Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
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Auf dem Kudan-Hügel in Tōkyō erhebt sich ein großes torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] aus Bronze. Da·hinter sieht man einen präch·tigen Schrein. Das ist der Yasukuni Schrein. Im Yasukuni Schrein werden viele loyale Menschen verehrt, die ihr Leben für unseren Kaiser (kimi) und unser Land hin·ge·geben haben. [...] Es war der Wille seiner Majestät des Kaisers (tennō heika), dass Menschen, die ihr Leben für Kaiser und Vater·land hin·ge·geben haben, ein·ge·schreint und in Festen gefeiert werden. [...] Während wir dank·bar der Gnade gedenken, die seine Majestät der Kaiser uns gewährt, wollen wir dem Bei·spiel der Loyal·ität all jener folgen, die hier ein·ge·schreint sind, und uns ganz dem Dienst für Kaiser und Vater·land hingeben.
Textpassage zum Thema „Yasukuni Jinja“ aus Grundlagen des Ethikunterrichts, 1942.1
Yukiko hat heute mit einer Freundin wieder den Yasukuni Schrein in Kudan besucht. Auf dem Rückweg denkt sie voll inniger Dank·bar·keit an die Helden·seelen, die das Land beschützen, und an den großen Sieg der kaiser·lichen Truppen, während die Strahlen der Neujahrs·sonne auf dem Weg vor den beiden Mädchen glitzern.
Post·karte aus der Zwischen·kriegs·zeit
Diese Zitate stammen aus den Jahren vor und während des Zweiten Welt·kriegs. Sie ver·deut·lichen, wie damals sowohl im so·genann·ten Ethik·unterricht (shūshin [shūshin (jap.) 修身 Moral- bzw. Ethikunterricht im ehemaligen jap. Schulsystem]) der Grund·schule als auch im populären Diskurs ein Geist der patriot·ischen Selbst·auf·opferung gepredigt wurde, der in der heutigen ja·pa·nischen Gesellschaft natürlich nicht mehr aktuell ist. Der hier ange·sprochene Yasukuni Schrein [Yasukuni Jinja (jap.) 靖国神社 Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene] existiert al·ler·dings noch immer. Er ist trotz seines pazifis·tischen Namens — „Schrein des fried·lichen Landes“ oder freier: „Schrein zur Er·haltung des Friedens im Land“ — das be·kannteste Krieger·denkmal Japans und hat den über·stei·gerten Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]-Kult, der zum ideo·log·ischen Motor der Kriegs·zeit wurde, nie in Frage gestellt. Der Yasukuni Schrein ist daher für fast alle Japaner ein Symbol·ort des ja·pa·nischen Natio·nalis·mus und der Tennō-Verehrung, und zwar gleicher·maßen für seine Befür·worter und seine Gegner.2
Die Yasukuni Problematik
Der Yasukuni Schrein wurde 1869, also un·mittel·bar nach der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Restauration, unter der Be·zeich·nung Tōkyō Shōkon-sha [Shōkon-sha (jap.) 招魂社 wtl. „Schrein zur Herbeirufung der [Helden]seelen“; Schrein zum Gedenken an gefallene Sodaten, ab der Meiji-Zeit in Gebrauch; berühmtester Vertreter ist der Yasukuni Jinja in Tōkyō] („Schrein zur Her·bei·rufung der [Helden]seelen“) ge·gründet. Seine heutige Anlage und seinen heutigen Namen, Yasukuni, erhielt er 1879. Er wurde in unmit·tel·barer Nähe des Kaiser·palastes in Tōkyō errichtet. Seine be·sondere Nähe zum Tennō wird außerdem durch das kaise·rliche Chrysan·themen-Wappen symbo·lisiert, das auch heute noch auf den Tüchern über dem Ein·gang zum Schrein und an vielen anderen Stellen zu sehen ist.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Werk von Itō Chūta (Entwurf). 1933. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Werk von Ōkuma Ujihiro (1856–1934). Meiji-Zeit, 1893. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Werk von Itō Chūta. 1934. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Der Schrein be·her·bergte von Anfang an keine all·gemein be·kannte Gott·heit, sondern sollte die „Helden·seelen“ (eirei [eirei (jap.) 英霊 „Heldenseele“; bezeichnet v.a. die im Yasukuni Schrein verehrten Kriegshelden]) der·jeni·gen ehren, die vor 1868 für die Res·taura·tion der Tennō-Herr·schaft ihr Leben ge·lassen hatten. Später wurden dann die Seelen der für den Tennō ge·fallenen Soldaten, an·ge·fangen vom ersten chi·ne·sisch-japani·schen Krieg bis zum Zweiten Welt·krieg, zu kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] des Yasukuni Schreins er·hoben. Aus dieser Zeit stammen die Zitate am Anfang dieser Seite. Sie ver·deut·lichen die zentrale Rolle, die dem Schrein zukam, um eine Ideo·logie der Opfer·bereit·schaft zu verbreiten, in der die rituelle Feier der Gefal·lenen durch den Tennō zur höchsten Form der Ehre stilisiert wurde. Wie die obige Postkarte aus der Zwischen·kriegs·zeit verdeut·licht, sollte diese patrio·tische Botschaft des Schreins jeder·mann (und vor allem auch jeder Frau) zu·gäng·lich gemacht werden, nicht nur Soldaten oder ihren An·ge·hörigen. Zu·gleich war der Schrein von Anfang an auch als Ver·anstal·tungs·ort volkstümlicher Events wie Pferde·rennen, Theater und Zirkusse konzipiert.3
Die gesetzliche Trennung von Religion und Staat
Die von den Amerikanern maß·geblich be·ein·flusste ja·pa·nische Nach·kriegs·ver·fassung sieht eine besonders strikte Tren·nung von Religion und Staat vor, mit dem expli·ziten Ziel, die Ver·flechtung von Religion und Nationa·lismus, wie sie u.a. im Yasukuni Schrein gegeben war, zu unter·binden. Der Schrein, der bis 1945 dem Militär unterstand, wurde nach Kriegs·ende in eine un·ab·hängige Religions·ge·mein·schaft umgewandelt, ähnlich einer ge·wöhn·lichen shintō·istischen Institution, und darf in dieser Form keine öffent·lichen Gelder erhalten.
