als Quelle hat Inkai laut Suzuki das Werk ainōshō 壒囊鈔 (1445) des Mönches Gyōkyō aus der Mursmochi-Zeit herangezogen. Beim Vergleich der beiden Werke stellt Suzuki fest, dass Inkai seine Version der Geschichten durchaus ausgeschmückt und die fantastische Seite der Erzählungen hervorgehoben hat. Die Schriftrollen waren also nicht nur für den Zweck des Wissenstransfers an die Mönche gedacht, sondern auch um die breite Masse mit den verherrlichten Geschichten zu unterhalten.
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