Al·ler·dings be·her·bergt das Schrein·ge·lände nach wie vor ein heeres·ge·schicht·liches Museum, vor·nehmlich mit Exponaten aus dem Zweiten Welt·krieg, in dem die ja·pa·nische Eroberungs·politik sehr professionell, aber aus einem sehr einseitig-ja·pa·nischen Blick·punkt dar·gestellt wird, ohne auf die Schatten·seiten des Krieges einzugehen. Wirt·schaft·lich wird das Museum ebenso wie andere Schrein·aktivitäten von „unabhängigen Sponsoren“ unter·stützt, meist private Vereine, denen jedoch namhafte Ver·treter des öffent·lichen Lebens und der Politik vor·stehen.
Die Liberal-Demokra·tische Partei, die die poli·tische Land·schaft Japans seit dem Zweiten Welt·krieg fast durch·gehend geprägt hat, unter·nimmt regel·mäßige Versuche, einen Gesetzes·antrag im Parlament durch·zu·bringen, der den Yasukuni Schrein als nicht-religiöse Institution ein·stuft, um ihn auf diese Weise wieder in den Genuss staat·licher Unter·stützun·gen zu bringen. Auch eine Revision der Verfassung und der darin fest·ge·schrie·benen pazi·fist·ischen Grund·sätze wird immer wieder in Angriff genommen. Die nötige Zwei·drittel-Mehrheit für eine der·artige Ver·fassungs·ände·rung kam jedoch bisher nie zustande. Hin·gegen wurde die Frage, ob der Besuch eines Politikers in offizieller Funktion im Yasukuni Schrein ver·fas·sungs·konform sei oder nicht, bereits mehr·mals vom Obersten Gerichts·hof ab·schlägig be·ant·wortet. Der Schrein·besuch eines Premier·ministers stellt daher einen Bruch der Verfassung dar.4
Anhand der folgenden Punkte zeigt sich al·ler·dings, dass gesetz·liche Vorgaben und tat·säch·liche Praxis gerade im Fall des Yasukuni Schreins weit auseinander klaffen.
Jahrestag der Kapitulation
Der bekannteste — wenn auch nicht der höchste — Feier·tag des Schreins ist seit dem Ende des zweiten Welt·kriegs der 15. August, der Jahres·tag der japanischen Kapitulations·erklärung, also das Kriegs·ende. Offiziell wird der Feier·tag als Friedens·feier bezeichnet. Der Schrein unter·hält sogar einen Tauben·schlag für weiße Tauben, die am 15. August demon·strativ frei·gesetzt werden. Doch ebenso wie der Name des Schreins hat auch dieses Fest eine ambi·valente Bezie·hung zum Frieden, wenn man etwa die zahl·rei·chen Kriegs·vetera·nen und rechts·radikalen Grup·pie·rungen in Betracht zieht, die an diesem Tag (von der Polizei vor Gegen·demons·tra·tion geschützt) an die angeblich glor·reichen Zeiten des Krieges und/oder ihre persön·lichen Opfer für das Vater·land erin·nern. Regel·mäßig wird bei dieser Gele·gen·heit auch für eine Verfas·sungs·änderung demons·triert, um Japan vom dort festge·schrie·benen Verzicht auf Krieg (Artikel 9) zu befreien. Ebenso wie der Schrein selbst dienen also auch die Feiern zum Jahres·tag des Kriegs·endes weniger einer pazifis·tischen Hoffnung auf Frieden, als revan·chis·tischen Wunsch·phantasien, die auf eine Ver·herr·lichung des Milita·rismus und eine Leugnung der ja·pa·nischen Kriegsver·bre·chen im Zweiten Welt·krieg hinaus·laufen.
Heisei-Zeit, 15. 8. 2007. Bildquelle: Quirky Japan Blog, 2008.
Heisei-Zeit, 15. 8. 2007. Bildquelle: News Sohu, 2008.
„Heldenseelen“ und „Märtyrer“
Die Anzahl der im Yasukuni Schrein ver·ehrten Helden·seelen liegt heute bei rund zwei·einhalb Millionen. Ihre Namen sind pein·lichst genau in Listen erfasst. Diese Listen stellen das shintai [shintai (jap.) 神体 heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“], also das Haupt·heilig·tum des Schreins dar. Während zu Kriegs·ende 1945 etwa 250.000 Gefallene in diesen Listen ver·zeichnet waren, kamen über 90% erst nach dem Zweiten Welt·krieg dazu. Der Schrein ist heute also in erster Linie eine Gedenk·stätte für die ja·pa·nischen Opfer des zweiten Welt·kriegs. Dass diese Opfer über·haupt so genau erfasst werden konnten, war nur durch die Zu·sammen·arbeit mit den Behörden möglich, die laut Ver·fassung ei·gent·lich gar nicht hätte statt·finden dürfen.
Zu einem wirk·lich heißen polit·ischen Thema wurde der Schrein aber erst nach 1978, als vierzehn so·ge·nannte „Shōwa Märtyrer“ in den Kreis der verehrten Gott·heiten des Schreins auf·ge·nommen wurden. Viele dieser „Märtyrer“ waren als Kriegs·verbrecher der obersten Klasse hin·ge·richtet worden, unter ihnen auch Tōjō Hideki [Tōjō Hideki (jap.) 東條英機 1884–1948; General und Premierminister während des 2. WKs; verurteilter Kriegsverbrecher; kami des Yasukuni Schreins] (1884–1948), der als Ober·befehls·haber und Premier·minister während des Zweiten Welt·kriegs die Spitze so·wohl der polit·ischen als auch der milit·ärischen Macht Japans dar·stellte.
Yamamoto Munesuke, 2005.
Spiel mit der politischen Provokation
Nach Kriegs·ende besuchten sowohl der Tennō als auch diverse hohe Politiker den Schrein. Dies warf von Anfang an die Frage auf, ob dies mit der ver·fassungs·gemäßen Tren·nung von Religion und Staat vereinbar sei. Als Anfang der 80er Jahre al·ler·dings bekannt wurde, dass zu den im Yasukuni Schrein verehrten kami auch die Seelen von vier·zehn „Klasse-A Kriegs·ver·brechern“ zählten (s.o.), polari·sierten die Yasukuni-Besuche von Politikern nicht nur die japa·nische Wähler·schaft, sondern auch die Welt·öffent·lich·keit. Vor allem China und Korea reagieren seit·her sehr empfind·lich auf Besuche von offiziellen Amts·trägern beim Yasukuni Schrein. Während der Tennō von nun an auf Besuche des Schreins ver·zichtete, fühlten sich Politiker·typen, die sich als „starker Mann“ gerieren, offenbar umso mehr heraus·gefordert.
Den ersten international beachteten Tabu·bruch dieser Art setzte 1985 Nakasone Yasuhiro [Nakasone Yasuhiro (jap.) 中曽根康弘 1918–2019; japanischer Premierminister, r. 1982–1987]. Angesichts der unerwartet heftigen außen·politischen Ver·stim·mungen, die er mit dem Schrein·besuch hervorrief, wieder·holte er diesen al·ler·dings nicht mehr. Ähnlich ver·hielten sich auch die meisten Premier·minister nach ihm.
30. Okt. 1969. Bildquelle: ysf009, 2012 (Chin. Blog).
21. Apr. 2002. Bildquelle: ysf009, 2012 (Chin. Blog).
Dies änderte sich mit Koizumi Jun'ichirō [Koizumi Jun'ichirō (jap.) 小泉純一郎 1942–; japanischer Premierminister; (r. 2001–2006)], der während seiner fünf·jährigen Amts·zeit (2001–2006) jähr·lich zum Yasukuni Schrein pilgerte. Ganz offen·sicht·lich versprach er sich davon einen populis·tischen Prestige·gewinn, vor allem im rechten poli·tischen Lager, wo die Bot·schaft verstanden wurde:
- Re·habili·tierung des Yasukuni Schreins als nationales Symbol
- Relatiti·vierung der ne·gati·ven Sicht auf die Kriegs·ver·gangen·heit Japans
- Revision der Verfassung5
Obwohl selbst in Koizumis eigener Partei Stimmen gegen die Brüs·kierung des Auslands laut wurden, war Koizumi sein „Patriotismus“ wichtiger als ein einver·nehm·liches Verhältnis mit China. Umfragen in der japanischen Be·völ·kerung haben zwar er·geben, dass nur etwa 20% der Japaner für einen Besuch ihres Premiers beim Yasukuni Schrein sind, aber offen·sicht·lich ist auch nur eine Minder·heit wirklich empört über einen derartigen Akt, sodass ein Besuch des Premier·ministers insgesamt doch einen Stimmen·gewinn erzeugen kann.
Vor allem aber scheint das Thema Yasukuni eine Art Testfall dar·zu·stellen, ob und wie der lange gehegte Plan einer Revision der Ver·fassung zu ver·wirk·lichen sei. Eine derartige Revision würde nicht nur die Trennung von Staat und Religion auf·weichen, sondern vor allem die Wider·rufung von Japans Verzicht auf militärische Gewalt zur Folge haben.
Totenberuhigung oder Heldenkult?
Die Natur und der tiefere Sinn des im Yasukuni Schrein prakti·zierten Kultes ist unter Wissen·schaft·lern fast eben·so umstritten, wie die Existenz des Schreins selbst. Einer·seits lässt er sich natürlich als pro·fanes Krieger·denkmal inter·pretieren, anderer·seits gibt es ja tat·säch·lich Shintō-Priester, die dort tradi·tionelle rituelle Aufgaben ver·richten, ange·fangen von den kaiser·lichen Emissären, die dort in Vertretung des Tennō Opfergaben für die Götter in Form von Seide über·bringen. Auch findet man überall auf dem Schrein·gelände Glücksbringer und Wächterfiguren, wie sie auch sonst für religiöse Institutionen in Japan typisch sind. Der Japanologe und Religions·wissen·schaftler Klaus Antoni [Antoni, Klaus (west.) 1953–; deutscher Japanologe und Kulturwissenschaftler an der Universität Tübingen] vertritt daher die Meinung, der Yasukuni Schrein setze im Grunde eine lange Tradition der Toten·be·ruhi·gung weiter fort.6
Die Tröstung der Seelen von Ver·stor·benen ist zweifel·los tief in der japa·nischen Kultur verankert. Tröstung bedeutet in diesem Fall nicht nur Andenken und Ver·ehrung, sondern auch Beruhigung von rächenden Impulsen, die man insbe·sondere jenen Toten·seelen unter·stellt, die unter gewalt·samen oder unnatür·lichen Umständen zu Tode kommen (s. dazu Gespenster und Totengeister). Antoni sieht daher auch die primäre Funktion des Yasukuni Schreins darin, ent·spre·chende latent vor·han·dene Ängste gegen·über den gefallenen Soldaten zu kana·lisieren.
Dagegen lässt sich einwenden, dass die Aufgabe der Beruhi·gung der Totenseele tradi·tioneller·weise dem Bud·dhis·mus zufällt, während sich Shintō Schreine auf der Grundlage des kegare [kegare (jap.) 穢れ rituelle Verunreinigung, Befleckung, Schande]-Tabus vom Kontakt mit der Toten·welt eher fernhalten. Darüber hinaus entspringt das Bedürfnis, die Seelen der Verstor·benen zu „befrieden“, einer latenten Angst vor jedwedem Toten·geist, egal ob es sich ehemals um Freund oder Feind handelt. Traditionelle Zere·monien für Kriegs·opfer beziehen sich daher oft unter·schieds·los auf alle Gefallenen, oder richten sich sogar aus·schließ·lich an die gefallenen Feinde,7 da diese ein besonderes Potential in sich tragen, als grollende Rache·geister (onryō [onryō (jap.) 怨霊 Rachegeist]) wieder·zu·kehren. Die traditionellen Toten·riten haben daher nicht das primäre Ziel, die Ver·gan·gen·heit der Ver·storbenen in ein positives Licht zu rücken, sondern es geht um die Ge·gen·wart, in der man die Geister oder Toten·seelen anwesend und wirksam vermutet.
Im Yasukuni Schrein scheint es hin·ge·gen auf den ersten Blick so zu sein, dass nur Soldaten, die für den Tennō ihr Leben ließen, geehrt werden. Tat·säch·lich war dies von Anfang an das Haupt·anliegen des Schreins,8 das sich insofern doch deutlich von der traditionellen, all·gemei·nen Furcht vor grollenden Toten·seelen unter·scheidet. Auch die räum·liche Nähe zum Kaiser·palast deutet darauf hin, dass die traditionelle Angst vor dem kegare des Todes in diesem Fall wohl nicht gegeben war. Der Yasukuni Schrein ist daher ein Ort eines neu·artigen, modernen Toten·geden·kens, wo die persönliche Er·inner·ung an den Verstorbenen durch die Nähe zum Tennō überhöht werden soll. Die Schwie·rig·keit, die Auf·lösung des Schreins zu fordern, liegt unter anderem darin, dass eine große Gruppe von ansonsten unpolitischen Hinter·bliebenen tat·säch·lich durch enge emotionale Bindungen mit dem Schrein verbunden ist.
Al·ler·dings be·her·bergt die Anlage einen kleinen Neben·schrein, der kaum einem Besucher auffällt, da er durch einen Zaun vor den Blicken der Allge·mein·heit abge·schirmt ist. In diesem gut ver·steckten Seiten·schrein, der den Namen Chinreisha (Seelen·besänftigungs·schrein) trägt, werden tat·säch·lich auch die Seelen der gefallenen Feinde verehrt.9 Dieser Schrein, der erst in den 1960er Jahren errichtet wurde, stellt also so etwas wie ein Zeichen der Wieder·gut·machung gegen·über getöteten Feinden dar. Insofern kann er auch als Zu·geständnis an die traditionelle Form der Geister·beru·higung ange·sehen werden.
Es gibt also Hinweise, dass sich der Schrein — wenn·gleich verschämt — an traditionelle Formen des Toten·geden·kens an·gepasst hat, im Vorder·grund stehen al·ler·dings auch aus hiesigen Krieger·denkmals·kulten bekannte Motive einer Ehrung der Gefallenen, die un·trenn·bar mit der Glorifi·zierung des Krieges an sich ver·bunden sind. Dass sich Japan an der Schwelle zur Moderni·sierung des Shintō bediente, um seine Kriegs·gefal·lenen zu glori·fizieren, liegt also meiner Ansicht nach weniger an unter·schwel·ligen Ängsten, die religiös beseitigt werden sollten. Eher bot sich der Shintō als eine Tradition des Herrscher·kults an, die seit der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit am Kaiserhof gepflegt wurde, al·ler·dings mit einigen gravierenden Änderungen an dieser Tradition, die im folgenden Abschnitt besprochen werden.
Ōmura Masujirō und die Schizophrenie des Nationalismus
Frühe Shōwa-Zeit, vor 1945. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette.
Über den ideo·logischen Konflikten rund um den Schrein wird leicht vergessen, dass er unter allen bekann·ten Schreinen Japans nicht nur einer der welt·lichsten, sondern auch einer der „west·lichsten“ ist. Während die Haupt·gebäude selbst nach mehr oder weniger traditionellem Muster errichtet wurden, lässt sich dieser west·liche Einfluss bei·spiels·weise anhand der nach west·lichen Vor·bildern gestaltete Zugangs·allee der Anlage identifizieren. Dieser Einfluss wird noch deut·licher, wenn man sich die Statue genauer ansieht, die neben dem über·großen torii einen promi·nenten Blick·fang der Zu·gangs·allee darstellt. Stolz teilt dazu die Website des Yasukuni Schreins mit, dass es sich um das erste ja·pa·nische Bronze·monu·ment im west·lichen Stil aus dem Jahr 1893 handelt. In der Tat war die Her·stellung der Statue ein sorg·fältig ge·plantes Groß·projekt, mit dem das Japan der Meiji-Zeit offenbar unter Beweis stellen wollte, dass es techno·logisch mit dem Westen mit·halten konnte. Zu diesem Zweck wurde ein junger Bildhauer, Ōkuma Ujihiro (1856–1934), für zwei Jahre nach Europa geschickt, um sich dort die nötigen Kenntnisse zur An·fer·ti·gung der Statue anzueignen.
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit. National Diet Library, Tōkyō.
Wer aber sollte mit soviel Auf·wand verewigt werden? Es ist der „Vater der moder·nen ja·pa·nischen Armee“ Ōmura Masujirō [Ōmura Masujirō (jap.) 大村益次郎 1824–1869; Vizekriegsminister der frühen Meiji Regierung, Reformer des Militärwesens nach westlichem Muster], der zu·gleich auch als geistiger Vater des Yasukuni Schreins angesehen werden kann. Die heutigen Bewunderer dieses Ōmura Masujirō übersehen al·ler·dings zumeist geflissentlich, dass er wegen seiner modern·istischen Ideen im Jahr 1869 von genau jenen xenophoben Loyal·isten des Tennō umgebracht wurde, deren geistige Nachfahren heute zu den energischsten Unter·stützern des Schreins zählen.
Ōmura war bereits vor der Meiji-Restauration ein wiss·begie·riger Student west·lichen Wissens ge·wesen und hatte unter den wenigen gelehrten Ausländern, die zu dieser Zeit in Japan waren (u.a. der deutsche Arzt Philipp Franz von Siebold [Siebold, Philipp Franz von (west.) 1796–1866; deutscher Arzt, Naturforscher, Japanreisender und Sammler; Pionier der Japanforschung] und der amerikanische Missionar und Linguist James Curtis Hepburn [Hepburn, James Curtis (west.) 1815–1911; amerikanischer Missionar und Pionier der Japanforschung; entwickelte die heute noch gebräuchliche Hepburn-Umschrift des Japanischen]) zunächst Medizin aber auch das west·liche Militär·wesen studiert. Er zählte zum Kern jener politischen Reformer aus Chōshū [Chōshū (jap.) 長州 auch Nagato; alte Provinz im Westen von Japans Hauptinsel Honshū, heute Teil von Yamaguchi-ken.] in West-Japan, die den polit·ischen Umbruch der Meiji-Restauration vor·berei·teten, im kurzen, aber heftigen Bürger·krieg von 1868–69 (Bōshin Sensō [Bōshin Sensō (jap.) 戊辰戦争 Bōshin-Krieg (1868–1869); Bürgerkrieg zwischen Tennō-Loyalisten und Shōgunatstruppen am Beginn der Meiji-Zeit. Bōshin bezeichnet das Jahr 1868]) die Truppen der Shōgunats·regie·rung besiegen konnten, und danach die wich·tigsten Regie·rungs·ämter inne hatten. Aufgrund seiner strate·gischen Ver·dienste im Bōshin-Krieg wurde Ōmura de facto zum Kriegs·minis·ter der neuen Meiji-Regie·rung und plädierte in dieser Eigen·schaft für die all·ge·meine Wehr·pflicht und die Ab·schaf·fung des Samurai-Standes als Grund·voraus·setzung einer militä·rischen Reform. Obwohl diese Ideen bereits in der frühen Meiji-Zeit umgesetzt wurden, fiel Ōmura selbst noch vor ihrer Ver·wirkli·chung, 1869, einem Anschlag ehe·maliger Waffen·brüder zum Opfer, die ihre Samurai-Privilegien nicht abgeben wollten. Im gleichen Jahr, im 6. Monat 1869, hatte er außer·dem die Er·richtung eines Schreins zum Gedenken an die Seelen der Gefallenen im Bōshin-Krieg beantragt. Dieser Schrein wurde auch er·richtet und erhielt 1879 schließ·lich seinen heute be·kann·ten Namen, Yasukuni.
Obwohl zu Lebzeiten kontroversiell und umstritten, gab der Erfolg Ōmuras Ideen zunächst recht. Zu diesen Ideen zählten sowohl eine Ver·allge·meine·rung der Wehr·pflicht als auch eine Ver·all·gemei·nerung der Helden·ver·ehrung. Sowohl die Kriegs·führung selbst als auch die Ehrung der Kriegs·helden sollten nun nicht mehr das Pri·vileg eines elitären Standes, der Samurai, sein. Gleich·zeitig wurde diese Ehrung durch die höchste denk·bare Auto·rität, den Tennō selbst, vor·genom·men. Der Yasukuni Schrein war damit der einzige Schrein, in dem der Tennō, der den Schrein bis zum Ende des Zweiten Welt·kriegs regel·mäßig be·suchte, An·ge·hörige der all·ge·meinen Bevöl·kerung ehrte. Die viel·leicht wichtigste religions·ge·schicht·liche Inno·vation der Insti·tution Yasukuni bestand also in der Her·stel·lung einer direkten rituellen Ver·bin·dung zwischen Tennō und Volk, ein Phänomen, das in Europa seit der römi·schen Antike eine Selbst·verständ·lichkeit dar·stellt, in Japan aber ganz gegen alle bis·herigen Ge·pflogen·heiten verstieß.
Werk von Shinohara Kiyooki. Meiji-Zeit, 1895. Museum of Fine Arts, Boston.
Frühe Shōwa-Zeit, 1944. Wikimedia Commons.
So fort·schritt·lich diese Gedanken im neun·zehnten Jahr·hun·dert waren, so sehr wurden sie im zwan·zigsten Jahr·hun·dert zum Problem: Die Zentra·lisie·rung und Ver·all·gemei·ne·rung des Militär·wesens stellte die Grund·vor·aus·setzung des japa·nischen Imperialis·mus dar, während die Helden·verehrung im Yasukuni Schrein zum Modell dessen wurde, was man heute Staatsshintō nennt. Wie man diese Ent·wick·lungen bewer·tet, ist letzt·lich eine Frage der ideo·logischen Grund·haltung. Was aber von Kritikern und Befür·wortern des Staats·shinto gerne über·sehen wird, ist die Tat·sache, dass es sich dabei um ein Produkt der Mo·derne oder der „Ver·west·lichung“ Japans handelt. Märtyrer des Patrio·tis·mus, mit denen sich alle Klassen der Ge·sell·schaft iden·tifi·zieren kön·nen und sollen, sind eine Be·gleit·erschei·nung des modernen National·staats. Spezifisch ja·pa·nisch sind im Falle des Yasukuni Schreins ledig·lich die archi·tek·toni·schen und rituel·len Ele·mente. Selbst auf der Ebene der Sym·bole bedient sich der Schrein west·licher Codes, wenn man etwa an die Zucht von weißen „Friedens·tauben“ denkt.
Die Ironie der Geschichte liegt nun darin, dass aus·gerechnet dieser west·lichste aller Schreine zum Symbol·ort „echten Japaner·tums“ wurde, während sich seine Kriti·ker vor·werfen lassen müssen, keine wahren Patrioten zu sein.
Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Shotōka shūshin 初等科修身, hg. vom jap. Unterrichtsministerium 1942; engl. Ü. in Takahashi 2006, S. 160–61; Originaltext bei Ōsaka kyōikuhō kenkyūkai [Stand Feb. 2015], wo sich auch die leicht abweichende Fassung von 1920 findet.
- ↑ Die Aktualisierung dieses Artikels im Februar 2015 verdankt einige An·regun·gen einer Seminararbeit von Patrick Vierthaler (Universität Wien), herzlichen Dank.
- ↑ Nelson 2003, S. 449.
- ↑ Breen 2007, S. 2.
- ↑ S. dazu Takahashi 2006.
- ↑ Antoni 1988.
- ↑ Siehe das Bei·spiel des Mimizuka („Ohrenhügel“) in Kyōto, wo Ohren und Nasen von Koreanern, die im Korea Feldzug des Toyotomi Hideyoshi getötet wurden, bestattet sind. Auch der Usa Hachiman Schrein in Kyūshū kennt ein Seelen·besänf·ti·gungs·ritual, das aus·schließ·lich an die getö·teten Feinde gerichtet ist.
- ↑ Erste Riten zur Ehrung von Märtyrern der Tennō-Loyalisten im Kampf gegen das Shōgunat lassen sich bis 1853 zurück verfolgen. S. dazu Nelson 2003, S. 447–50.
- ↑ s. dazu ausführlich den Online-Aufsatz von John Breen, 2005.
Internetquellen
- Yasukuni Jinja, offizielle Homepage (en.)
- Yasukuni End of War Celebrations, Photoreportage von Damon Coulter, 2009.
Artikel der Online Zeitschrift The Asia-Pacific Journal: Japan Focus zum Thema Yasukuni:
- John Breen, 2005
„Yasukuni Shrine: Ritual and Memory.“ - Takahashi Tetsuya, 2007
„Yasukuni Shrine at the Heart of Japan’s National Debate: History, Memory, Denial.“ - Takenaka Akiko, 2007
„Enshrinement Politics: War Dead and War Criminals at Yasukuni Shrine.“
Literatur
Bilder
- ^ Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Ein Löwenhund (komainu) am Eingang des Yasukuni Schreins, stilistisch den sog. Chinesischen Löwen des Tōdaiji in Nara nachempfunden (siehe Sidepage Komainu), allerdings noch triumphaler gestaltet. Die Statue wurde von der Industriellenfamilie Katakura gestiftet und stammt aus der Zeit, als der Schrein unter dem Architekten Itō Chūta (1867–1954) erweitert wurde.
Werk von Itō Chūta (Entwurf). 1933. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Ōmura Masujirō (1824–1869) gilt als der Architekt des japanischen Militärwesens nach westlichem Muster, fiel aber in den politischen Wirren der frühen Meiji-Zeit einem Attentat zum Opfer. Der Yasukuni Schrein ist laut Angaben des Schreins ebenfalls sein Geisteskind. Die 1893 zu seinen Ehren im Yasukuni Schrein errichtete Statue ist das erste in westlichem Stil gestaltete Monument Japans. Der Bildhauer absolvierte eigens ein Auslandsstudium in mehreren europäischen Ländern, um sie anfertigen zu können.
Werk von Ōkuma Ujihiro (1856–1934). Meiji-Zeit, 1893. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Die Hauptgebäude des Yasukuni Schreins durch das Tor zur inneren Anlage (shinmon) betrachtet. An den geöffneten Türflügeln ist undeutlich das kaiserliche Chrysanthemenwappen erkennbar, das sich auch auf den Tüchern am Eingang der Gebetshalle wiederfindet.
Werk von Itō Chūta. 1934. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Die Gebetshalle (haiden) des Yasukuni Schreins. Dahinter befindet sich, den Blicken der Öffentlichkeit entzogen die eigentliche Haupthalle (honden) sowie ein weiterer Schrein, in dem die Listen der gefallenen, im Schrein verehrten Helden aufbewahrt sind.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012. - ^ Bei den Feiern im Yasukuni Schrein sammeln sich regelmäßig seltsame Cos-Player, die in antiquierten Uniformen an die Heldentaten der gefallenen Soldaten erinnern. Manche von ihnen mögen den Zweiten Weltkrieg tatsächlich mitgemacht haben.
Heisei-Zeit, 15. 8. 2007. Bildquelle: Quirky Japan Blog, 2008. - ^ Bei den Feiern am 15. August im Yasukuni Schrein sammeln sich alljährlich seltsame Cos-Player, die in antiquierten Uniformen an die Heldentaten der gefallenen Soldaten erinnern.
Heisei-Zeit, 15. 8. 2007. Bildquelle: News Sohu, 2008. - ^ Bilder von im Schrein vergöttlichten Soldaten. Im Vordergrund rechts Tōjō Hideki, der während der meisten Zeit des Pazifischen Krieges (1941–44) Heerführer und Premierminister in Personalunion war und nach dem Krieg als Kriegsverbrecher der Obersten Klasse hingerichtet wurde.
Yamamoto Munesuke, 2005.
- ^ Kaiser Hirohito (Shōwa Tennō) besuchte den Yasukuni Schrein sowohl vor als auch nach dem Krieg (zwischen 1952 und 1975 insgesamt acht mal). Kaiserliche Besuche wurden allerdings 1978, nach der Aufnahme von 14 der höchsten Kriegsverbrecher unter die verehrten Heldenseelen, offenbar aufgrund einer persönlichen Entscheidung des Tennō (Breen 2007, S. 4.) eingestellt.
30. Okt. 1969. Bildquelle: ysf009, 2012 (Chin. Blog). - ^ Koizumi Jun'ichirō (Ministerpräsident von 2001–2006) — hier in Begleitung eines Priesters und anderer Politiker — war der japanische Staatschef, der den Yasukuni Schrein bislang in offizieller oder halboffizieller Form am häufigsten besuchte und damit ernsthafte diplomatische Konflikte mit China und Korea provozierte.
21. Apr. 2002. Bildquelle: ysf009, 2012 (Chin. Blog). - ^ Postkarte aus der Zwischenkriegszeit. Im Vordergrund die Statue Ōmuras, damals mit Kanonen „verziert“. Im Hintergrund das zweite torii und das shinmon des Yasukuni Schreins.
Frühe Shōwa-Zeit, vor 1945. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette. - ^ Trotz anders lautender Signatur soll es sich bei dem Original dieser Buchillustration um ein posthumes Portrait Ōmuras handeln, das der italienische Lithograph Edoardo Chiossone, der auch mehrere bekannte Geldscheinmotive für die Meiji-Regierung entwarf, anfertigte.
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit. National Diet Library, Tōkyō. - ^ Besuch des Meiji Tennō (im Vordergrund zu Pferd) im Yasukuni Schrein. Im Hintergrund ist die Haupthalle des Schreins zu sehen, die heute noch existiert, allerdings durch eine später errichtete Gebetshalle kaum mehr sichtbar ist.
Werk von Shinohara Kiyooki. Meiji-Zeit, 1895. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Geldschein aus Japans Kriegszeit (1942–45) mit dem Motiv des Yasukuni Schreins.
Frühe Shōwa-Zeit, 1944. Wikimedia Commons. - ^ Yasukuni Schreinanlage aus der Vogelperspektive, von Norden aus gesehen. Der Park im Hintergrund zählt bereits zur weitläufigen Anlage des kaiserlichen Palastes in Tōkyō. Im Vordergrund links das Yūshū-kan, ein modernes Kriegsmuseum. Was heute kaum mehr auffällt, ist die Hügellage des Schreins, die einstmals einen grandiosen Blick auf Tōkyō bot.
Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Glossar
- Abe Shinzō 安倍晋三 ^ 1954–2022; japanischer Premierminister 2006–2007 und 2012–2020
- Antoni, Klaus (west.) ^ 1953–; deutscher Japanologe und Kulturwissenschaftler an der Universität Tübingen
- Bōshin Sensō 戊辰戦争 ^ Bōshin-Krieg (1868–1869); Bürgerkrieg zwischen Tennō-Loyalisten und Shōgunatstruppen am Beginn der Meiji-Zeit. Bōshin bezeichnet das Jahr 1868
- Hepburn, James Curtis (west.) ^ 1815–1911; amerikanischer Missionar und Pionier der Japanforschung; entwickelte die heute noch gebräuchliche Hepburn-Umschrift des Japanischen
- Koizumi Jun'ichirō 小泉純一郎 ^ 1942–; japanischer Premierminister; (r. 2001–2006)
- Mitama Matsuri みたままつり ^ Ahnenfest (wtl. Seelen-Fest) am Yasukuni Jinja in Tōkyō; wurde 1947 in Anlehnung an das Bon-Fest entwickelt
- Nakasone Yasuhiro 中曽根康弘 ^ 1918–2019; japanischer Premierminister, r. 1982–1987
- Ōkuma Ujihiro 大熊氏廣 ^ 1856–1934; Bildhauer; Pionier westlicher Skulpturtechniken
- Ōmura Masujirō 大村益次郎 ^ 1824–1869; Vizekriegsminister der frühen Meiji Regierung, Reformer des Militärwesens nach westlichem Muster
- Shōkon-sha 招魂社 ^ wtl. „Schrein zur Herbeirufung der [Helden]seelen“; Schrein zum Gedenken an gefallene Sodaten, ab der Meiji-Zeit in Gebrauch; berühmtester Vertreter ist der Yasukuni Jinja in Tōkyō
- Siebold, Philipp Franz von (west.) ^ 1796–1866; deutscher Arzt, Naturforscher, Japanreisender und Sammler; Pionier der Japanforschung
- Tōjō Hideki 東條英機 ^ 1884–1948; General und Premierminister während des 2. WKs; verurteilter Kriegsverbrecher; kami des Yasukuni Schreins
- Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
- Impressum
- Glossare
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„Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001